Glücklich ohne Arbeit

Job verloren? Kurzarbeit? Man will nicht mehr den Diener machen!

Ein Leben ohne Arbeit, geht das? Unvorstellbar! Und doch ist es vorstellbar. Während Ihrer Therapie oder Ihrem Coaching bei mir können Sie lernen, nicht mehr zu arbeiten, sondern spielerisch tätig zu sein. Arbeit war ursprünglich eine Schande und bedeutete Mühe, Beschwernis und Leiden. Nur Sklaven arbeiteten. Freie Menschen ließen arbeiten. Arbeit war eine Strafe und galt als Schande. Jesus, der Revolutionär, sagte ausdrücklich, dass man sich nicht sorgen soll. Heutzutage wird Arbeit als die zentrale Sinnstiftung des Lebens angesehen und zwischen Arbeits- und Freizeit unterschieden. Ich zeige Ihnen, wie Sie sich aus diesem furchtbaren Labyrinth befreien können. Sie werden nicht mehr arbeiten, sondern lernen, wie man mithilfe der Einbildungskraft spielerisch leben kann. Der spielerisch tätige Mensch ist froh und glücklich, während der arbeitende Mensch bedrückt seiner Karriere nachgeht und dadurch ein Burn-out entwickelt: „Karriere“ leitet sich von „Karre“ ab. Der arbeitende Mensch fühlt sich im Geschirr. Pflichtbewusst zieht er die Karre aus dem Dreck und verdreckt dabei. Dadurch entsteht ein schlechtes Selbstwertgefühl, während durch das Spiel ein gutes Selbstwertgefühl entwickelt wird. Ob wir uns in der Hölle oder himmlisch fühlen, ist vom Glauben abhängig. Sogar unser Wirtschaftssystem lebt vom Glauben. Denn ‚Kredit’ bedeutet wörtlich: man glaubt. Der Glaube kann Berge versetzen. Die Einbildungs- oder Vorstellungskraft wirken schädigend oder befreiend. Denn die Gedanken sind frei! Mit mir lernen Sie, wie Sie sich befreien können. Durch einen gedanklichen „Schleuderkurs“ steuern Sie sich besser und werden froh und zufrieden und vielleicht sogar glücklich.

 

 

So

21

Feb

2016

Doping und Korruption

Olympische Spiele, Wettkämpfe, Doping und Korruption

Alle Säugetiere, und so auch der Mensch, spielen. Jedem Kind sind Neugier und Lust zum Spiel angeboren. Das Spiel gilt entwicklungspsychologisch als Hauptantriebskraft der frühkindlichen Selbstfindung und späteren Sozialisation des Menschen. Der Mensch reflektiert, erforscht und erkennt die Welt zuerst im Spiel. Das Spielen erzeugt eine gute Stimmung. Das Zentrum unseres Belohnungszentrums ist der Nukleus accumbens. Dieser Nervenknoten verbindet lebenswichtige Vorgänge wie Essen, Trinken und Sex etc. mit einem Lustgefühl, indem er den Neurotransmitter Dopamin ausschüttet und gemeinsam mit  Adrenalin und Serotonin eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns und im gesamten Organismus auslöst. Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga untersuchte in seinem Werk ‚Homo ludens’ die Rolle des Spiels in allen Bereichen der Kultur, besonders in Recht, Wissenschaften, Kunst und Philosophie. Das Spiel wird von ihm als zentraler, selbständiger Kulturfaktor beschrieben und als Ursprungsort aller großen kulturellen Bildungen angesehen. In ihren Spielen bringt die Gemeinschaft ihre Deutung des Lebens und der Welt zum Ausdruck. Roger Callois, ein französischer ‚Ludologe’ hat sechs fundamentale Regeln eines Spiels definiert: Es gibt eine freiwillige Zusammenkunft der Spieler. Spielen ist unproduktiv und ein räumlich und zeitlich begrenztes Ereignis. Organisierte Spiele haben einen durch ein Regelwerk festgelegten Ablauf. Man lebt während des Spiels in einer fiktiven Wirklichkeit. Das Spiel hat einen offenen Ablauf und ein ungewisses Ende. Es werden ‚Agon’ (Wettkampf), ‚Alea’ (Zufall), ‚Mimikry’ (Maske) und ‚Ilinx’ (Rausch) unterschieden. In kultischen und religiösen Ereignissen gibt es einen heiligen Ernst. So zum Beispiel beim Abendmahl. Während der Wandlung spricht der Priester: „hoc est corpus meum“  - „dies ist mein Leib“. Daraus entstand die Verballhornung ‚Hokuspokus’. Das Abendmahl ist aus dem Schlachtopfer entstanden, denn der Altar war ursprünglich eine Schlachtbank. In der griechischen Mythologie erfanden die Götter das Spiel. Hermes, der Götterbote, Gott der Diebe und der Kaufleute, der Seelenwäger und Seelenführer ins Reich der Toten, soll den Würfel zum Zweck des Spielens entwickelt haben. 

 

Die Olympischen Spiele

Der Ursprung der Olympischen Spiele der Antike liegt vermutlich im 2. Jahrtausend v. Chr. Die Spiele waren keine Sportveranstaltung, sondern ein religiöses Fest zu Ehren des Göttervaters Zeus und des göttlichen Helden Pelops. Die Wettkampfrichter prüften die Teilnahmeberechtigung der Athleten und überwachten die Einhaltung der Hygiene, das Training und die Beachtung der Wettkampfregeln. Zu Beginn der Spiele wurden sie und die Athleten vereidigt. Bei Regelverstößen hatten sie das Recht, körperliche Züchtigung anzuordnen, die durch die „Peitschenträger“ vollzogen wurde. Bei Verstößen wurde der Teilnehmer sofort von den weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen und in Unehren in seine Heimatstadt geschickt. Auf Kosten des Regelverletzers wurden sogar Zeusstatuen angefertigt und am Zugang zum Stadion aufgestellt, an deren Postament der Name und der Herkunftsort des Bestraften verewigt wurden. Gegebenenfalls wurde noch eine öffentliche Auspeitschung durch Sklaven vorgenommen. Trotzdem behielt ein bestrafter Athlet aber den Titel und seinen Siegerkranz. Die Sieger sah man als „von den Göttern begünstigt“ an und verewigte sie mit Gedichten und Statuen. Jede Niederlage, sogar schon ein zweiter oder dritter Platz, galt als untilgbare Schmach. Die Verlierer kehrten auf Schleichwegen in ihre Heimat zurück, um dem von ihnen erwarteten Spott zu entgehen. Die Einführung der Olympischen Spiele der Neuzeit wurde 1894 als Wiederbegründung der antiken Festspiele auf Anregung von Pierre de Coubertin beschlossen. Sie sollten dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen. Aber die Spiele haben trotzdem ihren todernsten Charakter behalten. Es handelt sich um einen Agon, einen Wettkampf, der sehr ehrgeizig ausgetragen wird. Die Spieler geizen nach Ehre. Geiz galt ehemals als Todsünde. Trotzdem wollen viele um jeden Preis siegen. Dafür werden auch Intrigen eingesetzt. Intrigen sind Handlungsstrategien, wodurch versucht wird, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Mittels der Intrige wird versucht, eine persönlichen emotionalen Befriedigung oder gruppeneigene Vorteile durchzusetzen. Eine der berühmtesten Intrigen der abendländischen Weltgeschichte fand im Kampf um Troja statt: Die Griechen schenkten den Trojanern das berühmte hölzerne Pferd. Der englische Begriff für Geschenk ist ‚gift‘. Geschenke sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie können sehr giftig sein. Denken wir an den Begriff der Mitgift. Damit kommen wir zum Doping:

 

Doping

Dieser Begriff kommt aus dem Englischen und ist das Gerundium des Verbs to dope: Drogen verabreichen. Ursprünglich entstand das Doping beim britischen Pferderennen. Man gab den Pferden des gegnerischen Rennstalles heimlich Alkohol, wodurch diese dann geschwächt waren. Heute versteht man unter Doping die Einnahme unerlaubter Substanzen oder die Nutzung unerlaubter Methoden zur Steigerung bzw. zum Erhalt der Leistung, was zu einer ungleichen Chancenverteilung im sportlichen Wettbewerb führt. Doping wird auch im Berufsleben im Zusammenhang mit Aufputschmitteln sowie erwünschten oder vermeintlich benötigten Steigerungen von z. B. Aufmerksamkeit, Ausdauer, Leistung und Stressresistenz verwendet. Laut dem Gesundheitsreport 2015 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse verwenden schätzungsweise bis zu fünf Millionen Beschäftigte zeitweise rezeptpflichtige Medikamente, um „besser“ mit dem Leben zurechtzukommen. Darüber hinaus verwenden viele Menschen Tabak, Alkohol, Haschisch, Kokain, Viagra etc. Letztlich soll damit das eingangs erwähnte Belohnungszentrum getriggert werden. Als allumfassendstes Dopingmittel kann das Geld angesehen werden:

Geld, primär ein Tauschmittel zwischen Menschen und Göttern 

Es ist üblich, Werte durch Geld darzustellen. Geld ist eine Fiktion, eine Fantasie, ein Symbol, woran die menschliche Gemeinschaft glaubt. Geld gehörte in allen Kulturen zum heiligen Raum. In der Antike wurde in allen Hochkulturen eine Tempelwirtschaft betrieben. Die Tempel waren antike Bankhäuser, die Kredite bis zu 50% gaben. Die Übersetzung des althochdeutschen gelt bedeutet sinngemäß ein Opfer an die Götter. Das angelsächsische gild − heute guild − bedeutet ursprünglich Opfergemeinschaft. Man opfert der Gottheit, dafür gibt die Gottheit Erfolg. Es gab vieles, was als Geld angesehen wurde, so beispielsweise das lebenswichtige Salz, woraus der römische Name Sold entstand. Wir bewegen uns, wenn wir unsere alltäglichen Geldgeschäfte tätigen, in einer virtuellen Welt. Psychiatrisch formuliert kann Geld als eine Art legitimierter Beziehungswahn angesehen werden, denn man muss an den Geldschein oder die Kreditkarte glauben. Der Begriff Kredit ist aus dem Italienischen credito entlehnt, was „Leihwürdigkeit“ und Vertrauen schenken bedeutete. Sobald die Menschen den Glauben an das Geld verlieren, also dem Staat nicht mehr vertrauen und ihn nicht mehr als kreditwürdig ansehen, entsteht eine Inflation. Flare, aus dem Lateinischen kommend, bedeutet blasen: Es löst sich alles in Luft auf.

 

Eine spezielle Form des Dopings ist die Korruption

Bevor direkt auf die Korruption eingegangen wird, noch einer kleiner Exkurs in die Soziobiologie: Mit dem Handicap-Prinzip wird beschrieben, dass ein Nachteil auch Stärke demonstrieren kann. Wer trotz  Handicap den Wettbewerb mit seinen Artgenossen und Konkurrenten erfolgreich übersteht, wird nach dieser Theorie von seiner Umwelt als besonders lebenstüchtig, potent und dadurch als attraktiv wahrgenommen. Sprichwörtlich ist die eindrucksvolle dunkle Mähne männlicher afrikanischer Löwen. Sie ist der visuelle Ausdruck eines hohen Testosteron-Spiegels und guter Ernährung, was für das Individuum gleichzeitig bedeutet, dass es in der sengenden Sonne der afrikanischen Savanne einem deutlich erhöhten Hitzestress ausgesetzt ist. Feldversuche mit ausgestopften männlichen Löwen zeigten, dass Weibchen sehr positiv auf männliche Tiere mit ausgeprägter Mähne reagieren. Die Löwinnen „denken“, dass die Gene so eines potent erscheinenden Löwen besonders gut sind. Männliche Konkurrenten dagegen gehen solchen Individuen eher aus dem Weg. Es sei an Richard Dawkins „egoistisches Gen“ erinnert. Potentielle Angreifer und die am Sex interessierten Löwinnen lassen sich von der demonstrierten Macht bestechen, respektive korrumpieren. Der Begriff „Korruption“ leitet sich von lateinisch corruptus ‚bestochen‘ ab. Er bezeichnet Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung. Sie wird als destruktiver Akt der Verletzung des allgemeinen Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils definiert. In den feudalen europäischen Flächenstaaten des 18. Jahrhunderts wurde Korruption systematisch praktiziert. Diplomaten hatten eine Art Anrecht darauf, bestochen zu werden. Je höher der Rang, desto höher die Ausgaben für ehrenwerte Luxusattribute. Heute werden viele Spitzensportler- und Manager mit astronomischen Geldsummen entlohnt, womit sie sich durch Luxusattribute aufwerten können. Ihre Gehälter werden Honorar genannt. In diesem Begriff steckt der Begriff der Ehre. Je höher das Honorar, desto größer die Ehre. Allerdings bringt diese übergroße Honorierung auch Stress. Sie muss versteuert werden. Wie ehrenhaft sind nun etliche Spitzenmanager wie beispielsweise des Fußballs oder mancher Autokonzerne? Sepp Blatter, Uli Hoeneß und wie sie alle heißen. Auch eines „Kaisers“ Thron wackelt schon. Millionenspieler, die nachweislich korrumpiert und - hoffentlich - verspielt haben. 

Dr. med. R. Mathias Dunkel  

5 Kommentare

So

31

Jan

2016

Napoleon - ein berühmter Flüchtling

In der Nacht zum 24. Juni 1812 befahl Kaiser Napoleon den Einmarsch seiner Grande Armée (etwa 475.000 Mann) nach Russland. Er erwartete einen schnellen Sieg, sein strategisches Ziel war es, die russischen Hauptstreitkräfte zu einer Schlacht zu stellen und möglichst früh vernichtend zu schlagen, deshalb folgten seine Truppen den russischen Streitkräften in Eilmärschen.

mehr lesen 0 Kommentare

Fr

06

Feb

2015

Geld kann aggressiv machen!

Geldwechsler, Bankiers, hast du sogar mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel. Unglücklicher Schwärmer, jetzt hängst du am Kreuz als warnendes Exempel! So reimte Heinrich Heine einst in seinem Wintermärchen. Sogar der sonst so sanftmütige Jesus griff zur Peitsche, als er sah, wie sich die Banker vornehmlich um das Geld kümmerten.

mehr lesen 12 Kommentare

Di

03

Feb

2015

Man muss im Laufe seines Lebens Haare lassen.

Auf diesem Gemälde Rembrandts - der Blendung Simsons - ist eindeutig dargestellt, dass durch Stress Haarverlust entstehen kann. Haarverlust ist ein psychosomatisches Geschehen. Die meisten Dermatologen bestreiten das!

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So

01

Feb

2015

Werden Sie glücklich - ohne Arbeit!

Ja, renn nur nach dem Glück 

doch renne nicht zu sehr 

denn alle rennen nach dem Glück 

das Glück rennt hinterher.

So reimt Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper. Ohne zu rennen und zu jagen glücklich zu werden, das ist Kunst:

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So

21

Feb

2016

Doping und Korruption

Olympische Spiele, Wettkämpfe, Doping und Korruption

Alle Säugetiere, und so auch der Mensch, spielen. Jedem Kind sind Neugier und Lust zum Spiel angeboren. Das Spiel gilt entwicklungspsychologisch als Hauptantriebskraft der frühkindlichen Selbstfindung und späteren Sozialisation des Menschen. Der Mensch reflektiert, erforscht und erkennt die Welt zuerst im Spiel. Das Spielen erzeugt eine gute Stimmung. Das Zentrum unseres Belohnungszentrums ist der Nukleus accumbens. Dieser Nervenknoten verbindet lebenswichtige Vorgänge wie Essen, Trinken und Sex etc. mit einem Lustgefühl, indem er den Neurotransmitter Dopamin ausschüttet und gemeinsam mit  Adrenalin und Serotonin eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns und im gesamten Organismus auslöst. Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga untersuchte in seinem Werk ‚Homo ludens’ die Rolle des Spiels in allen Bereichen der Kultur, besonders in Recht, Wissenschaften, Kunst und Philosophie. Das Spiel wird von ihm als zentraler, selbständiger Kulturfaktor beschrieben und als Ursprungsort aller großen kulturellen Bildungen angesehen. In ihren Spielen bringt die Gemeinschaft ihre Deutung des Lebens und der Welt zum Ausdruck. Roger Callois, ein französischer ‚Ludologe’ hat sechs fundamentale Regeln eines Spiels definiert: Es gibt eine freiwillige Zusammenkunft der Spieler. Spielen ist unproduktiv und ein räumlich und zeitlich begrenztes Ereignis. Organisierte Spiele haben einen durch ein Regelwerk festgelegten Ablauf. Man lebt während des Spiels in einer fiktiven Wirklichkeit. Das Spiel hat einen offenen Ablauf und ein ungewisses Ende. Es werden ‚Agon’ (Wettkampf), ‚Alea’ (Zufall), ‚Mimikry’ (Maske) und ‚Ilinx’ (Rausch) unterschieden. In kultischen und religiösen Ereignissen gibt es einen heiligen Ernst. So zum Beispiel beim Abendmahl. Während der Wandlung spricht der Priester: „hoc est corpus meum“  - „dies ist mein Leib“. Daraus entstand die Verballhornung ‚Hokuspokus’. Das Abendmahl ist aus dem Schlachtopfer entstanden, denn der Altar war ursprünglich eine Schlachtbank. In der griechischen Mythologie erfanden die Götter das Spiel. Hermes, der Götterbote, Gott der Diebe und der Kaufleute, der Seelenwäger und Seelenführer ins Reich der Toten, soll den Würfel zum Zweck des Spielens entwickelt haben. 

 

Die Olympischen Spiele

Der Ursprung der Olympischen Spiele der Antike liegt vermutlich im 2. Jahrtausend v. Chr. Die Spiele waren keine Sportveranstaltung, sondern ein religiöses Fest zu Ehren des Göttervaters Zeus und des göttlichen Helden Pelops. Die Wettkampfrichter prüften die Teilnahmeberechtigung der Athleten und überwachten die Einhaltung der Hygiene, das Training und die Beachtung der Wettkampfregeln. Zu Beginn der Spiele wurden sie und die Athleten vereidigt. Bei Regelverstößen hatten sie das Recht, körperliche Züchtigung anzuordnen, die durch die „Peitschenträger“ vollzogen wurde. Bei Verstößen wurde der Teilnehmer sofort von den weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen und in Unehren in seine Heimatstadt geschickt. Auf Kosten des Regelverletzers wurden sogar Zeusstatuen angefertigt und am Zugang zum Stadion aufgestellt, an deren Postament der Name und der Herkunftsort des Bestraften verewigt wurden. Gegebenenfalls wurde noch eine öffentliche Auspeitschung durch Sklaven vorgenommen. Trotzdem behielt ein bestrafter Athlet aber den Titel und seinen Siegerkranz. Die Sieger sah man als „von den Göttern begünstigt“ an und verewigte sie mit Gedichten und Statuen. Jede Niederlage, sogar schon ein zweiter oder dritter Platz, galt als untilgbare Schmach. Die Verlierer kehrten auf Schleichwegen in ihre Heimat zurück, um dem von ihnen erwarteten Spott zu entgehen. Die Einführung der Olympischen Spiele der Neuzeit wurde 1894 als Wiederbegründung der antiken Festspiele auf Anregung von Pierre de Coubertin beschlossen. Sie sollten dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen. Aber die Spiele haben trotzdem ihren todernsten Charakter behalten. Es handelt sich um einen Agon, einen Wettkampf, der sehr ehrgeizig ausgetragen wird. Die Spieler geizen nach Ehre. Geiz galt ehemals als Todsünde. Trotzdem wollen viele um jeden Preis siegen. Dafür werden auch Intrigen eingesetzt. Intrigen sind Handlungsstrategien, wodurch versucht wird, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Mittels der Intrige wird versucht, eine persönlichen emotionalen Befriedigung oder gruppeneigene Vorteile durchzusetzen. Eine der berühmtesten Intrigen der abendländischen Weltgeschichte fand im Kampf um Troja statt: Die Griechen schenkten den Trojanern das berühmte hölzerne Pferd. Der englische Begriff für Geschenk ist ‚gift‘. Geschenke sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie können sehr giftig sein. Denken wir an den Begriff der Mitgift. Damit kommen wir zum Doping:

 

Doping

Dieser Begriff kommt aus dem Englischen und ist das Gerundium des Verbs to dope: Drogen verabreichen. Ursprünglich entstand das Doping beim britischen Pferderennen. Man gab den Pferden des gegnerischen Rennstalles heimlich Alkohol, wodurch diese dann geschwächt waren. Heute versteht man unter Doping die Einnahme unerlaubter Substanzen oder die Nutzung unerlaubter Methoden zur Steigerung bzw. zum Erhalt der Leistung, was zu einer ungleichen Chancenverteilung im sportlichen Wettbewerb führt. Doping wird auch im Berufsleben im Zusammenhang mit Aufputschmitteln sowie erwünschten oder vermeintlich benötigten Steigerungen von z. B. Aufmerksamkeit, Ausdauer, Leistung und Stressresistenz verwendet. Laut dem Gesundheitsreport 2015 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse verwenden schätzungsweise bis zu fünf Millionen Beschäftigte zeitweise rezeptpflichtige Medikamente, um „besser“ mit dem Leben zurechtzukommen. Darüber hinaus verwenden viele Menschen Tabak, Alkohol, Haschisch, Kokain, Viagra etc. Letztlich soll damit das eingangs erwähnte Belohnungszentrum getriggert werden. Als allumfassendstes Dopingmittel kann das Geld angesehen werden:

Geld, primär ein Tauschmittel zwischen Menschen und Göttern 

Es ist üblich, Werte durch Geld darzustellen. Geld ist eine Fiktion, eine Fantasie, ein Symbol, woran die menschliche Gemeinschaft glaubt. Geld gehörte in allen Kulturen zum heiligen Raum. In der Antike wurde in allen Hochkulturen eine Tempelwirtschaft betrieben. Die Tempel waren antike Bankhäuser, die Kredite bis zu 50% gaben. Die Übersetzung des althochdeutschen gelt bedeutet sinngemäß ein Opfer an die Götter. Das angelsächsische gild − heute guild − bedeutet ursprünglich Opfergemeinschaft. Man opfert der Gottheit, dafür gibt die Gottheit Erfolg. Es gab vieles, was als Geld angesehen wurde, so beispielsweise das lebenswichtige Salz, woraus der römische Name Sold entstand. Wir bewegen uns, wenn wir unsere alltäglichen Geldgeschäfte tätigen, in einer virtuellen Welt. Psychiatrisch formuliert kann Geld als eine Art legitimierter Beziehungswahn angesehen werden, denn man muss an den Geldschein oder die Kreditkarte glauben. Der Begriff Kredit ist aus dem Italienischen credito entlehnt, was „Leihwürdigkeit“ und Vertrauen schenken bedeutete. Sobald die Menschen den Glauben an das Geld verlieren, also dem Staat nicht mehr vertrauen und ihn nicht mehr als kreditwürdig ansehen, entsteht eine Inflation. Flare, aus dem Lateinischen kommend, bedeutet blasen: Es löst sich alles in Luft auf.

 

Eine spezielle Form des Dopings ist die Korruption

Bevor direkt auf die Korruption eingegangen wird, noch einer kleiner Exkurs in die Soziobiologie: Mit dem Handicap-Prinzip wird beschrieben, dass ein Nachteil auch Stärke demonstrieren kann. Wer trotz  Handicap den Wettbewerb mit seinen Artgenossen und Konkurrenten erfolgreich übersteht, wird nach dieser Theorie von seiner Umwelt als besonders lebenstüchtig, potent und dadurch als attraktiv wahrgenommen. Sprichwörtlich ist die eindrucksvolle dunkle Mähne männlicher afrikanischer Löwen. Sie ist der visuelle Ausdruck eines hohen Testosteron-Spiegels und guter Ernährung, was für das Individuum gleichzeitig bedeutet, dass es in der sengenden Sonne der afrikanischen Savanne einem deutlich erhöhten Hitzestress ausgesetzt ist. Feldversuche mit ausgestopften männlichen Löwen zeigten, dass Weibchen sehr positiv auf männliche Tiere mit ausgeprägter Mähne reagieren. Die Löwinnen „denken“, dass die Gene so eines potent erscheinenden Löwen besonders gut sind. Männliche Konkurrenten dagegen gehen solchen Individuen eher aus dem Weg. Es sei an Richard Dawkins „egoistisches Gen“ erinnert. Potentielle Angreifer und die am Sex interessierten Löwinnen lassen sich von der demonstrierten Macht bestechen, respektive korrumpieren. Der Begriff „Korruption“ leitet sich von lateinisch corruptus ‚bestochen‘ ab. Er bezeichnet Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung. Sie wird als destruktiver Akt der Verletzung des allgemeinen Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils definiert. In den feudalen europäischen Flächenstaaten des 18. Jahrhunderts wurde Korruption systematisch praktiziert. Diplomaten hatten eine Art Anrecht darauf, bestochen zu werden. Je höher der Rang, desto höher die Ausgaben für ehrenwerte Luxusattribute. Heute werden viele Spitzensportler- und Manager mit astronomischen Geldsummen entlohnt, womit sie sich durch Luxusattribute aufwerten können. Ihre Gehälter werden Honorar genannt. In diesem Begriff steckt der Begriff der Ehre. Je höher das Honorar, desto größer die Ehre. Allerdings bringt diese übergroße Honorierung auch Stress. Sie muss versteuert werden. Wie ehrenhaft sind nun etliche Spitzenmanager wie beispielsweise des Fußballs oder mancher Autokonzerne? Sepp Blatter, Uli Hoeneß und wie sie alle heißen. Auch eines „Kaisers“ Thron wackelt schon. Millionenspieler, die nachweislich korrumpiert und - hoffentlich - verspielt haben. 

Dr. med. R. Mathias Dunkel  

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So

31

Jan

2016

Napoleon - ein berühmter Flüchtling

In der Nacht zum 24. Juni 1812 befahl Kaiser Napoleon den Einmarsch seiner Grande Armée (etwa 475.000 Mann) nach Russland. Er erwartete einen schnellen Sieg, sein strategisches Ziel war es, die russischen Hauptstreitkräfte zu einer Schlacht zu stellen und möglichst früh vernichtend zu schlagen, deshalb folgten seine Truppen den russischen Streitkräften in Eilmärschen.

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Fr

06

Feb

2015

Geld kann aggressiv machen!

Geldwechsler, Bankiers, hast du sogar mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel. Unglücklicher Schwärmer, jetzt hängst du am Kreuz als warnendes Exempel! So reimte Heinrich Heine einst in seinem Wintermärchen. Sogar der sonst so sanftmütige Jesus griff zur Peitsche, als er sah, wie sich die Banker vornehmlich um das Geld kümmerten.

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Di

03

Feb

2015

Man muss im Laufe seines Lebens Haare lassen.

Auf diesem Gemälde Rembrandts - der Blendung Simsons - ist eindeutig dargestellt, dass durch Stress Haarverlust entstehen kann. Haarverlust ist ein psychosomatisches Geschehen. Die meisten Dermatologen bestreiten das!

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So

01

Feb

2015

Werden Sie glücklich - ohne Arbeit!

Ja, renn nur nach dem Glück 

doch renne nicht zu sehr 

denn alle rennen nach dem Glück 

das Glück rennt hinterher.

So reimt Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper. Ohne zu rennen und zu jagen glücklich zu werden, das ist Kunst:

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Fr

30

Jan

2015

Das Recht auf Faulheit!

Paul Lafargue, ein Schwiegersohn von Karl Marx verfasste die Streitschrift "Das Recht auf Faulheit". Ein hochinteressanter Essay, der leider nahezu vergessen ist. Gotthold Ephraim Lessing schrieb: Lasst uns faul in allen Sachen, nur nicht faul zu Lieb' und Wein, nur nicht faul zur Faulheit sein. Bei mir können Sie erfahren, wie Sie zufrieden ohne Arbeit werden können, ohne dabei faul sein zu müssen.

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Di

27

Jan

2015

Arbeit macht krank - und nicht frei!

Vor 70 Jahren fand die Befreiung des KZ Auschwitz statt. An den Toren vieler KZ-Stätten fand sich der zynische Satz: "Arbeit macht frei." Heutzutage wird die Arbeit als Sinn des Lebens angesehen. Wir unterscheiden Arbeits- und Freizeit!

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Mi

21

Jan

2015

Ich habe Dich zum Fressen gern

Zum Leben gehört die Aggression. Wenn wir essen wollen, so müssen wir töten. Um zu leben, um das Leben der gesamten Kultur aufrechtzuerhalten, mordet der Mensch ununterbrochen. Wenn er auch als Vegetarier, wie der Buddhist, die Tiere verschont, so tötet er doch unablässig die Pflanzen. In seiner „Frühzeit“ macht der Mensch kaum einen Unterschied zwischen beiden Wesen. Nach der Vorstellung archaischer Menschen besitzen Pflanzen ein gleiches Bewusstsein wie Tiere – also wie er selbst! 

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Mo

19

Jan

2015

Erektile Dysfunktion

Alles was hängt sieht traurig aus! Das hat mein Konditormeister Klippenstein immer gesagt. Als Assistenzarzt in der Urologie habe ich dann später gelernt, dass alles, was dauerhaft steht, auch nicht unbedingt gesund ist!

Was Sie hier sehen, ist ein Priapismus; das ist auch nicht gesund!

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Fr

16

Jan

2015

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg .

Die stärkste Kraft, die wir haben, ist die Einbildungskraft. Mit der  Einbildungskraft fühlen wir uns himmlisch oder meinen in der Hölle zu sein. Man sagt so leicht, dass man sich doch nichts einbilde. Doch, ohne Einbildung, ohne innere Bilder verstehen wir die Welt nicht, bzw. wir verstehen die Welt immer nur, wie wir wollen.

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Fr

16

Jan

2015

Rückenschmerzen: eine Psychosomatose!

Rückenschmerzen hat jeder einmal. Jeder meint, dass sei eine "rein" körperliche Erkrankung. Diese Reinheit gibt es nicht; denn was wären wir ohne unseren Körper?! Wären wir dann der reine Geist? Nein, jeder Schmerz ist nur mit Hilfe eines biopsychosozialen Wissenschaftsmodells erklär- und therapierbar.  Man verhext sich selbst mit seinem Hexenschuss! 

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Mi

14

Jan

2015

Wirklich alles Schwindel? Oder nur eine Illusion?

Über den psychogenen Schwindel 

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Di

13

Jan

2015

Schwindel

Ist Ihnen schwindelig? Letztlich ist alles Schwindel! Wie kommt man aus dem Schwindel heraus? Schwindel ist peinigend.

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Di

13

Jan

2015

Schlafstörungen sind eine Qual

Die meisten Menschen leiden unter Schlafstörungen.

Die beste Methode, besser zu schlafen ist durch einen Meditationszustand erreichbar.

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So

11

Jan

2015

Je suis Charlie aussi

J'étais aussi Charlie!

Moi de Gaulle!

Vive la France! 

TO ALL FRENCHMEN! 

France has lost a battle! But she has not lost the war!

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So

11

Jan

2015

Je suis Charlie

Je suis Charlie. So wurde im 19. Jahrhundert Charles Darwin verspottet. Nun ist Charles alias Charlie keine Satire mehr, sondern todernst. Wir sind der nackte Affe. Wir Menschen sind den Schimpansen sehr ähnlich: Denn diese führen Krieg. Die menschliche Entwicklung des Homo Sapiens ist die Evolution der Kriegs - und nicht der Liebeskunst! 


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Fr

09

Jan

2015

Gute Vorsätze

Es ist noch keine Zeit für Trauer. Es ist noch Zeit für den Neubeginn!

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Di

06

Jan

2015

Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt

Das ist Sisyphos bei der Arbeit. Er war dazu bestraft worden, einen Fels hochzustemmen, anschließend fiel der Stein wieder herunter und Sisyphos musste erneut beginnen. So wird von vielen Menschen der Alltag empfunden. Wie Sie aus dieser Mühle herauskommen, lesen Sie im Folgenden.

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Di

30

Dez

2014

Die außergewöhnliche Nichtrauchermethode

Whisky, Zigarren, kein Sport! Mit dieser "Lebensweisheit" ist Churchill zwar relativ alt geworden, war aber in seinem höheren Lebensalter sehr depressiv. Dagegen mein Weg vom Raucher zum Nichtraucher! Der Erfahrungsbericht eines jetzt fitten und nicht mehr fetten nunmehr 70jährigen Nichtrauchers.

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Di

30

Dez

2014

Abnehmen, aber Richtig!

Wir sind übergewichtig! Es hilft keine Diät, sondern nur die Diätetik: die vergnügliche Lebensumstellung einer Lebensfreude. Keine Arbeit, sondern Lebenslust. Keine Strafe, sondern Therapie.

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Mo

29

Dez

2014

Glücklich ohne Arbeit

Früher haben nur die Sklaven gearbeitet. Arbeit war eine Schande! Heutzutage ist es eine Schande, keine Arbeit zu haben. Aber: Arbeit macht nicht frei, sondern Arbeit macht krank, was das allgemeine Burn-Out-Syndrom darstellt. Wie Sie sich von der Arbeitsfron befreien können, wird nachfolgend beschrieben.

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So

21

Feb

2016

Doping und Korruption

Olympische Spiele, Wettkämpfe, Doping und Korruption

Alle Säugetiere, und so auch der Mensch, spielen. Jedem Kind sind Neugier und Lust zum Spiel angeboren. Das Spiel gilt entwicklungspsychologisch als Hauptantriebskraft der frühkindlichen Selbstfindung und späteren Sozialisation des Menschen. Der Mensch reflektiert, erforscht und erkennt die Welt zuerst im Spiel. Das Spielen erzeugt eine gute Stimmung. Das Zentrum unseres Belohnungszentrums ist der Nukleus accumbens. Dieser Nervenknoten verbindet lebenswichtige Vorgänge wie Essen, Trinken und Sex etc. mit einem Lustgefühl, indem er den Neurotransmitter Dopamin ausschüttet und gemeinsam mit  Adrenalin und Serotonin eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns und im gesamten Organismus auslöst. Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga untersuchte in seinem Werk ‚Homo ludens’ die Rolle des Spiels in allen Bereichen der Kultur, besonders in Recht, Wissenschaften, Kunst und Philosophie. Das Spiel wird von ihm als zentraler, selbständiger Kulturfaktor beschrieben und als Ursprungsort aller großen kulturellen Bildungen angesehen. In ihren Spielen bringt die Gemeinschaft ihre Deutung des Lebens und der Welt zum Ausdruck. Roger Callois, ein französischer ‚Ludologe’ hat sechs fundamentale Regeln eines Spiels definiert: Es gibt eine freiwillige Zusammenkunft der Spieler. Spielen ist unproduktiv und ein räumlich und zeitlich begrenztes Ereignis. Organisierte Spiele haben einen durch ein Regelwerk festgelegten Ablauf. Man lebt während des Spiels in einer fiktiven Wirklichkeit. Das Spiel hat einen offenen Ablauf und ein ungewisses Ende. Es werden ‚Agon’ (Wettkampf), ‚Alea’ (Zufall), ‚Mimikry’ (Maske) und ‚Ilinx’ (Rausch) unterschieden. In kultischen und religiösen Ereignissen gibt es einen heiligen Ernst. So zum Beispiel beim Abendmahl. Während der Wandlung spricht der Priester: „hoc est corpus meum“  - „dies ist mein Leib“. Daraus entstand die Verballhornung ‚Hokuspokus’. Das Abendmahl ist aus dem Schlachtopfer entstanden, denn der Altar war ursprünglich eine Schlachtbank. In der griechischen Mythologie erfanden die Götter das Spiel. Hermes, der Götterbote, Gott der Diebe und der Kaufleute, der Seelenwäger und Seelenführer ins Reich der Toten, soll den Würfel zum Zweck des Spielens entwickelt haben. 

 

Die Olympischen Spiele

Der Ursprung der Olympischen Spiele der Antike liegt vermutlich im 2. Jahrtausend v. Chr. Die Spiele waren keine Sportveranstaltung, sondern ein religiöses Fest zu Ehren des Göttervaters Zeus und des göttlichen Helden Pelops. Die Wettkampfrichter prüften die Teilnahmeberechtigung der Athleten und überwachten die Einhaltung der Hygiene, das Training und die Beachtung der Wettkampfregeln. Zu Beginn der Spiele wurden sie und die Athleten vereidigt. Bei Regelverstößen hatten sie das Recht, körperliche Züchtigung anzuordnen, die durch die „Peitschenträger“ vollzogen wurde. Bei Verstößen wurde der Teilnehmer sofort von den weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen und in Unehren in seine Heimatstadt geschickt. Auf Kosten des Regelverletzers wurden sogar Zeusstatuen angefertigt und am Zugang zum Stadion aufgestellt, an deren Postament der Name und der Herkunftsort des Bestraften verewigt wurden. Gegebenenfalls wurde noch eine öffentliche Auspeitschung durch Sklaven vorgenommen. Trotzdem behielt ein bestrafter Athlet aber den Titel und seinen Siegerkranz. Die Sieger sah man als „von den Göttern begünstigt“ an und verewigte sie mit Gedichten und Statuen. Jede Niederlage, sogar schon ein zweiter oder dritter Platz, galt als untilgbare Schmach. Die Verlierer kehrten auf Schleichwegen in ihre Heimat zurück, um dem von ihnen erwarteten Spott zu entgehen. Die Einführung der Olympischen Spiele der Neuzeit wurde 1894 als Wiederbegründung der antiken Festspiele auf Anregung von Pierre de Coubertin beschlossen. Sie sollten dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen. Aber die Spiele haben trotzdem ihren todernsten Charakter behalten. Es handelt sich um einen Agon, einen Wettkampf, der sehr ehrgeizig ausgetragen wird. Die Spieler geizen nach Ehre. Geiz galt ehemals als Todsünde. Trotzdem wollen viele um jeden Preis siegen. Dafür werden auch Intrigen eingesetzt. Intrigen sind Handlungsstrategien, wodurch versucht wird, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Mittels der Intrige wird versucht, eine persönlichen emotionalen Befriedigung oder gruppeneigene Vorteile durchzusetzen. Eine der berühmtesten Intrigen der abendländischen Weltgeschichte fand im Kampf um Troja statt: Die Griechen schenkten den Trojanern das berühmte hölzerne Pferd. Der englische Begriff für Geschenk ist ‚gift‘. Geschenke sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie können sehr giftig sein. Denken wir an den Begriff der Mitgift. Damit kommen wir zum Doping:

 

Doping

Dieser Begriff kommt aus dem Englischen und ist das Gerundium des Verbs to dope: Drogen verabreichen. Ursprünglich entstand das Doping beim britischen Pferderennen. Man gab den Pferden des gegnerischen Rennstalles heimlich Alkohol, wodurch diese dann geschwächt waren. Heute versteht man unter Doping die Einnahme unerlaubter Substanzen oder die Nutzung unerlaubter Methoden zur Steigerung bzw. zum Erhalt der Leistung, was zu einer ungleichen Chancenverteilung im sportlichen Wettbewerb führt. Doping wird auch im Berufsleben im Zusammenhang mit Aufputschmitteln sowie erwünschten oder vermeintlich benötigten Steigerungen von z. B. Aufmerksamkeit, Ausdauer, Leistung und Stressresistenz verwendet. Laut dem Gesundheitsreport 2015 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse verwenden schätzungsweise bis zu fünf Millionen Beschäftigte zeitweise rezeptpflichtige Medikamente, um „besser“ mit dem Leben zurechtzukommen. Darüber hinaus verwenden viele Menschen Tabak, Alkohol, Haschisch, Kokain, Viagra etc. Letztlich soll damit das eingangs erwähnte Belohnungszentrum getriggert werden. Als allumfassendstes Dopingmittel kann das Geld angesehen werden:

Geld, primär ein Tauschmittel zwischen Menschen und Göttern 

Es ist üblich, Werte durch Geld darzustellen. Geld ist eine Fiktion, eine Fantasie, ein Symbol, woran die menschliche Gemeinschaft glaubt. Geld gehörte in allen Kulturen zum heiligen Raum. In der Antike wurde in allen Hochkulturen eine Tempelwirtschaft betrieben. Die Tempel waren antike Bankhäuser, die Kredite bis zu 50% gaben. Die Übersetzung des althochdeutschen gelt bedeutet sinngemäß ein Opfer an die Götter. Das angelsächsische gild − heute guild − bedeutet ursprünglich Opfergemeinschaft. Man opfert der Gottheit, dafür gibt die Gottheit Erfolg. Es gab vieles, was als Geld angesehen wurde, so beispielsweise das lebenswichtige Salz, woraus der römische Name Sold entstand. Wir bewegen uns, wenn wir unsere alltäglichen Geldgeschäfte tätigen, in einer virtuellen Welt. Psychiatrisch formuliert kann Geld als eine Art legitimierter Beziehungswahn angesehen werden, denn man muss an den Geldschein oder die Kreditkarte glauben. Der Begriff Kredit ist aus dem Italienischen credito entlehnt, was „Leihwürdigkeit“ und Vertrauen schenken bedeutete. Sobald die Menschen den Glauben an das Geld verlieren, also dem Staat nicht mehr vertrauen und ihn nicht mehr als kreditwürdig ansehen, entsteht eine Inflation. Flare, aus dem Lateinischen kommend, bedeutet blasen: Es löst sich alles in Luft auf.

 

Eine spezielle Form des Dopings ist die Korruption

Bevor direkt auf die Korruption eingegangen wird, noch einer kleiner Exkurs in die Soziobiologie: Mit dem Handicap-Prinzip wird beschrieben, dass ein Nachteil auch Stärke demonstrieren kann. Wer trotz  Handicap den Wettbewerb mit seinen Artgenossen und Konkurrenten erfolgreich übersteht, wird nach dieser Theorie von seiner Umwelt als besonders lebenstüchtig, potent und dadurch als attraktiv wahrgenommen. Sprichwörtlich ist die eindrucksvolle dunkle Mähne männlicher afrikanischer Löwen. Sie ist der visuelle Ausdruck eines hohen Testosteron-Spiegels und guter Ernährung, was für das Individuum gleichzeitig bedeutet, dass es in der sengenden Sonne der afrikanischen Savanne einem deutlich erhöhten Hitzestress ausgesetzt ist. Feldversuche mit ausgestopften männlichen Löwen zeigten, dass Weibchen sehr positiv auf männliche Tiere mit ausgeprägter Mähne reagieren. Die Löwinnen „denken“, dass die Gene so eines potent erscheinenden Löwen besonders gut sind. Männliche Konkurrenten dagegen gehen solchen Individuen eher aus dem Weg. Es sei an Richard Dawkins „egoistisches Gen“ erinnert. Potentielle Angreifer und die am Sex interessierten Löwinnen lassen sich von der demonstrierten Macht bestechen, respektive korrumpieren. Der Begriff „Korruption“ leitet sich von lateinisch corruptus ‚bestochen‘ ab. Er bezeichnet Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung. Sie wird als destruktiver Akt der Verletzung des allgemeinen Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils definiert. In den feudalen europäischen Flächenstaaten des 18. Jahrhunderts wurde Korruption systematisch praktiziert. Diplomaten hatten eine Art Anrecht darauf, bestochen zu werden. Je höher der Rang, desto höher die Ausgaben für ehrenwerte Luxusattribute. Heute werden viele Spitzensportler- und Manager mit astronomischen Geldsummen entlohnt, womit sie sich durch Luxusattribute aufwerten können. Ihre Gehälter werden Honorar genannt. In diesem Begriff steckt der Begriff der Ehre. Je höher das Honorar, desto größer die Ehre. Allerdings bringt diese übergroße Honorierung auch Stress. Sie muss versteuert werden. Wie ehrenhaft sind nun etliche Spitzenmanager wie beispielsweise des Fußballs oder mancher Autokonzerne? Sepp Blatter, Uli Hoeneß und wie sie alle heißen. Auch eines „Kaisers“ Thron wackelt schon. Millionenspieler, die nachweislich korrumpiert und - hoffentlich - verspielt haben. 

Dr. med. R. Mathias Dunkel  

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So

31

Jan

2016

Napoleon - ein berühmter Flüchtling

In der Nacht zum 24. Juni 1812 befahl Kaiser Napoleon den Einmarsch seiner Grande Armée (etwa 475.000 Mann) nach Russland. Er erwartete einen schnellen Sieg, sein strategisches Ziel war es, die russischen Hauptstreitkräfte zu einer Schlacht zu stellen und möglichst früh vernichtend zu schlagen, deshalb folgten seine Truppen den russischen Streitkräften in Eilmärschen.

Der Sieg gewohnte Kaiser verfügte über keinen Wetterdienst:

Unmittelbar nach seinem Einmarsch in Russland begannen tagelange Gewitterregen, die das Land in Sumpf und Morast verwandelten. Die Flüsse hatten Hochwasser. Sehr viele Soldaten ertranken bei der Überquerung der Flüsse. Viele seiner Soldaten hungerten, weil die Verpflegung sie nicht erreichte. Das dünn besiedelte Russland konnte die große Masse der Armee nicht ernähren; zudem hatte sich zuvor bereits die russische Armee aus dem Land versorgt. Durch unsauberes Wasser, das man aus Flüssen und Sümpfen schöpfte, erkrankten viele Soldaten an der Ruhr. Tausende Soldaten starben in den ersten Wochen an Krankheiten oder Entkräftung, viele desertierten und etliche Soldaten nahmen sich in ihrer Verzweiflung das Leben. Auch die Verluste an Pferden waren enorm. Bereits in den ersten Tagen starben mehr als 20.000. Napoleon war auf einen Winterkrieg nicht vorbereitet. Es fehlte an warmer Bekleidung, und die Pferde waren für diese Temperaturen falsch beschlagen. Das führte häufig zu Unfällen mit den Fuhrwerken. Bei der Arrière-Garde - der Nachhut -  kam es beim Rückzug nach Wilna zu starken Verlusten durch die Rückzugsgefechte, den Ausfall der Verpflegung und am 6. Dezember 1812 durch die extreme Kälte. Ein großes Problem waren die hygienischen Verhältnisse. Die meisten Soldaten hatten Läuse, von denen Krankheiten wie Fleckfieber, das im 1. Weltkrieg Schützengrabenfieber genannt wurde, übertragen wurde.  Es wird von Mensch zu Mensch, möglicherweise durch Kleider-  und Kopfläuse übertragen. Wie reimte Bertold Brecht so stimmig in seiner Dreigroschenoper:

 

Der Mensch lebt durch den Kopf

der Kopf reicht ihm nicht aus

versuch es nur; von deinem Kopf

lebt höchstens eine Laus.

Denn für dieses Leben

ist der Mensch nicht schlau genug

niemals merkt er eben

allen Lug und Trug.

 

Napoleon, der „große Kopf“, der offensichtlich größenwahnsinnig geworden war, wie nach ihm Hitler - dem „Gröfaz“, Abkürzung für „größter Feldherr aller Zeiten“ - kehrte schließlich mit nur noch ca. 3000 Soldaten nach Frankreich zurück. Der ehemals so große Kopf war mit seiner massiven Eroberungspolitik kopflos geworden. Es wurde die Frage gestellt, warum die „Grande Armée“ rote Hosen trug. Die Antwort: Weil sie durch Blut gewatet war. Desgleichen wurde gefragt, warum Hitlers Armee braune Hosen trug. „Weil sie durch die große Scheiße watete!“

Die heutigen europäischen Politiker erscheinen angesichts der - schon lange prognostizierten - Flüchtlingskrise ebenso kopflos wie einst Napoleon. Es fehlt ihnen an vielen Köpfen: An Verwaltungsbeamten, die die Flüchtlingsströme regulieren müssten. Ganz entscheidend handelt es sich um ein Verwaltungsproblem. Der Mangel, in diesem Fall der Mangel an notwendigen Verwaltungsbeamten, wird für teuer Geld verwaltet! Welche Farben tragen nun die heutigen europäischen Politiker? Gar keine! Denn sie bekennen nicht Farbe! Erstaunlicherweise bekennt Frau Merkel deutlich Farbe. Für mich ist das nicht erstaunlich. Denn sie ist in einem düsteren Teil Deutschlands aufgewachsen. Damals hatten die Menschen dort nur schwarz gesehen und wollten permanent fliehen - jedenfalls der größte Teil. Bis auf eine relativ kleine Oligarchie. Aber auch diese reiste am liebsten ins Ausland, denn: 

 

„Warum soll ich nicht beim Gehen“ –

Sprach er – „in die Ferne sehen?

Schön ist es auch anderswo,

Und hier bin ich sowieso,“ wie Wilhelm Busch in „Plüsch und Plum" so trefflich reimte.

Noch einmal zur Erinnerung: Wir sind alle Flüchtlinge. Denn die Wiege der Menschheit befindet sich nun einmal in Afrika! Im „dunklen Kontinent“, wie Sigmund Freud ihn nannte, so dunkel, wie unser Unbewusstes. Es grüßt Dr. med. R. Mathias Dunkel. Vielleicht hilft der kleine Artikel für etwas Erleuchtung.

 

 

 

 

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Fr

06

Feb

2015

Geld kann aggressiv machen!

Geldwechsler, Bankiers, hast du sogar mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel. Unglücklicher Schwärmer, jetzt hängst du am Kreuz als warnendes Exempel! So reimte Heinrich Heine einst in seinem Wintermärchen. Sogar der sonst so sanftmütige Jesus griff zur Peitsche, als er sah, wie sich die Banker vornehmlich um das Geld kümmerten.

Geld ist ein Urphänomen menschlichen Zusammenlebens, so alt wie die Menschheit selbst und ein Bestandteil des Menschen wie die Sprache und die Religion. Geld gehörte in allen Kulturen zum heiligen Raum. Geld war etwas Heiliges. In der Antike wurde in allen Hochkulturen eine Tempelwirtschaft betrieben. Geld gehörte überall zunächst zum sakralen Bereich. Die Übersetzung des althochdeutschen "gelt" bedeutet sinngemäß ein Opfer an die Götter. Das angelsächsische "gild" − heute guild − bedeutet ursprünglich Opfergemeinschaft. Das häufigste Bildmotiv auf frühen Münzen ist das Opfertier, an dessen Stelle die Zahlungsmittel getreten sind. Die Etymologie verweist auf den religiösen Ursprung des Geldes. Man redete früher, wenn man vom Geld sprach, von pekuniären Angelegenheiten, ein Begriff, der nur noch wenig geläufig ist. Pecunia leitet sich von pecus, dem Opfervieh ab, und der Begriff Obolus hängt mit dem griechischen Wort für Opferspieß zusammen. Nach ursprünglich orientalischem Ritus opferten die Griechen Stiere. Aus dem Kreise der Eingeweihten bekam zunächst jeder seine Fleischportion, später dann symbolisch einen Spieß, der das Fleisch repräsentierte. Money, la monnaie (französisch: die Währung), Moneten und Münzen − alle Begriffe leiten sich von einer früheren Gottheit, der Juno Moneta, einer römischen Göttin der Fruchtbarkeit ab. In deren Tempel befand sich die Münzstätte der alten Römer. Es gab vieles, was als Geld angesehen wurde, so beispielsweise die Kaurischnecken, die in Asien und Afrika, aber auch in Europa in großem Umfang als Zahlungsmittel dienten, in Teilen Afrikas offiziell noch bis 1923. Wir bewegen uns, wenn wir unsere alltäglichen Geldgeschäfte tätigen, in einer virtuellen Welt.

 

Geld ist ein Medium, ein Symbol,

allerdings ein Symbol mit dem höchstwahrscheinlich größten, allgemeinverbindlichen Wahrheitsgehalt weltweit, daher Währung, die für alle verbindlich wahr ist. Psychiatrisch formuliert ist Geld eine Art legitimierter Beziehungswahn. Geld ist ein Symbol, an das alle glauben. Sobald alle den Glauben verlieren, wird aus dem, das bis dahin angebetet wurde, nämlich die Gottheit Geld, ein Riesenflatus (flare aus dem Lateinischen kommend, bedeutet blasen), ein Furz, eine Inflation. Der Begriff Kredit gehörte schon im 15. Jahrhundert zum Standardwortschatz. Er ist aus dem Italienischen credito entlehnt, was „Leihwürdigkeit“ bedeutete und aus dem Lateinischen credere entwickelt wurde, was „Vertrauen schenken, Glauben schenken“ bedeutete. Karl Marx beschreibt das Geld als das entäußerte Vermögen der Menschheit. Was man als  Mensch nicht vermag, das kann man sich durch das Geld verschaffen. Mit Geld kann man nach Marx nahezu alles verwandeln. Geld verwandelt unsere Wünsche aus Wesen der Vorstellung, es übersetzt sie aus ihrem gedachten, vorgestellten in ihr sinnliches, wirkliches Dasein, aus der Vorstellung in das Leben. Die wahre Ware ist nach Marx das Geld und damit die Vorstellungs- oder Einbildungskraft! Er meint, dass das  Geld  die Treue in Untreue, die Liebe in Hass, den Hass in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand und den Verstand in Blödsinn verwandelt. In vielen Fällen ist das höchstwahrscheinlich so, aber:

 

Geld ist nicht die wahre Wertvorstellung, sondern das Selbstwertgefühl

Und dennoch − man kann eben nicht alles kaufen – hier irrt Marx und wird von Jesus und Freud überholt: Denn nur der Glaube kann Berge versetzen! Eins – und das ist das Allerwichtigste – kann überhaupt nicht gekauft werden, für keine Geldwährung der Menschheit: Selbstvertrauen oder ein gutes Selbstwertgefühl. Auch kann man das Selbstwertgefühl nicht unbedingt durch Anhäufen von umfassendem Wissen oder die Ausübung eines sozial anerkannten Berufs erwerben. Berühmt berüchtigt sind die Massensuizide in New York 1929, als sich viele Menschen von den Hochhäusern stürzten, nachdem sie ihr Geldvermögen verloren hatten. So hatte der Torwart Robert Enke, der höchstwahrscheinlich nicht an Geldmangel litt, sondern aufgrund einer schweren Depression Suizid begangen: Das Selbstwertgefühl lässt sich nicht kaufen. Hier versagt die von Karl Marx gepriesene Kraft des Geldes. Ein gutes Selbstwertgefühl kann für keinerlei Geld erworben werden. Man kann es sich durch die Vorstellungs- oder Einbildungskraft erwerben.

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Di

03

Feb

2015

Man muss im Laufe seines Lebens Haare lassen.

Auf diesem Gemälde Rembrandts - der Blendung Simsons - ist eindeutig dargestellt, dass durch Stress Haarverlust entstehen kann. Haarverlust ist ein psychosomatisches Geschehen. Die meisten Dermatologen bestreiten das!

Haare sind ein wesentlicher natürlicher Schmuck beim Menschen, wodurch die erotische Anziehungskraft eines Menschen für den anderen mit bedingt ist. Gleichzeitig stellen Haare Macht- und Potenzsymbole dar: man erinnere sich an die königliche Mähne des Löwen. Haare sind von alters her ein hervorragender Schmuck. So heißt es im Hohen Lied Salomons: "Siehe, schön bist du, meine Freundin. Siehe, du bist schön! Deine Augen leuchten wie Tauben hinter deinem Schleier hervor. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die herabsteigt vom Gebirge Gilead." In der Bibel gibt es eine sehr spannende Geschichte über den Verlust des Haares eines Mannes. Es handelt sich um Samson (der Name bedeutet „von der Sonne“; höchstwahrscheinlich eine Anspielung auf die Sonnenstrahlen). Als einem Auserwählten Gottes durfte sein Haar nie geschnitten werden. In diesem lag das Geheimnis seiner unbezwingbaren Stärke. Die Philister drängten Delila, das Geheimnis der Stärke Samsons herauszufinden. Schließlich erfuhr sie, dass diese in seinem Haar gründete, und sie verriet ihn. Samson wurden seine Haare abgeschoren, und daraufhin wurde er durch die Philister gefangen genommen, geblendet und als Blinder zum Mahlen von Getreide eingesetzt. Als sich einmal 3000 Philister in ihrer großen Halle versammelten, ließen sie Samson holen, um sich an dem hilflosen Gefangenen zu belustigen. Samson, dem unterdessen das Haar wieder nachgewachsen war,  umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, und stemmte sich gegen sie und neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte. 

Auch für Männer ist das Haar ein wichtiges Attribut.

Haare und Haartrachten, wozu auch die Barttracht gehört, sind von jeher Ausdruck sozialpsychologischer Machtverhältnisse. Man muss Haare lassen, wenn man traurige Erfahrungen macht, einen Schaden erleidet oder entmachtet wird. Spätestens im Rokoko gehört es zur Amtstracht der Richter, eine Perücke zu tragen, nachdem viele Männer und Frauen ihre Haare aufgrund der  damals grassierenden Syphilis verloren hatten. In Großbritannien tragen die Richter bis zum heutigen Tag während ihrer Amtsausübung die obligatorische Perücke. Karl Marx ist berühmt wegen seiner "Löwenmähne“ und seinem immensen Bart. Allein schon in den letzten 100 Jahren gab es vielfältige Haartrachten, mit denen Gesinnungen zum Ausdruck gebracht werden sollten. Aus der Kaiserzeit gab es den Kaiser-Wilhelm-Bart, in den 50er Jahren zeigten sich die Existenzialisten mit langen Bärten. Und so haben beispielsweise die Beatles in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit ihren langen Haaren Furore gemacht, wobei die gesamte Hippiekultur lange Haare trug. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden den Französinnen, die mit deutschen Soldaten zusammengearbeitet oder mit diesen ein Verhältnis hatten, die Haare abgeschoren. Ende der 50er Jahre reüssierte wiederum die amerikanische Schauspielerin Jean Seberg in dem französischen Kultfilm "Außer Atem" mit kurzen Haaren und der amerikanische Schauspieler Yul Brunner war u. a. berühmt wegen seiner künstlichen Glatze. Heutzutage hat sich die Haartracht demokratisiert: ob Dread-Loks, Glatze, sorgfältiger Scheitel, kurze Haare, lange Haare: alles geht. Waren im 19. Jahrhundert die sprichwörtlichen Zöpfe abgeschnitten worden, wurden sie in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder salonfähig. Es ist auch Ausdruck psychologischer Neugestaltung u. Krisen, wenn sich zum Beispiel die Pop-Sängerin Britney Spears eine Glatze schneidet. Die berühmte „Bienenkorbfrisur“ von Amy Winehouse war Kult.

Das Haar und der Haarschmuck gibt offensichtlich Selbstvertrauen. Bei Frauen, die unter Depressionen leiden, ist es ein wesentliches Merkmal der beginnenden Gesundung, wenn sie wieder einen Friseur aufsuchen.

 

Etliche Menschen leiden unter Haarausfall, der Alopezie.

Mit diesem Begriff bezeichnet man ganz allgemein eine sichtbare Lichtung des Kopfhaars, d. h. ein Zustand mit abnorm „schütterem“ Haupthaar oder mit haarlosen Hautbezirken, der  Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall). Sie  ist die häufigste entzündliche Haarausfallerkrankung (ca. 1,4 Mio. Menschen in Deutschland) und kann in jedem Lebensalter auftreten. Man nimmt an, dass Immunzellen ihre Aktivität gegen die Zellen in den Haarwurzeln des eigenen Körpers richten (Autoimmunreaktion). Die Haare werden somit vom Immunsystem als „fremd“ erkannt und deshalb abgestoßen. Dies geschieht, indem zunächst eine Entzündungsreaktion entsteht, die das Haarwachstum stört und schließlich zum Ausfallen des Haares führt. Bei vielen Menschen wachsen diese kahlen Stellen auch ohne Behandlung wieder zu und sind daher lediglich zeitlich begrenzt. Jedoch kann der Haarausfall auch weiter fortschreiten und zum Verlust aller Kopfhaare (Alopecia totalis) oder auch zum Verlust aller Körperhaare (Alopecia universalis) führen. Sehr gut sind diese Vorgänge in einem modernen Forschungszweig der Medizin, der Psychoneuroimmunologie (PNI) erforscht, welches ein interdisziplinäres Forschungsgebiet darstellt, das sich mit der Wechselwirkung des Nerven-, des Hormon- und des Immunsystems beschäftigt. Das Immunsystem besteht aus mehreren eng miteinander kommunizierenden Subsystemen, deren zentrale Aufgabe der Schutz des Organismus vor eindringenden Fremdstoffen, Bakterien und Viren, so wie vor Entgleisungen des genetischen Apparates ist. Leukozyten, also die weißen Blutkörperchen sind die wichtigsten Zelltypen, welche die eingedrungen Stoffe und Lebewesen vernichten. Es konnte nachgewiesen werden, dass Autoimmunerkrankungen durch Lernen modifizierbar sind. Das klassische naturwissenschaftliche Experiment, welches diese Lernvorgänge beweist, wurde erstmals von dem amerikanischen Physiologen Ader durchgeführt: Er gab Ratten Cyclophosphamid, eine Substanz, die Immunzellen unterdrückt. Außerdem gab er diesen Ratten gleichzeitig Saccharin. Die Ratten reagierten immunologisch wie erwartet: die Immunzellen waren in ihrer Anzahl deutlich vermindert. Nachdem sich die Ratten von diesem Versuch erholt hatten, wiederholte der Forscher diesen Versuch mehrfach. Immer wieder reagierten die Ratten gleichartig. Schlussendlich gab er im letzten Versuch den so trainierten Tieren nur noch Saccharin. Und siehe da, die Ratten reagierten so, als hätten sie Cyclophosphamid bekommen. Das Bahnbrechende an diesem Versuch war, dass hiermit eindeutig gezeigt werden konnte, dass biologische Zellen des tierischen Körpers trainierbar sind.

 

Alle Körperzellen sind trainierbar

Seit diesem Experiment sind mehr als hundert Untersuchungen erschienen, welche die Konditionierbarkeit einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Immunreaktionen zeigen konnten. Man hat unterdessen diese Versuchsanordnung bei Menschen mehrfach wiederholt. So hat eine Arbeitsgruppe Menschen Noradrenalin injiziert, also eine Substanz, die die Immunzellen stimuliert, und gab den Probanden gleichzeitig Brausebonbons. Nach mehrfacher Wiederholung dieser Versuchsanordnung gab man den Probanden nur noch Brausebonbons. Auch hierbei wurde dann deutlich, dass nach der Gabe der Brausebonbons die Immunzellen deutlich angestiegen waren. Gestützt auf diese Befunde wurde nun seit den 80er Jahren untersucht, inwieweit psychosoziale negative Einflüsse sich negativ auf das Immunsystem auswirken. Hierbei konnte man recht eindeutig ermitteln, dass negativer Stress - also Dysstress -bei vielen Menschen das Immunsystem deutlich verschlechtert. Als Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie habe ich schon mehrere Patienten erfolgreich wegen einer Alopezie behandeln können. Sehr dramatisch war der Verlauf einer damals etwa fünfzigjährigen Patientin, die in zweiter Ehe unglücklich verheiratet war. Obwohl sie sich durch ihren Ehemann sehr stark beeinträchtigt gefühlt hatte, wollte sie sich aus verschiedenen Motiven nicht scheiden lassen. Sie entwickelte eine so starke Alopezie, dass sie eine Perücke benötigte. Nachdem es ihr Mithilfe der Psychotherapie dann doch schließlich gelang, sich von ihrem Ehemann zu trennen, wuchsen ihr die Haare wieder nach. Bei vielen Patienten, die unter einer Trauerreaktion leiden, kann oftmals ein Haarausfall beobachtet werden. Mithilfe der  Psychotherapie kann sich der Haarausfall wieder zurückbilden.

 

Prävention gegen Disstress:

Folgendes kann man alltäglich wahrnehmen, um gar nicht erst unter einem Stresssyndrom zu leiden, und somit auch gegen eine Alopezie gewappnet zu sein: Alltäglich moderater Sport und Meditation (z.B. Yoga). Bewegung, ausreichender Schlaf, so wie eine ausgewogene Ernährung sind Grundpfeiler zur Erhaltung der Gesundheit, was schon seit der Antike bekannt ist. Die medizinische Forschung der letzten Jahr­zehnte hat eindrücklich belegt, dass regelmäßiges Ausdauertraining der Entstehung vieler Erkrankun­gen entgegenwirkt und sowohl die Lebenserwartung als auch die Lebensqualität und vor allem die Lebensfreude erhöht. Bewegungsthe­rapeutische Ansätze wurden daher in den letzten Jahren besonders in Rehabilitationskliniken und in psychosomatischen Abteilungen immer mehr ge­nutzt. In einer Vielzahl von Studien an Gesunden sind positive Einflüsse von Ausdauertraining auf Depres­sivität, Stimmung, Ängstlichkeit, Selbstbewusst­sein sowie Stressbewältigungsvermögen wissen­schaftlich nachgewiesen worden. In etlichen Studien konnte außerdem gezeigt werden, dass es bei Menschen mit geringer körper­licher Aktivität im Vergleich zu sportlich aktiven Personen innerhalb von acht Jahren zu einer dop­pelt so hohen Depressionsrate kam. Mit anderen Worten: Inaktivität erhöht das Risiko, an einer depressiven Störung zu erkranken. Sich zu entspannen wird im Yoga als aktive Tätigkeit begriffen, die zu einem Zustand körperlichen und geistigen Wohlbefindens führt. Dieser Zustand gleicht weder aufgeregter Anspannung noch dumpfer Schlaffheit. Wer dies durch das Üben erreicht, übt im Sinne von Yoga. Letztendlich übt sich alles lebenslänglich! Nur in einem solchen Zustand der Körper-Geist-Einheit kann sich der innere Wesenskern offenbaren, was sich letztendlich auch in einem schönen Haar widerspiegelt.

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So

01

Feb

2015

Werden Sie glücklich - ohne Arbeit!

Ja, renn nur nach dem Glück 

doch renne nicht zu sehr 

denn alle rennen nach dem Glück 

das Glück rennt hinterher.

So reimt Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper. Ohne zu rennen und zu jagen glücklich zu werden, das ist Kunst:

Glück ist der größte gemeinsame Nenner der Menschheit. Glück war im Mittelalter der günstige Ausgang eines Ereignisses. Voraussetzung für den „Beglückten“ waren weder ein bestimmtes Talent noch auch nur eigenes Zutun. Dagegen behauptet der Volksmund eine mindestens anteilige Verantwortung des Einzelnen für die Erlangung von Lebensglück in dem Ausspruch: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Die Fähigkeit zum Glücklichsein hängt in diesem Sinne außer von äußeren Umständen auch von individuellen Einstellungen und von der Selbstbejahung in einer gegebenen Situation ab. Auf das Thema Glück stößt man überall auf das Thema – sei es in der Werbung, die mit Milch glücklicher Kühe lockt, im Kino, in der Literatur, mit der Hoffnung auf einen Lottogewinn oder mit der großen Liebe. Die Fähigkeit zum Glücklichsein hängt außer von äußeren Umständen auch von individuellen Einstellungen und von der Selbstbejahung in einer gegebenen Situation ab. Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften haben wichtige Einsichten in die biologischen Grundlagen von Glücksgefühlen erbracht. Bedeutenden Einfluss auf Glücksempfindungen haben nachweislich Endorphine, Oxytocin sowie die Neurotransmitter Domamin und Serotonin. Das Gehirn setzt diese Botenstoffe bei unterschiedlichen Aktivitäten frei, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme, beim Geschlechtsverkehr oder beim Sport. Von der pharmazeutischen Industrie zu medizinischen Zwecken hergestellt, werden solche Substanzen als Medikamente etwa bei Depressionen  verwendet. Auch viele Drogen bewirken die Ausschüttung solcher Substanzen im Gehirn in unnatürlich hohen Dosen; aufgrund des Konsums kommt es während der Wirkungszeit zu einer ‚Überschwemmung‘ mit diesen endogenen Botenstoffen, was im Konsumenten ein intensives Glücksgefühl hervorrufen kann. In unserer Zeit ist alles der Arbeit untergeordnet:

 

Der  amerikanische Traum: Lebensglück durch Arbeit 

Bis heute wirkmächtig ist die naturrechtliche Begründung in der Präambel der amerikanischen Verfassung, die im 18. Jahrhundert im Geiste der Aufklärung von sehr vielen Puritanern mit dem vollen Bewusstsein der existierenden Sklavenhaltung in Nordamerika unterschrieben wurde,  die auf eine kurze Einleitung folgt: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu sein dünkt.“ Ein berühmter Nachfahre einer Sklavenfamilie unserer Zeit, ist der so genannte „Größte“: Muhammad Ali alias Cassius Clay. Der Nachname Clay war der Name des Sklavenbesitzers seiner Vorfahren. Das Sklaventum wurde offiziell in den USA erst 1865 abgeschafft.

 

Arbeit ist Mühe und Qual, das Spiel befreit!

Meiner Ansicht nach ist noch niemand durch Arbeit glücklich geworden. Denn Arbeit ist Mühsal. Nur Sklaven arbeiteten. Der freie Mensch spielt. Den Zustand des Rausches, der dem Spiel zugeordnet werden kann, kann man nicht durch Arbeit erreichen, denn Arbeit ist Fremdbestimmung, das Spiel ist eigenmotiviert und erzeugt ein Freiheitsgefühl. Wir leben in und mit Illusionen. Im Begriff Illusionen versteckt sich das lateinische Verb ludere. Es bedeutet spielen. Das deutsche Wort spielen leitet sich vom althochdeutschen spil für „Tanzbewegung“ ab. Das Spiel ist eine Tätigkeit, die ohne bewussten Zweck zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung ausgeführt wird. Wenn man das Gedankenspiel betrachtet, so ist keine äußerliche Tat zu erkennen, nichtsdestotrotz ist der denkende Mensch täglich in der äußerlichen Untätigkeit gedanklich tätig. Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von psychomotorischen Fähigkeiten findet durch Spielen statt, sowohl beim Menschen wie auch bei zahlreichen Tierarten. Es ist etwas wunderbares, den Liebestanz der Schwäne zu beobachten, wie sie – ritualisiert - gemeinsam im Wasser miteinander tanzen. Eine Primaballerina schwebt. Sie übt täglich, so wie Eichhörnchen in täglicher Lebensübung über die Äste der Bäume schweben. Leben ist Energieumsatz. So wird Kraft entwickelt. Viele erschöpfte Patienten fragen immer wieder, wie sie denn endlich wieder zu Kräften kommen. Stereotyp antworte ich, meist mit Freude: „Durch Übung“. Begriffe wie Askese und Exerzitien leiten sich von Übung ab. Wenn man aus der Übung gekommen ist, darf man wieder erneut  beginnen. Immer wieder erzähle ich meinen Patienten  meinen Standardwitz und kann jedes Mal am meisten darüber lachen: Ein Mann mit einem Geigenkasten steigt in ein Berliner Taxi und fragt den Taxifahrer: „Wie komme ich am schnellsten in die Philharmonie?“ „Üben, junger Mann, immer üben!“ antwortet der Taxifahrer lakonisch. Im Gegenteil zum Spiel steht der Ernst – todernst sagt man. Hunde jagen sich im Spiel hinterher; hier ist es die reine Freude, es wird nicht tödlich - im Gegensatz zur Jagd, wenn ein Beutetier erlegt wird. Man hat sich daran gewöhnt, Tätigkeiten eines Menschen oder eines Tieres als ernst zu bezeichnen, wenn sie zweckgebunden sind. In der Zweckgebundenheit dienen die Tätigkeiten unmittelbar der Existenzsicherung, Notdurft, Suchtbefriedigung, Schadensabwendung oder Schmerzvermeidung. Nichtsdestotrotz kann die Tätigkeit der Tiere, aber auch vieler Menschen, freudevoll ausgeführt werden. Es ist nicht mühselig, sondern spielerisch: man beobachte viele Tiere bei der Nahrungssuche, so z.B. Eichhörnchen, Katzen oder Vögel. Es sieht nicht mühselig aus, sondern es hat einen geschmeidigen, spielerischen Charakter. Ein geübter Jongleur, Zauberkünstler, Pianist, eine Sängerin – alle beherrschen ihr Metier mühelos. Arbeiten Sie zuviel? Geht es Ihnen dadurch immer schlechter? 

Wollen Sie nicht mehr arbeiten, sondern lieber spielen? 

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Fr

30

Jan

2015

Das Recht auf Faulheit!

Paul Lafargue, ein Schwiegersohn von Karl Marx verfasste die Streitschrift "Das Recht auf Faulheit". Ein hochinteressanter Essay, der leider nahezu vergessen ist. Gotthold Ephraim Lessing schrieb: Lasst uns faul in allen Sachen, nur nicht faul zu Lieb' und Wein, nur nicht faul zur Faulheit sein. Bei mir können Sie erfahren, wie Sie zufrieden ohne Arbeit werden können, ohne dabei faul sein zu müssen.

Im 19. Jahrhundert postulierte ein Schwiegersohn von Karl Marx, der nahezu völlig vergessene Arbeiterführer Paul Lafargue  seine Streitschrift  Das Recht auf Faulheit. Er war nicht nur Schwiegersohn von Marx, sondern erhielt von diesem auch seine politische Schulung. In seinen Persönlichen Erinnerungen an Karl Marx schreibt er: „Jahre hindurch begleitete ich ihn auf seinen abendlichen Spaziergängen nach Hampstead Heath; bei diesen Gängen durch die Wiesen erhielt ich durch ihn meine ökonomische Erziehung. Ohne es selbst zu bemerken, entwickelte er vor mir den Inhalt des ganzen ersten Bandes des »Kapital«, nach und nach, in dem Maße, wie er ihn damals schrieb ... Es war, als zerrisse ein Schleier vor meinen Augen; zum ersten Mal empfand ich klar die Logik der Weltgeschichte und konnte die dem Anschein nach so widerspruchsvollen Erscheinungen der Entwicklung der Gesellschaft und der Ideen auf ihre materiellen Ursachen zurückführen. Ich war davon wie geblendet, und jahrelang blieb mir dieser Eindruck.“ 

In seiner Streitschrift schreibt Paul Lafargue:

„O Faulheit, erbarme du dich des unendlichen Elends! O Faulheit, Mutter der Künste und der edlen Tugenden, sei du der Balsam für die Schmerzen der Menschheit!“ Er selber und seine interessante Schrift sind nahezu vergessen. Er schreibt: „Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht. Diese Sucht, die Einzel- und Massenelend zur Folge hat, quält die traurige Menschheit seit zwei Jahrhunderten. Diese Sucht ist die Liebe zur Arbeit, die rasende Arbeitssucht, getrieben bis zur Erschöpfung der Lebensenergie des Einzelnen und seiner Nachkommen. Statt gegen diese geistige Verirrung anzukämpfen, haben die Priester, die Ökonomen und die Moralisten die Arbeit heilig gesprochen. Blinde und beschränkte Menschen, haben sie weiser sein wollen als ihr Gott; schwache und unwürdige Geschöpfe, haben sie das, was ihr Gott verworfen hat, wiederum zu Ehren zu bringen gesucht. Ich, der ich weder Christ, noch Ökonom, noch Moralist bin, ich appelliere von ihrem Spruch an den ihres Gottes, von den Vorschriften ihrer religiösen, ökonomischen oder freidenkerischen Moral an die schauerlichen Folgen der Arbeit in der kapitalistischen Gesellschaft.“ Paul Lafargue, der Atheist, bezieht sich auf die Bibel, sowohl auf das Alte wie auf das Neue Testament. So schreibt er: „Jehova, der bärtige und sauertöpfische Gott, gibt seinen Verehrern das erhabenste Beispiel idealer Faulheit: nach sechs Tagen Arbeit ruht er auf alle Ewigkeit aus.“ 

Missionarisch erklärt er:

„In der kapitalistischen Gesellschaft ist die Arbeit die Ursache des geistigen Verkommens und körperlicher Verunstaltung. Man vergleiche die von einem menschlichen Dienerpack bedienten Vollblutpferde in den Ställen eines Rothschild mit den schwerfälligen normannischen Gäulen, welche das Land beackern, den Mistwagen ziehen und die Ernte einfahren. Man betrachte den edlen Wilden, wenn ihn die Missionare des Handels und die Vertreter in Glaubensartikeln noch nicht durch Christentum, Syphilis und das Dogma der Arbeit verdorben haben, und dann vergleiche man mit ihm unsere elenden Maschinensklaven.“

Lafargue erkennt, dass die immer besseren erfundenen Maschinen die Menschen nicht befreien, sondern noch mehr an die Kette der Arbeit legen: „Ach! Die Zeit der Muße, die der heidnische Dichter verkündete, ist nicht gekommen; die blinde, perverse und mörderische Arbeitssucht hat die Maschine aus einem Befreiungsinstrument in ein Instrument zur Knechtung freier Menschen umgewandelt: die Produktionskraft der Maschine verarmt die Menschen.“ Und weiter: „Das Vorurteil der Sklaverei beherrschte den Geist von Aristoteles und Pythagoras“, hat man verächtlich geschrieben, und doch sah Aristoteles voraus: „Wenn jedes Werkzeug auf Befehl oder auch vorausahnend das ihm zukommende Werk verrichten könnte, wie des Dädalus' Meisterwerke sich von selbst bewegten, oder die Dreifüße des Hephaistos aus eigenem Antrieb an die heilige Arbeit gingen, wenn so die Webschiffchen von selbst webten, dann bräuchte der Werkmeister keinen Gehilfen, die Herren keine Sklaven. Der Traum des Aristoteles ist heute Wirklichkeit geworden. Unsere Maschinen verrichten feurigen Atems, mit stählernen, unermüdlichen Gliedern, mit wunderbarer, unerschöpflicher Zeugungskraft, gelehrig von selbst ihre heilige Arbeit; und doch bleibt der Geist der großen Philosophen des Kapitalismus beherrscht vom Vorurteil des Lohnsystems, der schlimmsten Sklaverei. Sie begreifen noch nicht, dass die Maschine der Erlöser der Menschheit ist, der Gott, der den Menschen von den sordidae artes, den schmutzigen Künsten und der Lohnarbeit loskaufen, der Gott, der ihnen Muße und Freiheit bringen wird.“ 

Bei „Herrenpartien“ am Himmelfahrtstag wurde sehr gerne folgendes Lied in den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts gesungen:

„Solange der Bauch in die Weste passt, wird keine Arbeit angefasst!“

Arbeitet nie! war eines der Mottos, die Situationisten 1968 in Paris an Wände sprühten. Damals war der Traum von weniger Arbeit aber keineswegs radikal. Noch in den sechziger Jahren wurde mit Fortschritt die ihn damals legitimierende Idee verbunden, dass Technologie den Menschen in der Zukunft viel mehr Freizeit erlauben würde. In unserer Zeit ist somit die Arbeit vergöttert worden. Sie stellt den Sinn des Daseins dar. Die Arbeit wird am höchsten bewertet. Nicht die Liebe ist am wertvollsten. Der Amateur – von amare abgeleitet – der Liebhaber ist wertlos gegen den Profi.  Wie können wir aus dieser Struktur einen Ausweg finden? Wie können wir uns der Bergpredigt annähern? „Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. (…) Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“

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Besuchen Sie mein Seminar „Glücklich ohne Arbeit“ am 7. März 2015 in Wiesbaden.

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Di

27

Jan

2015

Arbeit macht krank - und nicht frei!

Vor 70 Jahren fand die Befreiung des KZ Auschwitz statt. An den Toren vieler KZ-Stätten fand sich der zynische Satz: "Arbeit macht frei." Heutzutage wird die Arbeit als Sinn des Lebens angesehen. Wir unterscheiden Arbeits- und Freizeit!

Das Recht auf Arbeit

Karl Marx und Friedrich Engels postulierten 1848 in ihrem Kommunistischen Manifest „das Recht auf Arbeit“. Nachdem Arbeit zuvor erzwungen wurde, sollte es nun ein Recht darauf geben. Dieses Manifest des Rechtes auf Arbeit ist bekanntermaßen nur unter den soziologischen Bedingungen zu verstehen, die Marx und Engels in ihrer Zeit vorgefunden hatten. Es gab ein Elend für die Mehrzahl der Bevölkerung im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa, ähnlich dem, wie wir es heute in den Entwicklungsländern und den so genannten Schwellenländern sehen. Marx schreibt allerdings an anderer Stelle seiner monumentalen Schriften: „Die kommunistische Revolution richtet sich gegen die bisherige Art der Tätigkeit, beseitigt die Arbeit. (...) Die bloße Befreiung der Arbeit ist bereits eine Errungenschaft der kapitalistischen Gesellschaft. Der Kommunismus aber kann die „Sorge“ des Bürgers und die Not des Proletariers nur aufheben, indem er „die Ursache beider“, nämlich die „Arbeit“ selber aufhebt. Marx versteht unter „Arbeit“ jene Tätigkeit, die in der Warenproduktion einen Mehrwert hervorbringt oder „Kapital produziert“. In diesem Sinn verstanden, bedeutet Arbeit, dass dem arbeitenden Individuum eine freie, allseitige Entwicklung versagt wird. Unter dieser Voraussetzung ist es für Marx klar, dass die Befreiung des Individuums zugleich die Negation der Arbeit ist. Die „Arbeit“ soll der „Selbstverwirklichung“ Platz machen. Dahinter steht letzthin der Wunschtraum von einem paradiesischen Zustand, in dem sich der freie Mensch seine freie Betätigung jeweils selbst aussuchen kann, ohne sich auf eine bestimmte ausschließliche Form derselben festlegen zu müssen. Erinnert sei daran, dass ein Schwiegersohn Karl Marx’, der Sozialist und Arzt Paul Lafargue, einem damals sehr wichtigen Führer der internationalen kommunistischen Bewegung,

 

„Das Recht auf Faulheit“ („Le droit à la paresse“) 1880 publizierte. Sowohl Lafargue als auch diese seine hoch interessante sehr geistvolle und witzige Schrift sind heutzutage interessanterweise nahezu vergessen. Bleiben wir noch einen Moment in Marx’ und Lafargues Jahrhundert: Der Adel arbeitete nicht! Der Adel des 19. Jahrhunderts sah Arbeit als eine Schande an. Er repräsentierte, und das mit höchster Verschwendung, so wie es heute unsere bürgerlichen Politiker – Minister, von der Wortbedeutung ‚Diener’ - noch maßloser mit dem Geld des Souveräns, also des Steuer zahlenden Volkes, tun. Friedrich Nietzsche, der Vordenker Sigmund Freuds beschreibt in seiner Fröhlichen Wissenschaft den Umschwung der Wertvorstellungen des 19. Jahrhunderts: „Muße und Müßiggang. - Es ist eine indianerhafte, dem Indianer-Blute eigentümliche Wildheit in der Art, wie die Amerikaner nach Gold trachten: und ihre atemlose Hast der Arbeit - das eigentliche Laster der neuen Welt - beginnt bereits durch Ansteckung das alte Europa wild zu machen und eine ganz wunderliche Geistlosigkeit darüber zu breiten. Man schämt sich jetzt schon der Ruhe; das lange Nachsinnen macht beinahe Gewissensbisse. Man denkt mit der Uhr in der Hand, wie man zu Mittag isst, das Auge auf das Börsenblatt gerichtet, - man lebt wie einer, der fortwährend etwas ‚versäumen könnte’. ‚Lieber irgendetwas tun als nichts’ (…) Denn das Leben auf der Jagd nach Gewinn zwingt fortwährend dazu, seinen Geist bis zur Erschöpfung auszugeben, im beständigen Sich-Verstellen oder Überlisten oder Zuvorkommen: die eigentliche Tugend ist jetzt, etwas in weniger Zeit zu tun als ein anderer. (…) Die Arbeit bekommt immer mehr alles gute Gewissen auf ihre Seite: der Hang zur Freude nennt sich bereits ‚Bedürfnis der Erholung’ und fängt an sich vor sich selber zu schämen. ‚Man ist es seiner Gesundheit schuldig’ - so redet man, wenn man auf einer Landpartie ertappt wird. (…) -  Nun! Ehedem war es umgekehrt: die Arbeit hatte das schlechte Gewissen auf sich. Ein Mensch von guter Abkunft verbarg seine Arbeit, wenn die Not ihn zum Arbeiten zwang. Der Sklave arbeitete unter dem Druck des Gefühls, dass er etwas Verächtliches tue - das ‚Tun’ selber war etwas Verächtliches.“ Prophetische Gedanken eines Geistes, der in seiner eigenen Gedankenwelt lebte. 

 

Gesund ist, wer arbeitsfähig ist

Der Nachdenker Nietzsches, der Bürger und Atheist Freud, Sohn eines verarmten Kaufmanns wollte Erfolg haben und reich werden, und zwar durch Arbeit! Der Mediziner Freud definierte Gesundheit als "Arbeits- und Liebesfähigkeit". Beachtenswert ist die Reihenfolge: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! In seinem Essay Trauer und Melancholie führt Freud den Begriff der Trauerarbeit in die Psychoanalyse ein. In seiner „Traumdeutung“ spricht er sogar von der Traumarbeit. Nun werden sogar die Emotionen und Träume zur Arbeit. Heute sprechen Psychotherapeuten und Patienten gleichermaßen davon, dass an seelischen Prozessen gearbeitet werden müsse. Die von Freud kreierte Psychoanalyse war als Instrument der Emanzipation entwickelt worden, um frei von seelischen Behinderungen zu werden. Nun gibt es das Paradoxon: Arbeit, genauer Seelenarbeit, für die Befreiung! Man kannte seit der Antike arbeitsbedingte Erkrankungen. Hippokrates betont, dass bei der Erhebung der Krankengeschichte sehr genau auf berufliche Einflussfaktoren zu achten sei. Im Europa der Renaissance interessiert man sich mit dem Wiederaufleben der naturwissenschaftlichen Beobachtung vermehrt für den Zusammenhang von Arbeit und Gesundheit. Bernardino Ramazzini veröffentlicht im Jahr 1700 mit seiner Schrift De morbis artificum diatriba die erste geschlossene Darstellung wichtiger Krankheiten von 40 Berufsgruppen. Freud reiht sich damit in die Arbeitsmedizin ein. Bei Freud ist Arbeit nunmehr ein Kriterium der Gesundheit. Der Begriff ‚Arbeitsmedizin’ wird 1929 von der "ständigen Kommission für Berufskrankheiten und Arbeitshygiene" der Weltgesundheitsorganisation in den offiziellen Sprachgebrauch eingeführt. In den Psychiatrischen Kliniken, die zum großen Teil aus den von den Protestanten gegründeten Arbeits- und Zuchthäusern hervorgingen, gibt es seit den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts bis zum heutigen Tage die Arbeitstherapie. Die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess hat oberste Priorität; nicht die Gesundung der Seele! ‚Psychiater’ ist von der Wortbedeutung der Seelen- und nicht der Arbeitsarzt. Was seit der Antike, und seitens des Mythos der Vertreibung aus dem Paradies als Strafe galt, ist nunmehr zur Therapie deklariert worden. Es stellt eine gewisse Perversion dar, wenn depressive Patienten, die sich aufgrund ihres überstrengen Gewissens krank gearbeitet haben – eine Depressionsform nennt man heute bekanntlich Burn-Out-Syndrom -, nun aus therapeutischen Gründen arbeiten sollen. Analog dazu gibt es das Bore-Out-Syndrom, die altbekannte Langeweile. Die heutigen Halbgötter in weiß sind nicht vornehmlich an der Gesundheit, sondern an der  Arbeitsfähigkeit der Patienten interessiert – denn auch die Ärzte müssen ja schließlich arbeiten. Sie wissen nichts mehr von der Lebenskunst. Früher gab es die Ars vivendi und die Ars moriendi!

 

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Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg.

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Mi

21

Jan

2015

Ich habe Dich zum Fressen gern

Zum Leben gehört die Aggression. Wenn wir essen wollen, so müssen wir töten. Um zu leben, um das Leben der gesamten Kultur aufrechtzuerhalten, mordet der Mensch ununterbrochen. Wenn er auch als Vegetarier, wie der Buddhist, die Tiere verschont, so tötet er doch unablässig die Pflanzen. In seiner „Frühzeit“ macht der Mensch kaum einen Unterschied zwischen beiden Wesen. Nach der Vorstellung archaischer Menschen besitzen Pflanzen ein gleiches Bewusstsein wie Tiere – also wie er selbst! 

Das Wort Hass kommt aus der Weidmannssprache, von der Hatz. Der Jäger hetzt das Wild, dann tötet er es und dann liebt er es so sehr, dass er es verzehrt. Jede Liebe ist somit eine Hassliebe.Wir müssen, um leben zu können, im positiven Sinne aggressiv sein. Der Begriff Aggression ist heutzutage negativ belegt. Aggressiv meint grundsätzlich, an die Dinge heranzugehen – lateinisch adgredere, herangehen. Wenn man Brot essen will, muss man aggressiv sein. Das Getreide muss geschnitten, es muss es gedroschen und gemahlen und anschließend zu einem Teig mit aggressiver Kraft geknetet werden. Dann wird das Brot im Ofen gebacken, was mittels des Feuers auch ein aggressiver Akt ist. Wenn dann das Brot fertig ist, wird es zerschnitten und man beißt mit den Zähnen hinein, die durch den stärksten Muskel, den Kaumuskel in Bewegung gesetzt werden. Das alles sind notwendige, hoch aggressive Mechanismen. 

 

Die griechischen Götter waren mörderisch

Die griechischen Götter sind mörderisch: Wenn ihnen ein Mensch nahe kommen will und darf, wie der Priester Chryses dem Apollon, Hektor oder Odysseus dem Zeus, so müssen die Menschen viele Schenkelstücke von Rindern verbrennen, damit das Rauchopfer zu den Göttern gelangen kann, wie es bei Homer viele Male beschrieben ist. Es gilt als heilig und wird als Akt der Frömmigkeit überliefert: das Blutvergießen, das Schlachten – und schließlich das Essen gemeinsam mit den Göttern, an der Schlachtbank, die zum Altar erklärt wurde. Tempel und Kultbild mögen fehlen, wie oft gerade im Kult des Zeus, sie können später errichtet und leicht ersetzt werden. Zeus, der oberste Gott, ist an seinem Opferplatz gegenwärtig. Der Aschenhaufen ist das Denkmal des Gottes. Hier fanden die verbrannten heiligen Darbringungen statt. Man findet die Hörner oder Schädel der geschlachteten Widder und Stiere. Am Altarstein, der mit Blut benetzt werden muss. Der Gott wird im tödlichen Axthieb, während des verrinnenden Blutes und im Verbrennen der Schenkel­stücke am mächtigsten erlebt. Heilig ist der Götterbereich: das Schlachten der Opfertiere ist die heilige Handlung, am heiligen Ort zur heiligen Zeit vom Akteur der Heiligung vollzogen. So war es in Israel bis zur Zerstörung des Tempels: Täglich sollte „das Brandopfer brennen auf dem Herd des Altars die ganze Nacht bis an den Morgen" (Lev. 6, 9), die zer­stückelten Reste der beiden einjährigen Lämmer, „Jahwe zu einem süßen Geruch". 

Der Fleischkonsum ist eine Frage der Menschheitsgeschichte.

 

Homo Necans - der tötende Mensch

Die Entwicklung des fleischfressenden Menschen – Menschen essen angeblich und fressen nicht - hat eine Kontinuität seit Urzeiten. Der Mensch konnte Afrika verlassen, weil er Tiere gejagt hat. Der Altphilologe Walter Burkert hat in seinen Forschungen besonders die Praxis des religiösen Opfers mit dem Fleischkonsum verbunden. In seinem Buch „Homo necans“ – der tötende Mensch - von 1972 hat er versucht, dies exemplarisch an der griechischen Religion zu untersuchen, ist dabei aber auch auf viele andere Religionen eingegangen, was im Folgenden nachgezeichnet wird. Die Menschen haben sich die Götter zur Legitimation des Fleischessens geschaffen und erzählen Geschichten darüber, dass die Götter dies wollen und dass man sie dadurch ehren müsse, dass man Tiere schlachtet, wobei das Tieropfer das Menschenopfer abgelöst hat. Aggression', Gewalttätigkeit des Menschen gegen den Menschen, in gleicher Weise wie die Schimpansen das tun, ist ein menschliches Zentralproblem. Alle Ordnungen und Herrschafts­formen menschlicher Gesellschaft beruhen auf institutionalisierter Gewalt, was der fundamentalen Rolle der intraspezifischen Aggression entspricht. 

Wir müssen also lernen, unsere Aggressionen zu bändigen. Viele tun das unbewusst so, dass sie den größten Teil der Aggressionen zurückhalten und gegen sich selbst wenden.

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Beispielsweise:

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg.

 

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Mo

19

Jan

2015

Erektile Dysfunktion

Alles was hängt sieht traurig aus! Das hat mein Konditormeister Klippenstein immer gesagt. Als Assistenzarzt in der Urologie habe ich dann später gelernt, dass alles, was dauerhaft steht, auch nicht unbedingt gesund ist!

Was Sie hier sehen, ist ein Priapismus; das ist auch nicht gesund!

Eine erektile Dysfunktion ist eine Sexualstörung, bei der es einem Mann über einen längeren Zeitraum hinweg in der Mehrzahl der Versuche nicht gelingt, eine für ein befriedigendes Sexualleben ausreichende Erektion zu erzielen oder beizubehalten. Kurzfristige Erektionsstörungen gelten hingegen nicht als eine erektile Dysfunktion, verursachen aber bei etlichen Männern oftmals eine erhebliche Verunsicherung und sogar eine mitunter eine erhebliche narzisstische Kränkung. Jeder  Mann möchte potent sein. Potenz (lateinisch potentia ‚Macht, Kraft, Vermögen, Fähigkeit‘) steht für die Erektionsfähigkeit des Penis und ursprünglich die Zeugungsfähigkeit. 

 

Die erektile Dysfunktion (Abkürzung ED)

ist eine schwerwiegende Erkrankung. Sie ist als eine klassische Psychosomatose anzusehen. Treten nächtliche Erektionen auf, sind vornehmlich psychische Ursachen anzunehmen. Das wird durch einen alten Kalauer belegt: „Sagen Sie mal einen Satz mit Friseur!. Abends steht er nicht, aber früh sehr!“ Die ED ist häufig auch Vorbote anderer, noch schwerer wiegender Erkrankungen und sollte daher immer ärztlich untersucht werden. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die ED oft ein Hinweis auf einen

bevorstehenden Herzinfarkt und Schlaganfall ist, da die Blutgefäße des Penis denen des Herzens ähneln. So erklärt es sich auch, dass etliche Männer nach oder während eines Sexualverkehrs einen Herzinfarkt erleiden. (Statistisch aber häufiger beim Fußball; nicht beim aktiven Fußball, sondern als Zuschauer). Nach einer diagnostizierten ED sollte daher immer ein Internist hinzugezogen werden. Viele Betroffene gehen aus falscher Scham zunächst nicht zum Arzt. Oft aber ist eine rasche  – bei Verletzungen sofortige – Untersuchung erforderlich, um Langzeitschäden zu vermeiden und die Fähigkeit zur Erektion erfolgreich wiederherstellen zu können. Lange Zeit hat man die erektile Dysfunktion in zwei Kategorien unterschieden: organisch oder psychisch. Heute ist man sich einig, dass nur ein kleiner Prozentsatz rein psychogen oder rein somatogen (körperlich) verursacht wird. Der überwiegende Anteil der Erektionsstörungen

hat mehrere Ursachen. Biologische, psychische, interpersonelle und kulturelle Faktoren spielen in der Regel zusammen. Während in jungem und mittlerem Alter psychische Ursachen häufiger sind, spielen mit zunehmendem Alter sogenannte organische Wirkfaktoren

eine immer größere Rolle. Allerdings sind viele sogenannte

vornehmlich organpathologische Ursachen auf einen schlechten Lebenswandel zurückzuführen: Zu viel Gift. Also Alkohol und Zigaretten, zu wenig Bewegung, keine gute Ernährung; also zu adipös (oder zu fett, was das gleiche ist).  Zu viel Dysstress, etc.

 

Vornehmlich psychische Ursachen

Eine zentrale Rolle bei der Entstehung erektiler Dysfunktion spielt die Angst, sexuell zu versagen. Typischerweise steht diese Angst im Zusammenhang mit Beziehungskonflikten, Trennung, Selbstvorwürfen und beruflichem Misserfolg bzw. Rollenkonflikten als Mann. Nur wenn Mann an sich glaubt, ist er ein guter Mann: Denn nur der Glaube kann Berge versetzen! Kredit heißt ursprünglich man glaubt! Unser gesamtes Wirtschaftssystem lebt auf Kredit. Nur wenn alle an die Geldwährung glauben, gibt es keine Inflation: Flare (lateinisch) heißt blasen! (Nicht was Sie jetzt wahrscheinlich wieder denken!)

 

Pharmakotherapie

In vielen Fällen können potenzsteigernde Medikamente die Beschwerden lindern. Von der Selbstmedikation ist dringend abzuraten, da vor der Einnahme bestimmte Kontraindikationen ausgeschlossen werden müssen. Derzeit in Deutschland zugelassen und in wissenschaftlichen Studien untersucht sind die rezeptpflichtigen PDE-5-Hemmer Sildenafil  (Viagra), Vardenafil (Levitra), Taldalafil (Cialis) und Avanafil  (Spedra). Eine Pharmakotherapie sollte immer durch den Arzt erfolgen! Die beste Therapie einer erektilen Impotenz kann also durch den Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erfolgen; bei vornehmlich organisch bedingten Störungen gemeinsam mit dem Andrologen.

Also trauen Sie sich; auch wenn Sie nicht getraut sind! Denn:

Schwächen schwächen - Stärken stärken!

Die beste Therapie ist eine psychosomatische Therapie.

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Fr

16

Jan

2015

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg .

Die stärkste Kraft, die wir haben, ist die Einbildungskraft. Mit der  Einbildungskraft fühlen wir uns himmlisch oder meinen in der Hölle zu sein. Man sagt so leicht, dass man sich doch nichts einbilde. Doch, ohne Einbildung, ohne innere Bilder verstehen wir die Welt nicht, bzw. wir verstehen die Welt immer nur, wie wir wollen.

Mein Lieblingsmärchen ist das Märchen vom Hans im Glück. Allgemein wird angenommen, dass der Hans im Glück ein Tölpel ist, der sein anfängliches Glück, nämlich den Goldklumpen, den er sich in seiner Lehre erarbeitet hat, verschleudert. So jedenfalls ist es die gängige Interpretation unserer Geld- und goldbesessenen Gesellschaft. Dabei ist im kollektiven Bewusstsein selten bekannt, dass der hohe Wert des Goldes auf die Babylonier zurückgeht, die die Sonne als Gottheit verehrten und das Gold als Abglanz der Sonne ansahen. Im Märchen wird die unnütze Last des Goldklumpens sehr gut dargestellt, da der Hans unter der Last des Goldklumpens nahezu zusammenbricht. (Viele Menschen sind leider vom Geld besessen, aber besitzen es nicht; ein furchtbares Beispiel war in jüngerer Vergangenheit Herr Merkle, der ein Milliardenvermögen verloren hatte, und sich daraufhin umbrachte). 

 

Hans ist durch die Vorstellungskraft glücklich

Im Märchen wird immer wieder betont, dass Hans bei jedem Tausch zunächst glücklich war. Deshalb hat das Märchen auch berechtigterweise seinen Titel. Die Kernbotschaft des Märchens ist das Glück und wie man glücklich werden kann: durch die Einbildungskraft oder Vorstellungskraft. Die inneren Bilder sind Kräfte. Wir brauchen uns nur eine Situation zu vergegenwärtigen, die uns besonders erfreut oder besonders verärgert. Wir werden merken, dass wir uns während dieser Vorstellung empfindungsmäßig deutlich verändern. Je nach der Situation des Ärgers werden wir eine schnellere Herzfrequenz bemerken können, während der Vorstellung eines angenehmen Ereignisses, so zum Beispiel sexueller Vorstellungen, werden wir merken, inwieweit sich entsprechende Organsysteme verändern. Innere Bilder, also Einbildungen, haben eine immense Wirkmächtigkeit. Die induzierten Einbildungen spielen eine wesentliche Rolle in unserem Leben. Sie werden allgemein sehr ernst genommen und in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht hoch bewertet. Schauen wir auf unsere multimediale Welt, so wird deutlich, dass zum starken Maße Bilder beherrschend sind, die sogenannte virtuelle Welt (ein anderer Begriff für Unwirklichkeit, bzw. ein Begriff für die „unwirkliche Bilderwelt“) ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der in keiner Weise in Frage gestellt wird. Die Traumfabrik Hollywood stellt einen sehr wichtigen Wirtschaftsfaktor dar - und somit für uns alle die Realität schlechthin -, wobei es hier im wahrsten Sinne des Wortes um Einbildungen geht, die aber eine immense Wirkmächtigkeit haben. 

 

Illusion: Die Traumfabrik

Wenn wir im Kino sitzen und die Filmbilder auf uns einwirken lassen, so wissen wir zwar unterschwellig immer, dass hier mit dem Phänomen der Illusion gearbeitet wird, gleichzeitig geben wir uns aber diesen Bildern so intensiv hin, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes gespannt sind (vorausgesetzt der Film ist „spannend“). Diese Spannung lässt sich psychophysiologisch sehr gut messen. Man kann Probanden an den so genannten Lügendetektor anschließen. Hierbei werden dann die Herzfrequenz und die Herzaktivität mit dem EKG, die Muskelspannung mit dem Elektromyeolografen, die Hirnströme mit dem EEG, der Hautwiderstand und Weiteres gemessen. Obwohl nur im Kinosessel sitzend, reagieren die meisten Probanden vegetativ so, als würden sie selber die Vorgänge, die auf der Leinwand dargestellt werden, erleben. Es wird hiermit also augenscheinlich, inwieweit äußere Kinobilder zu wirkmächtigen Einbildungen verwandelt werden.

Die Gelehrten der frühen Neuzeit nahmen die Einbildung bzw. die Fantasie ernst. Sie gestanden den Einbildungen vielfach einen erheblichen Wirklichkeitscharakter zu und sprachen dabei auch von Imagination. Dieses Wort ist heute geläufiger in seiner englischen Version als Image, worauf jeder Politiker großen Wert legt. In der Renaissance ist die Einbildung nicht immer etwas „nur“ Eingebildetes gewesen. Sie war damals eine Kraft von sehr großer Wirkung und galt als etwas sehr Reales. Sie war ein wertvolles philosophisch-naturwissenschaftliches Konstrukt, verwandt mit Begriffen der Fantasie, der Idee, der Schöpferkraft und des Gedächtnisses. Sie war ein physiologisches Prinzip von erheblicher Bedeutung und diente - in moderner Sicht -  zur Erklärung der allerverschiedensten Erscheinungen, nicht unähnlich denjenigen von Sympathie und Antipathie.

 

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Fr

16

Jan

2015

Rückenschmerzen: eine Psychosomatose!

Rückenschmerzen hat jeder einmal. Jeder meint, dass sei eine "rein" körperliche Erkrankung. Diese Reinheit gibt es nicht; denn was wären wir ohne unseren Körper?! Wären wir dann der reine Geist? Nein, jeder Schmerz ist nur mit Hilfe eines biopsychosozialen Wissenschaftsmodells erklär- und therapierbar.  Man verhext sich selbst mit seinem Hexenschuss! 

Der eigene Rücken entzieht sich der Sichtbarkeit. Er umfasst die grösste Fläche am menschlichen Körper zwischen Genick und Gesäß, Schultern und Hüfte. Allgemein repräsentiert der Rücken oftmals die Kehrseite, also die negative Seite der Dinge. Man kehrt jemandem den Rücken zu, heißt soviel wie, sich von jemandem abwenden, ihm nicht mehr zugewandt sein. Der Rücken gilt auch allgemein - in Verbindung mit dem Gesäß - als die eher unschöne Kehrseite. Der Rücken repräsentiert aber auch unsere verletzliche Seite. So wird beispielsweise im Lindenblattmotiv der Siegfriedsage der Rücken zum Ort der Verletzbarkeit, der die Hinfälligkeit des irdischen Leibes markiert. So werden wir hinterrücks überrascht und betrogen. Allerdings heißt es auch „ein schöner Rücken kann auch entzücken! Der Rücken ist auch ein Kommunikationsorgan. Für den Menschen sind der Rücken und die Lumbalregion der visuellen Kontrolle entzogen. Das könnte ein entwicklungspsychologischer Grund dafür sein, dass der Rücken sich als besonders geeignetes Projektionsfeld für Konflikte anbietet. Davon zeugen nicht nur die an das Kreuz (Os sacrum, was soviel wie „Heiliger Knochen“ bedeutet) geknüpften biblischen Assoziationen wie "Leid, Qual, Mühsal", sondern auch Redewendungen, etwa die Betonung der aufrechten Haltung ("Rückgrat raus!"), die Verkörperlichung von Selbstbehauptung ("Rückgrat haben", "einen breiten Rücken haben"), die Bedrohung des Selbst ("mit dem Rücken zur Wand", "dem wurde das Kreuz gebrochen") oder aber eine übertrieben opportunistische Anpassung ("katzbuckeln", "zu Kreuze kriechen").

 

Der Rücken zeigt deutlich, wie man sich fühlt

Mit dem Rücken lassen sich bestimmte Bewegungen ausführen, wie beugen, wölben, recken, zusammensacken und schlängeln, die kommunikationsrelevant sind. Es gibt Körperausdrücke, die angeboren sind, z.B. Dominanz und Demutshaltungen. Innere Haltung und körperlicher Ausdruck sind so miteinander verbunden, dass sich das eine nicht vom anderen trennen lässt. Sie beeinflussen sich gegenseitig. In der fernöstlichen Sichtweise kommt das durch die Redewendung: „Ich bin mein Körper“ statt „Ich habe einen Körper“ zum Ausdruck. Dies drückt deutlich aus, dass körperliche Verkrampfung die Folge von seelischer Verkrampfung sein kann und umgekehrt. Auch wenn jemand nicht verbal spricht oder antwortet, so „spricht“ doch sein Körper, ohne dies unterdrücken zu können. 

In der Sprache des Rückens drückt man es folgendermaßen aus: „den Rücken steif halten“, „etwas den Rücken kehren“, „erhobenen Hauptes“, „sich etwas beugen“, etc. Die verschiedenen Körperhaltungen bringen entsprechend der jeweiligen Situation etwas zum Ausdruck. Bei der Körperhaltung mit einem Neigen nach hinten: Diese Haltung wird durch die Ausdehnung des Oberkörpers in Verbindung mit der Atmung bewirkt. Im positiven Sinne drückt das Neigen nach hinten ein Kraftgefühl und allgemein eine Unternehmungslust aus. Wird diese Haltung jedoch als „sich brüsten“ gedeutet, weist sie auf einen prahlerischen, überheblichen Menschen hin, was in der soldatischen Ausbildung genutzt wird. Hier wird eine disziplinierte, stramme Haltung trainiert, um die Soldaten aggressiver wirken zu lassen. Zusätzlich wirkt der Mensch durch das Aufrichten größer und demonstriert damit Dominanz.

 

Alles was hängt, sieht traurig aus

Bei der Haltung mit Neigen nach vorne handelt es sich einerseits um eine Demutsbezeugung. Zum anderen symbolisiert das Insichzuusammensinken, indem Luft abgelassen wird, eine Einbuße an „Kraft und Lebensgefühl“. Der Körper wirkt kleiner und verliert seine Dominanz. Dieses „Sichhängenlassen“ kann auf ein schwaches Selbstgefühl, Passivität, Resignation oder Lebensangst deuten. Schließlich kann der gekrümmte Rücken auch die Bedeutung einer Schutzhaltung, ähnlich der Einrollbewegung des Igels haben. Indem die Schultern hochgezogen werden, der Rücken leicht gekrümmt und der Kopf eingezogen wird, schützt der Mensch fremdreflexartig seine Halsschlagader. Diese Haltung nimmt der Mensch nicht nur bei drohender äußerer Gewalttätigkeit ein, sondern auch in Situationen, die ihm Angst machen. Depressive Patienten haben eine hängende, lustlose Haltung, manische Patienten sind wachsam und aufrecht. Das Vorneigen des Oberkörpers zeigt Annäherung  auch im übertragenen Sinn  und Interesse. Mit einem zurückgeneigten Oberkörper wird ausgedrückt, daß man sich distanzieren möchte, desinteressiert ist oder Entspannung sucht. Jemandem den Rücken zuwenden drückt ganz eindeutig Ablehnung aus. All diese Phänomene können zu konstitutiven Haltungen werden; sie werden sogar zu einer Charakterhaltung, die sich körperlich manifestiert. Charakterhaltung und Körperhaltung sind somit oft identisch. Somit kann sich mittels des Rückens ein verinnerlichter Konflikt darstellen. Tiefenpsychologisch interpretiert ist aus dem Konflikt zwischen dem Kind und seinen sozialen Bezugspersonen der internalisierte - also verinnerlichte - Konflikt zwischen dem Ich und dem Über-Ich (Gewissen) geworden. Die Verbote erfolgen nicht mehr von außen, sondern von innen. Rückenschmerzen können als Ausdruck eines solchen inneren Konfliktes und somit grundsätzlich als Psychosomatosen angesehen werden. Bei Psychosomatosen haben wir es mit starren inneren Strukturen zu tun, die Ausdruck erheblicher und massiver innerpsychischer Spannungen sind. Erreichen solche Spannungen ein ausreichendes Maß, dann entsteht im Ich ein charakteristisches Spannungsgefühl, das nachhaltig auf Beseitigung des Konfliktes drängt: den Angstaffekt, der sich als erhöhter Muskeltonus darstellen kann. 

 

Chronischer Rückenschmerz ist eine Psychosomatose

Chronischer Rückenschmerz kann als Ausdruck einer Dysfunktion körperlicher und psychischer Regulationsprozesse verstanden werden. Der Schmerz signalisiert, daß eine Funktionsstörung stattfindet und appelliert an die hierarchisch höher liegenden Funktionsebenen, im Sinne einer Gegensteuerung etwas zu tun oder etwas zu unterlassen, was die Funktionsstörung aufrecht erhält. Chronische Schmerzzustände haben z.b. eine besonders nachhaltige Wirkungen auf das motorische System (zum Beispiel eine Schonhaltung). Es gibt jedoch auch Zusammenhänge zwischen Schmerz und Motorik in umgekehrter Wirkungsrichtung: Pathophysiologische Vorgänge im Bereich des Bewegungssystems können über abnormale Muskelspannung zur Erregung der Nozizeptoren führen und dadurch Schmerzen verursachen (z.b. Fehlhaltungen oder emotionale Belastungen wie Angst und Stress). Schließlich kann durch Überlagerung der beiden entgegengesetzten Wirkungsrichtungen ein „Teufelskreis“, ein Circulus vitiosus entstehen. Chronischer Schmerz führt zu gestörter Motorik und motorische Fehlsteuerung. Das „algogene (schmerzbedingte) Psychosyndrom“ ist durch vegetative Störungen und depressive Verstimmung gekennzeichnet. Vom Betroffenen wird das subjektiv als Leistungseinschränkung und „allgemeines Kranksein“ erlebt. Die Zentren, die Sympathikus und Motorik steuern, sind koordiniert. Bereits die Absicht, eine motorische Bewegung auszuführen, löst die Kopplung beider Systeme aus. Es kommt zu einer Bereitstellungsreaktion im Sinne einer sympathischen Aktivierung, wie sie beispielsweise in Extremsituationen stattfindet (also der konditionierten Notfallreaktion). Bei Schmerzen, die durch psychische Einflüsse ausgelöst oder verstärkt werden, wirken motorische und sympathische Fehlsteuerungen zusammen. Chronische Schmerzen, für die kein ausreichend erklärungskräftiger Organbefund gewonnen werden kann, also das ganze Spektrum chronischer Rückenschmerzen und vielerlei Schmerzen des Bewegungsapparates, haben durchaus eine Hinweisfunktion, die man in diagnostischer wie therapeutischer Hinsicht beachten muß. Tut man dies nicht und behandelt diese Schmerzen nur symptomatisch, so ist dies zumindest längerfristig zum Scheitern verurteilt: Die Schmerzen setzen sich immer wieder durch.

 

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In meinem Buch:

Das Kreuz mit dem Kreuz. Rückenschmerzen psychosomatisch verstehen und behandeln. 2. Aufl., 2007, Ernst Reinhardt Verlag, München, Basel

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Mi

14

Jan

2015

Wirklich alles Schwindel? Oder nur eine Illusion?

Über den psychogenen Schwindel 

Unter Schwindel im medizinischen Sinne versteht man das Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens oder das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit. Definiert wird Schwindel im medizinischen Sinn als wahrgenommene Scheinbewegung zwischen sich und der Umwelt. Man unterscheidet u. a. Dreh-, Schwank-, Lift-, Bewegungs- und unsystematischen Schwindel. Außerdem werden Symptome einer Kreislaufschwäche oft Schwindel genannt. Schwindel kann viele verschiedene komplexe Ursachen haben. Bei der Untersuchung ist es hilfreich, den Schwindel in Schwindeltypen einzuordnen, um die möglichen Ursachen einzugrenzen. Der Schwindel kann dabei in zwei verschiedene Kategorien eingeordnet werden nach Art des Schwindels systematisch oder unsystematisch und nach wahrscheinlichen Ort des Auslösers.

  

Psychische Erkrankungen und Schwindel

Schwindelsymptome treten häufig im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auf. Dabei kann Schwindel sowohl eine Folge (sog. psychogener Schwindel) als auch eine Ursache einer psychischen Erkrankung sein. Beide Erkrankungen können auch komorbid auftreten.Verschiedene Studien zeigten, dass bei 20–50 % der Schwindelpatienten psychische Erkrankungen einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung hatten.

Psychische Erkrankungen, bei denen häufig Schwindelgefühle auftreten, sind v. a. Depressionen, Angststörungen und Somatoforme Störungen. Zudem kann es zu sekundärem somatoformen Schwindel, phobischem Schwankschwindel, akuten Belastungsreaktionen sowie Anpassungsstörungen kommen.

 

Der Konversionsmechanismus des Schwindels

Mit dem Konversionsmechanismus der Schmerzentstehung wurde von Freud die Aufspaltung zwischen körperlichen seelischen Vorgängen bezeichnet. Aus primär seelischem Schmerz wird körperlicher Schmerz. Hier dient der psychogene Schmerz unbewusst der Abwehr unerträglicher Gefühle und Konflikte. Beim Konversionsmechanismus geht man von der Annahme innerer Konflikte aus, die durch ein körpersprachlich dargestelltes Symptom entlastet werden. Die Symptomatik stellt körpersprachlich etwas dar. Es wird eine averbale Kommunikation zum Ausdruck gebracht, weswegen man sogar von Ausdruckskrankheiten spricht.

Aus psychosomatischer Sicht bezeichnet man mit dem Begriff der Konversion eine Verwandlung eines psychischen Konfliktes in den vornehmlich körperlich erscheinenden Bereich. Eine wichtige Rolle kommt hier den unbewussten Vorstellungen und Phantasien des Betroffenen zu, die durch ein körperlich erscheinendes Symptom dargestellt werden. Unbewusst wird hierbei der seelische Schmerz  - zum Beispiel Trauer -  verdrängt und dann ebenfalls unbewusst, in ein eher körperlich erscheinendes Geschehen verschoben.

 

Seelischer Schmerz wird zu körperlichem Schmerz

Der seelische Schmerz der Trauer über einen erlittenen Verlust, der nicht beweint wird, zeigt sich nun als ein immer quälenderes Symptom, dem Schwindel, der dann wiederum zum Weinen zwingen kann. Der primär vornehmlich psychogene Schwindel wird als vornehmlich körperlich erscheinendes Symptom dargestellt, weil er durch Worte nicht benannt werden kann oder darf. Hierbei geht es unbewusst um eine Entlastung schmerzhafter Affekte, also vornehmlich angsthaften und depressiven Verstimmungen, aber auch von Gefühlen der Leere und der Sinnlosigkeit. Man vertauscht ein Problem gegen eine anderes. Mit dem Schwindel wird unbewusst eine Fokussierung auf ein Symptom vorgenommen, so dass der ursprünglich quälende Affekt nicht mehr empfunden wird. Unbewusst geht es hierbei um eine Entlastung von psychischen Konflikten durch ein Umlenken der Aufmerksamkeit vom psychischen zum vornehmlich körperlichen Bereich. Mit dem Schwindel verschiebt sich das psychologische Problem in den körperlichen Bereich.

 

Psychogener Schwindel kann zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen.

Aufgrund solcher unbewusster Vorgänge kann der Schwindel auch zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen. Oft entstehen Schuldgefühle aus starken, aber gehemmten aggressiven Bedürfnissen. Der symptommotivierende Gehalt läge hier vor allem im determinierten Sühnevorgang durch das Leiden, der die subjektive Schuld entlastet. Aggressionen sind bei vielen Patienten mit Schwindel stark gehemmt und verdrängt. Der unbewusste Gewinn der Unterdrückung aggressiver Motive durch den Schwindel erklärt sich psychodynamisch dadurch, indem auf diese Art Gewissenskonflikte und Selbstvorwürfe vermieden werden können. Schmerz kann unbewusst auch das Fortbestehen einer Beziehung symbolisieren: man ist nicht verlassen, solange es weh tut. Das Fortbestehen des chronischen Schwindels birgt dann die unbewusste tröstliche Gewissheit, dass jemand kommen und helfen und alles wieder gut machen wird. Das Schwinden des Schwindels bedeutete dann paradoxerweise, dass man verlassen ist. Der Schwindel wird zum verlässlichen Begleiter, man ist nicht alleine. Wollen Sie mehr erfahren?

Mittwoch, den 14. Januar um 12:10 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „High Noon“  von und mit Martin Bevernick und Dr. med. R. Mathias Dunkel,

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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Di

13

Jan

2015

Schwindel

Ist Ihnen schwindelig? Letztlich ist alles Schwindel! Wie kommt man aus dem Schwindel heraus? Schwindel ist peinigend.

Unter Schwindel im medizinischen Sinne versteht man das Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens oder das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit. Definiert wird Schwindel im medizinischen Sinn als wahrgenommene Scheinbewegung zwischen sich und der Umwelt. Man unterscheidet u. a. Dreh-, Schwank-, Lift-, Bewegungs- und unsystematischen Schwindel. Außerdem werden Symptome einer Kreislaufschwäche oft Schwindel genannt. Schwindel kann viele verschiedene komplexe Ursachen haben. Bei der Untersuchung ist es hilfreich, den Schwindel in Schwindeltypen einzuordnen, um die möglichen Ursachen einzugrenzen. Der Schwindel kann dabei in zwei verschiedene Kategorien eingeordnet werden nach Art des Schwindels systematisch oder unsystematisch und nach wahrscheinlichen Ort des Auslösers.

  

Psychische Erkrankungen und Schwindel

Schwindelsymptome treten häufig im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auf. Dabei kann Schwindel sowohl eine Folge (sog. psychogener Schwindel) als auch eine Ursache einer psychischen Erkrankung sein. Beide Erkrankungen können auch komorbid auftreten.Verschiedene Studien zeigten, dass bei 20–50 % der Schwindelpatienten psychische Erkrankungen einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung hatten.

Psychische Erkrankungen, bei denen häufig Schwindelgefühle auftreten, sind v. a. Depressionen, Angststörungen und Somatoforme Störungen. Zudem kann es zu sekundärem somatoformen Schwindel, phobischem Schwankschwindel, akuten Belastungsreaktionen sowie Anpassungsstörungen kommen.

 

Der Konversionsmechanismus des Schwindels

Mit dem Konversionsmechanismus der Schmerzentstehung wurde von Freud die Aufspaltung zwischen körperlichen seelischen Vorgängen bezeichnet. Aus primär seelischem Schmerz wird körperlicher Schmerz. Hier dient der psychogene Schmerz unbewusst der Abwehr unerträglicher Gefühle und Konflikte. Beim Konversionsmechanismus geht man von der Annahme innerer Konflikte aus, die durch ein körpersprachlich dargestelltes Symptom entlastet werden. Die Symptomatik stellt körpersprachlich etwas dar. Es wird eine averbale Kommunikation zum Ausdruck gebracht, weswegen man sogar von Ausdruckskrankheiten spricht.

Aus psychosomatischer Sicht bezeichnet man mit dem Begriff der Konversion eine Verwandlung eines psychischen Konfliktes in den vornehmlich körperlich erscheinenden Bereich. Eine wichtige Rolle kommt hier den unbewussten Vorstellungen und Phantasien des Betroffenen zu, die durch ein körperlich erscheinendes Symptom dargestellt werden. Unbewusst wird hierbei der seelische Schmerz  - zum Beispiel Trauer -  verdrängt und dann ebenfalls unbewusst, in ein eher körperlich erscheinendes Geschehen verschoben.

 

Seelischer Schmerz wird zu körperlichem Schmerz

Der seelische Schmerz der Trauer über einen erlittenen Verlust, der nicht beweint wird, zeigt sich nun als ein immer quälenderes Symptom, dem Schwindel, der dann wiederum zum Weinen zwingen kann. Der primär vornehmlich psychogene Schwindel wird als vornehmlich körperlich erscheinendes Symptom dargestellt, weil er durch Worte nicht benannt werden kann oder darf. Hierbei geht es unbewusst um eine Entlastung schmerzhafter Affekte, also vornehmlich angsthaften und depressiven Verstimmungen, aber auch von Gefühlen der Leere und der Sinnlosigkeit. Man vertauscht ein Problem gegen eine anderes. Mit dem Schwindel wird unbewusst eine Fokussierung auf ein Symptom vorgenommen, so dass der ursprünglich quälende Affekt nicht mehr empfunden wird. Unbewusst geht es hierbei um eine Entlastung von psychischen Konflikten durch ein Umlenken der Aufmerksamkeit vom psychischen zum vornehmlich körperlichen Bereich. Mit dem Schwindel verschiebt sich das psychologische Problem in den körperlichen Bereich.

 

Psychogener Schwindel kann zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen.

Aufgrund solcher unbewusster Vorgänge kann der Schwindel auch zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen. Oft entstehen Schuldgefühle aus starken, aber gehemmten aggressiven Bedürfnissen. Der symptommotivierende Gehalt läge hier vor allem im determinierten Sühnevorgang durch das Leiden, der die subjektive Schuld entlastet. Aggressionen sind bei vielen Patienten mit Schwindel stark gehemmt und verdrängt. Der unbewusste Gewinn der Unterdrückung aggressiver Motive durch den Schwindel erklärt sich psychodynamisch dadurch, indem auf diese Art Gewissenskonflikte und Selbstvorwürfe vermieden werden können. Schmerz kann unbewusst auch das Fortbestehen einer Beziehung symbolisieren: man ist nicht verlassen, solange es weh tut. Das Fortbestehen des chronischen Schwindels birgt dann die unbewusste tröstliche Gewissheit, dass jemand kommen und helfen und alles wieder gut machen wird. Das Schwinden des Schwindels bedeutete dann paradoxerweise, dass man verlassen ist. Der Schwindel wird zum verlässlichen Begleiter, man ist nicht alleine. Wollen Sie mehr erfahren?

Mittwoch, den 14. Januar um 12:10 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „High Noon“  von und mit Martin Bevernick und Dr. med. R. Mathias Dunkel,

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Di

13

Jan

2015

Schlafstörungen sind eine Qual

Die meisten Menschen leiden unter Schlafstörungen.

Die beste Methode, besser zu schlafen ist durch einen Meditationszustand erreichbar.

Der Meditationszustand kann auch als eine Art Schlafzustand beschrieben werden.

Der chinesische Philosoph Chuang Tzu schrieb: „Alles ist eins; im Schlaf ist die Seele ungestört und aufgenommen in diese Einheit; im Wachen hingegen ist sie abgelenkt und sieht die verschiedenen Gegebenheiten der Welt.“ In den altindischen philosophischen Texten der Upanishaden wurden folgende Seinsformen unterschieden: der Wachzustand, der allen Menschen gemeinsam ist, und der Zustand des Träumens, außerdem der Zustand des Tiefschlafs, der (über- oder unbewusste) Zustand des eigentlichen Selbst. Der Tiefschlaf ist ein Zustand, in welchem man nichts begehrt und nicht träumt. An anderer Stelle der Upanishaden wird der Tiefschlaf mit dem eigentlichen Selbst in Zusammenhang gebracht: „Wenn man tief schläft, ruhig und heiter, und keinen Traum sieht, das ist das Selbst, das ist das Unsterbliche, Furchtlose, das ist Brahma.“


Es gibt unterschiedlicheBewusstseinszustände

Diese Ausführungen über das Bewusstsein und seine Veränderungen während des Schlafs sollen darauf auf­merksam machen, dass wir, wenn wir vom „Schlaf“ spre­chen, unterschiedliche Zustände meinen. Wir sind nie ganz wach, und ebenso wenig schlafen wir völlig. Beim Schlafen oder Wachsein geht es um relative, nicht aber um absolute Verhältnisse. Während wir wach sind, schlafen wir auch zu einem gewissen Anteil, der wiederum wach sein kann, wenn wir schlafen; dazwischen finden sich alle Abstufungen von Aktivität und Inaktivität. Das Wort Schlaf erinnert an schlaff. Im Tiefschlaf ist man schlaff. Die Muskeln sind völlig entspannt. Diese vier genannten Schlafphasen kennt auch die heutige Medizin: Die Einschlafphase, den REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement) oder so genannter paradoxer Schlaf, in dem viel Bewegung im Gehirn stattfindet, die Muskeln aber völlig entspannt – schlaff – sind, und zwei unterschiedliche Tiefschlafphasen. Die tiefere der beiden entspricht meines Erachtens dem Brahma. Während man Tabak raucht, werden die Muskeln durch die Beeinflussung des Nikotins entspannt. Das lässt sich auch durch Meditationstechniken erzielen.


Durch Meditation erlangt man ein gutes Gefühl

Mit Hilfe der Meditation kommt man in einen anderen Bewusstseinszustand. Eine der ältesten Meditationstechniken ist das Yoga. Yoga ist ein Daseinszustand. Diese Metamorphose zielt auf das Heilwerden. Mit der Erfahrung der Meditation – im fortgeschrittenen Stadium der unio mystica, also einem ozeanischen Gefühl der Selbstentgrenzung –  kann man einen so wunderbaren Zustand erreichen. Die Meditation ist vor aller religiösen Zielsetzung eine Technik der Selbstverwirklichung, zur Persönlichkeitsentwicklung, zur Bereicherung persönlicher Fähigkeiten der Konzentration, des Gedächtnisses, der Ruhe und der Kreativität nützlich. Meditation ist eines der besten Therapeutika. Sie ist die durch regelmäßiges Üben, eingebettet in eine gesamthaft darauf ausgerichtete Lebensführung, zu gewinnende, temporäre, intentionierte, selbstgesteuerte Einstellung eines besonderen (also vom mittleren Tageswachbewusstsein unterschiedenen) Bewusstseinszustandes. Meditation ist durch die eigene interne Induktion und Selbststeuerung von den drogeninduzierten Bewusstseinszuständen unterschieden. Im Zentrum der meisten Meditationstechniken steht die Atmung. Abhängig sind wir immer, vor allem – noch vor dem Trinken und Essen und vor anderen Menschen – vom Sauerstoff und somit von der Atmung. Wir haben es im Allgemeinen verlernt, gut zu atmen. Mit Hilfe des guten Atmens lernt man das  Meditieren am besten. Die Atemübungen des Yoga können überall durchgeführt werden. Damit beruhigt man und entspannt man sich. Meditation ist besser als jedes Schlafmittel.  

Sie finden ausführliche Informationen zur besseren Entspannung in meinem Buch "Nichtraucher werden - und bleiben":

 


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So

11

Jan

2015

Je suis Charlie aussi

J'étais aussi Charlie!

Moi de Gaulle!

Vive la France! 

TO ALL FRENCHMEN! 

France has lost a battle! But she has not lost the war!

Angesichts der derzeitigen schrecklichen Ereignisse in Paris, in Syrien, der Ukraine und der zwei Weltkriege etc. werde ich mich in einem Radioessay in meiner Sendung „Kunst und Medizin“  mit unserer destruktiven Seite auseinandersetzen.

Ausgehend von 

 

Goethes Zitat,

was er seinen Mephisto im Faust sagen lässt:

Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen.

Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,

Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.

Ein wenig besser würd’ er leben,

Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;

Er nennts Vernunft und braucht’s allein

Nur thierischer als jedes Thier zu seyn.

werde ich mich mit

 

Franz Kafkas Erzählung 

Ein Bericht für eine Akademie

 auseinandersetzen. Der ehemalige Affe namens Rotpeter legt einer Akademie einen Bericht über seine Menschwerdung vor, der als Geschichte einer erzwungenen Assimilation und als pädagogische Satire verstanden werden kann. Der Gegenstand des Berichts ist aber nicht, wie von der Akademie gewünscht, die Erinnerung an das äffische Vorleben, sondern die Schilderung des Anpassungsvorganges. Eingefangen von einer Jagdexpedition der Firma Hagenbeck, monatelang gehalten in einem bedrückend engen Käfig auf einem Dampfer, sucht der Affe einen Ausweg. Er ahmt die Menschen nach, weil er so „unbehelligt“ sein will, wie sie es offensichtlich sind. Scheinbar leicht lernt er sinnvolle Gesten und auch das Sprechen. Größte Probleme hat er damit, Schnaps zu trinken. Ein Schiffspassagier erteilt ihm „zu den verschiedensten Stunden“ theoretischen und praktischen Unterricht. So lernt er auch das unter größter Mühe. Mehrfach betont er, dass er nur deshalb Menschen nachahmt, weil er einen Ausweg sucht, nicht jedoch weil er die Freiheit erhofft. Er strebt eine Arbeit im Varieté an und hat dabei „kaum noch zu steigernde Erfolge“. Sein Leben verläuft erfolgreich zwischen Banketten, wissenschaftlichen Gesellschaften und geselligem Beisammensein. Er hat erreicht, was er erreichen wollte und er bescheinigt sich selbst die Durchschnittsbildung eines Europäers.

Das Grenzgängertum zwischen Mensch und Tier beherrscht er offensichtlich virtuos. Nicht so zwei andere Wesen in seiner Umgebung. Sein erster Dresseur, mit dem er wie „rücksichtslos“ lernt, wird selbst fast äffisch und muss zeitweise in eine Heilanstalt. Die kleine halbdressierte Schimpansin, bei der er es sich „nach Affenart wohlergehen lässt“, hat den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick, den er nicht ertragen kann. In meiner weiteren Untersuchung werde ich es aber nicht bei der Satire belassen, sondern den Menschen in seiner gesamten Destruktivität darstellen. Ausgangspunkt ist

 

Freuds Schrift: 

Das Unbehagen in der Kultur

Dieser Essay ist, neben Massenpsychologie und Ich-Analyse von 1921, Freuds umfassendste kulturtheoretische Abhandlung; sie gehört zu den einflussreichsten kulturkritischen Schriften des 20. Jahrhunderts. Thema ist der Gegensatz zwischen der Kultur und den Triebregungen. Die Kultur ist bestrebt, immer größere soziale Einheiten zu bilden. Hierzu schränkt sie die Befriedigung sexueller und aggressiver Triebe ein; einen Teil der Aggression verwandelt sie in Schuldgefühl. Auf diese Weise ist die Kultur eine Quelle des Leidens; ihre Entwicklung führt zu einem wachsenden Unbehagen.Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich dann auch noch auf

 

Arno Plack`s  Werk

Die Gesellschaft und das Böse (1967)

eingehen.  Plack vertritt in seiner Theoriefindung den umstrittenen Ansatz, dass jedes normverletzende Verhalten im Grunde eine fehlgesteuerte Bewältigungsstrategie sei und Verbrechen vor allen Dingen einer psychologischen Deutung bedürften.

Interessiert? Wollen Sie mehr wissen? Ich kann Ihnen meine gesamten Publikationen empfehlen und selbstverständlich die Radiosendung am

Donnerstag, den 15. Januar um 20:00 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „Kunst und Medizin“  von und mit 

Dr. med. R. Mathias Dunkel,

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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So

11

Jan

2015

Je suis Charlie

Je suis Charlie. So wurde im 19. Jahrhundert Charles Darwin verspottet. Nun ist Charles alias Charlie keine Satire mehr, sondern todernst. Wir sind der nackte Affe. Wir Menschen sind den Schimpansen sehr ähnlich: Denn diese führen Krieg. Die menschliche Entwicklung des Homo Sapiens ist die Evolution der Kriegs - und nicht der Liebeskunst! 


Angesichts der derzeitigen schrecklichen Ereignisse in Paris, in Syrien, der Ukraine und der zwei Weltkriege etc. werde ich mich in einem Radioessay in meiner Sendung „Kunst und Medizin“  mit unserer destruktiven Seite auseinandersetzen.

Ausgehend von 

 

Goethes Zitat,

was er seinen Mephisto im Faust sagen lässt:

Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen.

Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,

Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.

Ein wenig besser würd’ er leben,

Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;

Er nennts Vernunft und braucht’s allein

Nur thierischer als jedes Thier zu seyn.

werde ich mich mit

 

Franz Kafkas Erzählung 

Ein Bericht für eine Akademie

 auseinandersetzen. Der ehemalige Affe namens Rotpeter legt einer Akademie einen Bericht über seine Menschwerdung vor, der als Geschichte einer erzwungenen Assimilation und als pädagogische Satire verstanden werden kann. Der Gegenstand des Berichts ist aber nicht, wie von der Akademie gewünscht, die Erinnerung an das äffische Vorleben, sondern die Schilderung des Anpassungsvorganges. Eingefangen von einer Jagdexpedition der Firma Hagenbeck, monatelang gehalten in einem bedrückend engen Käfig auf einem Dampfer, sucht der Affe einen Ausweg. Er ahmt die Menschen nach, weil er so „unbehelligt“ sein will, wie sie es offensichtlich sind. Scheinbar leicht lernt er sinnvolle Gesten und auch das Sprechen. Größte Probleme hat er damit, Schnaps zu trinken. Ein Schiffspassagier erteilt ihm „zu den verschiedensten Stunden“ theoretischen und praktischen Unterricht. So lernt er auch das unter größter Mühe. Mehrfach betont er, dass er nur deshalb Menschen nachahmt, weil er einen Ausweg sucht, nicht jedoch weil er die Freiheit erhofft. Er strebt eine Arbeit im Varieté an und hat dabei „kaum noch zu steigernde Erfolge“. Sein Leben verläuft erfolgreich zwischen Banketten, wissenschaftlichen Gesellschaften und geselligem Beisammensein. Er hat erreicht, was er erreichen wollte und er bescheinigt sich selbst die Durchschnittsbildung eines Europäers.

Das Grenzgängertum zwischen Mensch und Tier beherrscht er offensichtlich virtuos. Nicht so zwei andere Wesen in seiner Umgebung. Sein erster Dresseur, mit dem er wie „rücksichtslos“ lernt, wird selbst fast äffisch und muss zeitweise in eine Heilanstalt. Die kleine halbdressierte Schimpansin, bei der er es sich „nach Affenart wohlergehen lässt“, hat den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick, den er nicht ertragen kann. In meiner weiteren Untersuchung werde ich es aber nicht bei der Satire belassen, sondern den Menschen in seiner gesamten Destruktivität darstellen. Ausgangspunkt ist

 

Freuds Schrift: 

Das Unbehagen in der Kultur

Dieser Essay ist, neben Massenpsychologie und Ich-Analyse von 1921, Freuds umfassendste kulturtheoretische Abhandlung; sie gehört zu den einflussreichsten kulturkritischen Schriften des 20. Jahrhunderts. Thema ist der Gegensatz zwischen der Kultur und den Triebregungen. Die Kultur ist bestrebt, immer größere soziale Einheiten zu bilden. Hierzu schränkt sie die Befriedigung sexueller und aggressiver Triebe ein; einen Teil der Aggression verwandelt sie in Schuldgefühl. Auf diese Weise ist die Kultur eine Quelle des Leidens; ihre Entwicklung führt zu einem wachsenden Unbehagen.Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich dann auch noch auf

 

Arno Plack`s  Werk

Die Gesellschaft und das Böse (1967)

eingehen.  Plack vertritt in seiner Theoriefindung den umstrittenen Ansatz, dass jedes normverletzende Verhalten im Grunde eine fehlgesteuerte Bewältigungsstrategie sei und Verbrechen vor allen Dingen einer psychologischen Deutung bedürften.

Interessiert? Wollen Sie mehr wissen? Ich kann Ihnen meine gesamten Publikationen empfehlen und selbstverständlich die Radiosendung am

Donnerstag, den 15. Januar um 20:00 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „Kunst und Medizin“  von und mit 

Dr. med. R. Mathias Dunkel,

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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Fr

09

Jan

2015

Gute Vorsätze

Es ist noch keine Zeit für Trauer. Es ist noch Zeit für den Neubeginn!

Was hat man sich nicht nicht alles vorgenommen für das neue Jahr. Vor allem im Silvesterrausch. Weniger oder mal gar keinen Alkohol. Nicht mehr rauchen. Weniger essen. Mehr Bewegung. Dinge angehen. Konstruktive Veränderungen angehen, etc., etc., usw., usw.!

Und nun? Ach es ist doch auch so ganz gut. Davon abgesehen lassen es die derzeitigen Verhältnisse nicht opportun erscheinen, etwas zu verändern. Man ist doch halt ein Gewohnheitstier. Man hat es sich doch so gut eingerichtet in den vertrauten Verhältnissen. Man kennt sich aus. Es ist zwar nicht optimal, aber bekannt. Nun ja, ein Glas Wein oder Bier tut ja ganz gut. Die Zigarette schmeckt halt doch so gut. Was wäre das Leben ohne eine gute und kräftige Mahlzeit. Sport ist bekanntlich Mord! Man will doch nicht zum Selbstmörder werden. Was wäre das Leben ohne die altbekannten Trostmittel? Änderungen sind ungemütlich.

 

Leben ist Veränderung

Heraus aus dem Mief des Altbekannten. Leben ist Fortschritt. Schritt für Schritt, in kleinen freudevollen Schritten vorwärts schreiten. Das macht Freude! Nicht zu viel auf einmal. Nichts überstürzen. Der Weg ist das Ziel. Keine Siebenmeilenstiefel. Keine Verbissenheit. Spielfreude und Interesse sind die Wanderstiefel. Interesse bedeutet mittendrin sein, interessiert. Das bringt den Flow, sogar den Rausch!

 

Berauscht euch! - Gedicht in Prosa

Man muss immer berauscht sein, das ist alles; das ist die einzige Frage. Um die schreckliche Last der Zeit nicht zu spüren, die eure Schultern bricht und euch zur Erde beugt, müsst ihr euch ohne Unterlass berauschen.

Aber woran? An Wein, an Poesie, oder an Tugend, woran ihr wollt, nur berauscht euch! Und wenn ihr manchmal erwacht auf den Stufen eines Palastes, im grünen Gras eines Grabens, und die Trunkenheit ist schon vermindert oder geschwunden, dann fragt den Wind, die Welle, den Stern, den Vogel, die Uhr; fragt alles was flieht, alles was seufzt, alles was rollt, alles was singt, alles was spricht, fragt, wie spät es ist. Und der Wind, die Welle, der Stern, der Vogel, die Uhr werden euch antworten, es ist Zeit, sich zu berauschen; um nicht von der Zeit gequält zu werden, ist es Zeit sich zu berauschen; um nicht gequälte Sklaven der Zeit zu sein, berauscht euch, berauscht euch ohne Unterlass mit Wein, mit Poesie, mit Tugend, womit ihr wollt. 

                                                 Charles Baudelaire

 

Etwas neues lernen ist ein Rausch

Den Zustand des Rausches, der dem Spiel zugeordnet werden kann, kann man nicht durch Arbeit erreichen, denn Arbeit ist Fremdbestimmung, das Spiel ist eigenmotiviert und erzeugt ein Freiheitsgefühl. Wir leben in und mit Illusionen. Im Begriff Illusionen versteckt sich das lateinische Verb ludere. Es bedeutet spielen. Das deutsche Wort spielen leitet sich vom althochdeutschen spil für „Tanzbewegung“ ab. Das Spiel ist eine Tätigkeit, die ohne bewussten Zweck zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung ausgeführt wird. Wenn man das Gedankenspiel betrachtet, so ist keine äußerliche Tat zu erkennen, nichtsdestotrotz ist der denkende Mensch täglich in der äußerlichen Untätigkeit gedanklich tätig. Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von psychomotorischen Fähigkeiten findet durch Spielen statt, sowohl beim Menschen wie auch bei zahlreichen Tierarten. Es ist etwas wunderbares, den Liebestanz der Schwäne zu beobachten, wie sie – ritualisiert - gemeinsam im Wasser miteinander tanzen. Eine Primaballerina schwebt. Sie übt täglich, so wie Eichhörnchen in täglicher Lebensübung über die Äste der Bäume schweben. Leben ist Energieumsatz. So wird Kraft entwickelt. Viele erschöpfte Patienten fragen immer wieder, wie sie denn endlich wieder zu Kräften kommen. Stereotyp antworte ich, meist mit Freude: „Durch freudige Übung!“. Begriffe wie Askese und Exerzitien leiten sich von Übung ab. Wenn man aus der Übung gekommen ist, darf man wieder erneut beginnen. Immer wieder erzähle ich meinen Patienten meinen Standardwitz und kann jedes Mal am meisten darüber lachen: Ein Mann mit einem Geigenkasten steigt in ein Berliner Taxi und fragt den Taxifahrer: „Wie komme ich am schnellsten in die Philharmonie?“ „Üben, junger Mann, immer üben!“ antwortet der Taxifahrer lakonisch. Im Gegenteil zum Spiel steht der Ernst – todernst sagt man. Hunde jagen sich im Spiel hinterher; hier ist es die reine Freude, es wird nicht tödlich - im Gegensatz zur Jagd, wenn ein Beutetier erlegt wird. Man hat sich daran gewöhnt, Tätigkeiten eines Menschen oder eines Tieres als ernst zu bezeichnen, wenn sie zweckgebunden sind. In der Zweckgebundenheit dienen die Tätigkeiten unmittelbar der Existenzsicherung, Notdurft, Suchtbefriedigung, Schadensabwendung oder Schmerzvermeidung. Nichtsdestotrotz kann die Tätigkeit der Tiere, aber auch vieler Menschen, freudevoll ausgeführt werden. Es ist nicht mühselig, sondern spielerisch: man beobachte viele Tiere bei der Nahrungssuche, so z.B. Eichhörnchen, Katzen oder Vögel. Es sieht nicht mühselig aus, sondern es hat einen geschmeidigen, spielerischen Charakter. Ein geübter Jongleur, Zauberkünstler, Pianist, eine Sängerin – alle beherrschen ihr Metier mühelos. 

 

Interessiert? Neugierig?

Ich empfehle mein Buch:

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg.

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Di

06

Jan

2015

Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt

Das ist Sisyphos bei der Arbeit. Er war dazu bestraft worden, einen Fels hochzustemmen, anschließend fiel der Stein wieder herunter und Sisyphos musste erneut beginnen. So wird von vielen Menschen der Alltag empfunden. Wie Sie aus dieser Mühle herauskommen, lesen Sie im Folgenden.

Der Mythos des Sisyphos 

Wenn man so will, so ist unser Dasein absurd. In der Benennung der Absurdität unseres Lebens ist eine Wertung enthalten. Lassen wir die Wertung beiseite, und schauen wir uns Albert Camus Essay Der Mythos des Sisyphos als ein Theaterspiel an, so wie Samuel Beckets berühmtes Theaterspiel Warten auf Godot.Camus entwickelt im Mythos des Sisyphos seine Philosophie des Absurden. Für Camus befindet sich der Mensch in einer absurden Situation. Das Absurde besteht gemäß seiner Sicht in dem Spannungsverhältnis zwischen der Sinnwidrigkeit der Welt einerseits und der Sehnsucht des Menschen nach einem Sinn bzw. sinnvollem Handeln. Ich gestatte mir, wie es heute nahezu jeder Theaterregisseur tut, Camus` Text etwas umzuformulieren, damit die spielerische Lebensfreude besser dargestellt wird: 

 

Die Strafe wird zur Freude verwandelt

So sehen wir, wie Sisyphos` angespannter Körper sich anstrengt, den gewaltigen Stein anzuheben, ihn hinaufzuwälzen und mit ihm wieder und wieder und wieder einen Hang zu erklimmen, wir sehen das Gesicht, die Wange, die sich an den Stein presst, sehen wie eine Schulter den erdbedeckten Koloss abstützt, wie ein Fuß sich gegen ihn stemmt und der Arm die Bewegung aufnimmt, wir erleben die ganz menschliche Sicherheit zweier erdbeschmutzter Hände. Schließlich ist nach dieser Anstrengung, die sich in einem Raum ohne Himmel und einer Zeit ohne Tiefe misst, das Ziel erreicht. Und nun sieht Sisyphos, wie der Stein innerhalb weniger Augenblicke in die Welt hinabrollt, aus der er ihn wieder hoch auf den Gipfel wälzen darf. Er geht in die Ebene hinunter. Während er hinuntergeht, sammelt er Kräfte. Er lockert sich auf. Er atmet durch, entspannt sich, frei von der Last. Die Last wird zur Lust. Diese Stunde, die gleichsam ein Aufatmen ist und ebenso wiederkehrt wie die vorangegangene Kraftanstrengung, ist eine besonders schöne, bewusste Stimmung. Eine Stimmung des Flow. In diesen Augenblicken, in denen er den Gipfel verlässt und Kraft sammelt, ist er seinem Schicksal der Mühe überlegen. Er ist stärker als sein Fels.

 

Der Abstieg kann Erholung sein

Wenn der Abstieg an manchem Tag von Schmerz durchtränkt ist, so kann er doch auch von Freude begleitet sein. Ich stelle mir Sisyphos vor, wie er zu seinem Stein zurückkehrt und der Schmerz von neuem beginnt. Wenn die Bilder der Erde zu sehr im Gedächtnis haften, wenn das Glück zu dringend mahnt, dann steht im Herzen des Menschen die Trauer auf: das ist der Sieg des Steins, ist der Stein selber. Glück und Absurdität sind Kinder ein und derselben Erde. Sie sind untrennbar. Darin besteht die verborgene Freude des Sysiphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. Es gibt kein Licht ohne Schatten, und man muss auch die Nacht kennen. Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf. Er weiß sich als Herr seiner Tage. In diesem Augenblick, in dem der Mensch sich seinem Leben zuwendet, betrachtet Sisyphos, der zu seinem Stein zurückkehrt, die Reihe unzusammenhängender Handlungen, die sein Schicksal werden, als von ihm geschaffen, vereint unter dem Blick seiner Erinnerung und bald besiegelt durch den Tod. Sisyphos findet, dass alles gut ist. Dieses Universum, das keinen Herrn mehr kennt, selbstbewusst ist und voller Selbstvertrauen, kommt ihm weder unfruchtbar noch wertlos vor. Jedes Gran dieses Steins, jedes mineralische Aufblitzen in diesem in Nacht gehüllten Berg ist eine Welt für sich. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen. 

So können wir alle glücklich werden, wenn wir den Fels annehmen und uns als ein konstruktives Spiel vorstellen. So kann man sich die bedrückende Steuererklärung als ein Schachspiel vorstellen, oder das Kofferschleppen, das Umgraben des Gartens. Es ist eine Vorstellung, ob ich etwas als Spiel oder als eine Fron ansehe. Die Vorstellungskraft oder die Einbildungskraft macht uns zu Sklaven oder zu freien Menschen. Wollen Sie mehr darüber wissen, so empfehle ich mein Buch: 

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg. 

(C) Dr. med. R. Mathias Dunkel, 2013.

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Di

30

Dez

2014

Die außergewöhnliche Nichtrauchermethode

Whisky, Zigarren, kein Sport! Mit dieser "Lebensweisheit" ist Churchill zwar relativ alt geworden, war aber in seinem höheren Lebensalter sehr depressiv. Dagegen mein Weg vom Raucher zum Nichtraucher! Der Erfahrungsbericht eines jetzt fitten und nicht mehr fetten nunmehr 70jährigen Nichtrauchers.

 

Das Rauchen abgewöhnen? Nichts einfacher als das. Ich muss es schließlich wissen, denn ich habe es schon tausendmal getan.

Mark Twain

 

Vielen Rauchern geht es so, dass sie sich über kürzere oder längere Zeit das Rauchen abgewöhnen, früher oder später dann aber wieder zur Zigarette greifen und meist noch exzessiver rauchen als vorher. Ich selber habe mehrfach, sicher nicht 1000 aber viele male, mit dem Rauchen aufgehört, jetzt rauche ich schon über 30 Jahre nicht mehr. Deshalb möchte ich mein „Raucher- und Nichtraucherleben“ in  Kürze darstellen, und meine selbst erworbene Kompetenz bezüglich dieser doch sehr ausgeprägten Sucht - sehr viele Studien kommen zu der Erkenntnis, dass es schwerer ist, vom Rauchen wegzukommen als vom Heroin - ausweisen. Ich will nicht meine Suchtbiografie darstellen - dazu gibt es Besseres in der Weltliteratur -, sondern ich will das Thema des Zigarettenrauchens umfassend beschreiben, damit dem Leser deutlich werden kann, dass es sich bei der Aufgabe der Zigarettensucht um eine Lebensaufgabe handelt. Diese Sucht sollte man nicht einfach nur so nebenbei abhandeln.

Meine erste Zigarette habe ich mit 12 oder 13 Jahren bei meinem Großvater in dessen Wohnung auf seiner Toilette geraucht. Er wird  -  wie immer –  seinen  Mittagsschlaf gehalten haben. Üblicherweise rauchte er seine „Verdauungszigarette“ nach dem Essen auf seiner Couch liegend und schlief dann ein. Einer der Familienangehörigen musste immer danach schauen, ob er die Zigarette, bevor er einschlief, auch wirklich im Aschenbecher ausgelöscht hatte. Er pflegte oftmals mit der brennenden Zigarette im Mund - er benutzte immer Zigarettenspitzen - einzuschlafen, so dass die Familie berechtigte Angst haben musste, dass er sich selbst und die Wohnung in Brand setzen könnte. Ich hatte mir aus seinem Zigarettenetui eine Zigarette gestohlen und mich auf die Toilette zurückgezogen und dann meine erste Zigarette geraucht. Mir ist fürchterlich schlecht geworden! Danach habe ich dann erst einmal das Rauchen ad acta gelegt, bis ich mit etwa 15 Jahren bemerkte, wie meine Schulfreunde sich mehr und mehr dem Zigarettenrauchen zuwandten. Wir fuhren mit der Straßenbahn in die Schule. In West-Berlin war es üblich, dass man im Anhänger der Straßenbahn rauchen durfte. Mein Freund Jo war einer der ersten, der die Kunst des Rauchens vorzüglich beherrschte. Ich sehe es noch genau vor mir, wie er - ganz elegant, wie mir erschien - den Rauch inhalierte und dann allmählich ausblies. So begann auch ich dann selber nach und nach regelmäßiger zu rauchen. Ich weiß nicht mehr, ob es mir zu Anfang noch einmal übel erging. Wahrscheinlich war es so. Ich beherrschte diese Kunst dann auch immer besser und wurde recht schnell ein notorischer Raucher wie mein Großvater. Als Jugendlicher unterliegt man der Gefahr, sich Leiden zu verschaffen, deshalb wurde ich ein leidenschaftlicher Raucher. Die ersten Jahre rauchte ich recht bald ca. 20 Zigaretten pro Tag, bevorzugt die besonders starken Marken, um mich besonders maskulin fühlen zu können. Rückblickend würde ich sagen, dass ich sehr süchtig geraucht habe. Damals war ich geprägt von der Atmosphäre des Existenzialismus, Filmen von Jean Luc Godard, vor allem dem Film „Außer Atem“ - ein passender Titel, denn früher oder später geht jedem Raucher mehr und mehr der Atem aus -, in dem Jean Paul Belmondo für mich so vorbildhaft „heroisch“ geraucht hat. Wie gesagt: ich war Zigarettensüchtig, was mir keineswegs bewusst war.

 

Ohne Hilfe aufgehört. Ein hilfloser Versuch!

Mit 20 Jahren habe ich dann immer vorsorglich eine große Menge Zigaretten daheim gelagert. Die Zigaretten waren zum allerwichtigsten Bestandteil in meinem Leben geworden - morgens beim Erwachen war mein erster Griff zur Zigarette -, obwohl ich mit 19 Jahren schon einmal versucht hatte, das Rauchen aufzugeben, was mir nur kurze Zeit gelang. Mit 27 Jahren startete ich dann meinen ersten erfolgreichen Versuch, das Rauchen aufzugeben; es war damals sehr schwer. Ich war mindestens drei Wochen lang hoch aggressiv, und in sehr verzweifelter und schlechter Stimmung - ich habe mitunter regelrecht „rot“ gesehen. Aus heutiger Sicht war es auch deshalb besonders schwer, weil ich nichts weiter geändert habe. Meine sonstigen Lebensgewohnheiten waren  unverändert und ich habe auch nicht nach Alternativen gesucht, um das Rauchen ersetzen zu können. Zu dieser Zeit besuchte ich von 18:00 bis 22:00 Uhr das Abendgymnasium und arbeitete nachts bei einer Zeitung. Ich war in dieser Zeit durch diese Doppelbelastung sehr angespannt. Aber trotzdem wurde ich zu einem konstanten Nichtraucher. Es war das letzte Jahr meines Besuchs des Abendgymnasiums. In diesem Jahr hatte ich sehr viel Schulstoff zu erarbeiten - in einigen Fächern waren meine Leistungen zu diesem Zeitpunkt nicht allzu gut - so dass ich mich sehr unter Druck fühlte und in diesem Jahr in einer eher subdepressiven bis depressiven Stimmung war. Des Öfteren habe ich die schlechte Stimmung mit mehr oder weniger – meist mehr - Bier bekämpft. Vier Monate vor dem Abitur hat dann noch zu allem Überfluss meine damalige Freundin die Beziehung zu mir beendet, was mich sehr erschütterte. Ich war sehr verzweifelt. Deshalb ging ich an einem Nachmittag zielstrebig zum Zigarettenautomaten in der Nachbarschaft  und holte mir die Zigarettenmarke, die ich bis dahin immer geraucht hatte. Ich steckte mir die erste Zigarette an. Das Ergebnis war deprimierend! Erstens wurde mir schlecht, zweitens schmeckte es nicht. Ich war sehr enttäuscht. Im wahrsten Sinne des Wortes hatte ich mich darin getäuscht, das Gefühl der Zufriedenheit und der guten Stimmung zu bekommen, so wie ich es bezüglich meines „fremden, falschen Freundes“ in Erinnerung hatte. Ich wollte aber unbedingt diese altbekannte gute Stimmung durch das Rauchen wieder haben und rauchte daraufhin kräftig weiter, bis es mir dann wieder richtig „gut schmeckte“ und ich mich wieder besser fühlte. Ich rauchte daraufhin etliche Jahre so viel wie nie zuvor. Vor meinem Medizinstudium fuhr ich als Kochsmaat ein paar Monate zur See und rauchte in dieser Zeit sicher 60 Zigaretten pro Tag. Ich hatte wieder den Anschluss an mein Leben zu Zeiten meiner Konditorlehre, die ich mit 17 Jahren begonnen hatte. Samstags morgens um vier - von montags bis freitags begannen wir um 5:30 Uhr zu arbeiten – trank ich mein erstes morgendliches Bier und rauchte die dazugehörige Zigarette. Mein ausbildender Konditormeister hatte so gut wie immer bei der Arbeit - während er zum Beispiel seinen vorzüglichen Blätterteig ausrollte - eine brennende Zigarette im Mundwinkel, trank früh morgens ein Bier und sagte dann nach dem ersten Schluck und dem ersten Zigarettenzug: „jetzt lächelt die Welt wieder!" In der Beziehung war er mir - wie ich damals meinte - ein guter Lehrmeister. 

 

Der endgültige und wirklich erfolgreiche Versuch! Für immer Nichtraucher!

Mit 30 Jahren begann ich, Medizin zu studieren. Vor den so genannten klinischen Semestern überdachte ich mein süchtiges Rauchverhalten immer mehr. Auch meinte ich, dass das Rauchen für einen angehenden Arzt sicher nicht angemessen wäre. Ich litt sehr unter meiner Zigarettenabhängigkeit. Mehrere Monate setzte ich mich intensiv mit dieser Thematik auseinander. In Diskussionen mit Freunden, während wir viel Tee, Kaffee und Wein  tranken und dabei selbstverständlich eine Vielzahl von Zigaretten rauchten, dachte ich darüber nach, wie ich das Rauchen endgültig lassen könnte. Schließlich kam ich zum Entschluss, mit dieser Sucht Schluss zu machen. Diesmal ging ich es besser an als beim ersten Mal. Ich lernte Autogenes Training und Yoga, und beschloss vermehrt Sport zu treiben. Diese Maßnahmen ergriff ich, um etwas zu haben, was mir das Rauchen ersetzen sollte. Ich setzte mir einen festen Termin, an dem ich endgültig meine letzte Zigarette rauchen wollte. Dieser Termin war vier Monate vor meinem Physikum, ein für mich sehr anstrengendes und forderndes Examen, zumal ich bei einem Nichtbestehen vorerst kein weiteres Stipendium bekommen hätte. Ich stellte mir einen Lernplan für das Examen auf und sagte mir, dass ich wenigstens das Projekt des Nichtrauchens geschafft hätte, selbst wenn ich das Examen nicht schaffen sollte. Ich hielt das Nichtrauchen für ein ebenso wichtiges Projekt wie mein Studium. Letztendlich habe ich beides geschafft, das Physikum und für immer - jedenfalls bis zum heutigen Tage - Nichtraucher geworden zu sein!

Ich habe damals noch eine weitere Unterstützung, um Nichtraucher zu werden, genutzt. In einer Zeitung hatte ich oft Anzeigen von einem Psychologen gelesen annoncierte, wie man mit seiner Hilfe und Mittels der Akupressur Nichtraucher zu werden. Diesen Psychologen suchte ich im November 1975 auf. Mit mir waren noch zwei andere Teilnehmer zu diesem Termin erschienen, ebenfalls um das Zigarettenrauchen zu beenden. Der Psychologe hielt einen kleinen Vortrag über die Schädlichkeit des Rauchens. Schließlich trat der Psychologe hinter einen der anderen Teilnehmer und drückte ihm seinen Zeige- oder Mittelfinger in den Nacken und der werdende Nichtraucher musste mehrfach laut schreien: „Ich will nie mehr rauchen!“ Diese Prozedur wurde mehrfach wiederholt, auch bei dem anderen Teilnehmer. Auch ich unterwarf mich dieser Vorgehensweise und schrie mehrfach sehr laut: „Ich will nie mehr rauchen!“ Dabei hielt mich der Psychologe immer wieder dazu an, noch lauter zu schreien und presste einen seiner Finger immer stärker in meinen Nacken. Ich bezahlte ihm dann, wie vereinbart, 50 DM, was damals viel Geld für mich war; ich bekam damals ungefähr 450 DM Stipendium pro Monat. Ich legte dann meine letzte Zigarettenschachtel in einen eigens dazu bereitgestellten Korb und dachte noch, ob der Psychologe die Zigaretten dann weiter verkaufte oder selber rauchte, was mir aber egal war. Von dieser Stunde an habe ich bis zum heutigen Tage tatsächlich nie mehr geraucht. Trotzdem träumte ich aber noch oft, dass ich rauchte, ich schweiß gebadet aufwachte und völlig entsetzt war, doch wieder geraucht zu haben, bis mir klar war, dass es nur ein Traum, ein Alptraum war!

 

Der Erfolg!

Nunmehr ist es über 30 Jahre her, dass ich meine letzte Zigarette geraucht habe. Ich bin sehr zufrieden, ein abstinenter Raucher geblieben zu sein. Ich bezeichne mich so, weil ich meine, und nicht nur ich meine das so, sondern die Vielzahl der Wissenschaftler, Ärzte und meisten Therapeuten sind einig darüber, dass ein Mensch, der einmal süchtig war, bzw. ein süchtiges Verhalten an den Tag gelegt hat, grundsätzlich immer wieder rückfällig werden kann.

Zugegeben: Es war sehr schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe ca. fünf Jahre benötigt, um das Thema für mich selber einigermaßen aus meinem vorherrschenden Denken zu bekommen. Darüber hinaus habe ich zuerst einmal mehr Alkohol als vor der Zigarettenabstinenz getrunken. Damals hatte ich die entsprechenden Sprüche für mich, dass die Summe aller Laster immer konstant bleibe und ich meinte, dass mir der Wein noch besser schmeckte als vorher. Ich habe in Freiburg im Breisgau studiert; Wein gilt dort als die Muttermilch der Universität. Ich sah mich als so genannten Genusstrinker und war ziemlich jeden Abend „weinselig“. Trotzdem fühlte ich mich relativ fit, auch deshalb, weil ich kein Auto besaß und täglich mindestens 50 Kilometer Fahrrad fuhr und ziemlich exzessiv Karate betrieb. 

Da ich mein Medizinstudium zu Ende bringen wollte und musste, beschloss ich ein halbes Jahr vor dem vorletzten, sehr schwierigen Staatsexamen, dann auf jeglichen Alkohol zu verzichten, damit ich die dann frei werdenden Abende und Nächte zum Lernen nutzen konnte. Sobald ich den ersten Schluck Wein getrunken hatte, begann für mich der „Feierabend“, wobei ich dem Lernstoff für das Medizinexamen damals nichts Feierliches abgewinnen konnte. Ich habe diesen Entschluss durchgehalten und mein zweites medizinisches Staatsexamen bestanden. In diesem halben Jahr habe ich die sehr gute Erfahrung gemacht, dass mir das Leben ohne Wein „auch“ Freude bereitete. Ich hatte mir - trotz des gigantischen Lernpensums sehr gute Lebensbedingungen verschafft: ich wohnte in einem einsamen Bauernhof  25 Kilometer von Freiburg entfernt und besaß nach wie vor kein Auto, weshalb ich täglich 50 Kilometer, manchmal sogar 60 bis 80 Kilometer Rennrad fuhr. Auch in den Jahren zuvor bin ich sehr viel mit dem Rennrad unterwegs gewesen, mehrfach bis zum Mittelmeer, einmal bin ich innerhalb von einer Woche von Basel nach London geradelt, um zu einem bestimmten Zeitpunkt eine mir sehr wichtige Verabredung einzuhalten. Durch diesen schon manchmal etwas exzessiv betriebenen Sport, der das Spielerische – Sport heißt ja im eigentlichen Sinne Spiel - mit dem Nützlichen verband, benötigte ich offensichtlich keine beruhigenden Psychopharmaka, wie es Nikotin und Alkohol sind oder sein können. Zehn Jahre lebte ich ohne Alkohol und auch ohne Nikotin. Im Jahr 1989 nahm ich dann an einer Weinprobe für Ärzte im Weinkeller der Residenz in Würzburg teil. Dies ist ein riesiger Weinkeller, in dem wohl mehr als 500.000 Liter Wein gelagert werden können. Dieser Wein - guter Frankenwein - schmeckte mir wieder sehr gut und versetzte mich in noch bessere Stimmung, als schon vorhanden. Also wurde der Wein allmählich schleichend erneut ein nahezu ständiger abendlicher Begleiter meines Lebens, das sich jetzt aber gegenüber meiner Studentenzeit deutlich verändert hatte. Mein Sohn wurde in diesem Jahr geboren, ich gründete meine eigene Praxis und war in weitere berufliche Aufgaben eingespannt. Ich besaß auch ein Auto, die Ideologie des Fahrradfahrens konnte von mir daraufhin leider nicht mehr aufrechterhalten werden. Mitunter war ich Tag und Nacht beschäftigt, zumal mein kleiner Sohn nachts häufig erwachte und mich dabei weckte. Während er dann relativ schnell wieder einschlafen konnte, war ich endgültig wach und bereitete Vorträge vor, las und „beruhigte“ mich, mehr oder weniger unbewusst, vermehrt mit Rotwein und „gutem“ (eher sehr kalorienreichem) Essen. Körperliche Bewegung war fast nur noch an den Wochenenden mit etwas längeren Wanderungen möglich. Autogenes Training oder Yoga waren unterdessen aus meinem Lebensprogramm ebenfalls schleichend verschwunden. Dies war umso bedauerlicher, da ich mich mit beiden Meditationstechniken sehr wohl gefühlt hatte und in meine Balance gekommen war.

Trotzdem war es ein „gutes Leben“, das ich führte, wie es allgemein üblich ist. Genauso „normal“ wurde ich aber auch, indem ich allmählich immer mehr an Körpergewicht und Körpervolumen zunahm. Ich habe das im wahrsten Sinne des Wortes mit entsprechender Kleidung kaschiert, auch und vor allem vor mir selbst. Schlussendlich benötigte ich Kleidergröße 56. Gewogen habe ich mich wohlweislich in dieser Zeit nicht. Ich nehme aber an, dass ich bei einer Körpergröße von ca. 180 Zentimetern ca. 120 bis 125 Kilogramm gewogen haben werde!

Im Herbst 1998 begann ich dann, nachdem ich einen Vortrag von Herrn Brooks, einem Psychiater der sich über die Anwendung von Sport bei psychiatrischen Patienten habilitiert hat, gehört hatte, dass regelmäßiger Sport zu einer besseren psychischen Stimmung führt, alltäglich wenigstens eine halbe Stunde, zuerst ganz langsam zu joggen. Gleichzeitig stellte ich meine Ernährungsweise um, aß sehr viel Obst und sehr viel Gemüse, um auf diese Weise mit einem großen Volumen an Nahrung weniger Kalorien aufzunehmen. Ich aß auch weiterhin kalorienreiche Lebensmittel, aber deutlich weniger als zuvor. Inzwischen habe ich auch mein Essverhalten verändert, indem ich deutlich langsamer esse und auch viel kleinere Portionen zu mir nehme. Ich habe mein „Stressessen“ allmählich aufgeben können. Mitunter treibe ich zwei bis dreimal pro Tag Sport, meist eine Einheit von ca. einer halben Stunde. Aber wenigstens fast immer einmal pro Tag auf alle Fälle eine halbe Stunde; Joggen, Heimrudergerät, Punchingball oder Gerätetraining. Des Weiteren gehört das Autogene Training wieder zu meinem festen Tagesprogramm, demnächst will ich auch Yoga wieder zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Lebens werden lassen. Meine Kleidergröße ist inzwischen auf Größe 50 zurückgegangen, während mein Körpergewicht nunmehr unter 95 Kilogramm angelangt ist. Das Körperfett ist deutlich weniger geworden, dafür haben sich aber mehr Muskeln gebildet, die nun mein Körpergewicht vermehrt haben. Das Körpervolumen an Fett wird nach wie vor geringer. Theoretisch und praktisch ist das völlig klar, denn Muskeln wiegen schwerer als Fett. Also stelle ich mich vorerst wieder nur noch selten auf eine Körperwaage. Ohne mich zu wiegen, führe ich aber dennoch ein ausgewogenes – und vor allem – ein zufriedenes, mitunter sogar glückliches Leben, ohne zu rauchen, ohne Alkoholkonsum und ohne esssüchtiges Verhalten. Ich könnte allenfalls noch sagen, dass ich arbeitssüchtig wäre, wenn ich das Gefühl hätte, dass ich arbeite. Obwohl ich Geld mit meinen beruflichen Aufgaben verdiene, bezeichne ich mich im alten Wortsinn als Amateur. Mit diesem Begriff bezeichnete man früher den Liebhaber. Ich kann sagen, dass ich das Leben ohne Zigarettensucht noch mehr liebe und genieße. Sicher bin ich immer noch süchtig! Sehnsüchtig! Das ist wohl die Hauptsucht aller Menschen! 

Staat zu rauchen fahre ich mit dem Mountainbike, rudere auf dem Rhein, lerne bei einem Shaolin-Mönch Kung Fu, etc.

Ich würde sagen, dass ich sehnsüchtig danach bin, ein glückliches Leben führen zu wollen. Die Sehnsucht hat das Recht immer auf ihrer Seite! 

  

Wollen Sie mehr wissen?

Ich empfehle mein Buch 

Nichtraucher werden - und bleiben.

 

Oder, noch besser, Sie besuchen meine Nichtraucherseminare!

 

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Di

30

Dez

2014

Abnehmen, aber Richtig!

Wir sind übergewichtig! Es hilft keine Diät, sondern nur die Diätetik: die vergnügliche Lebensumstellung einer Lebensfreude. Keine Arbeit, sondern Lebenslust. Keine Strafe, sondern Therapie.

„Ein Mops kam in die Küche, und stahl dem Koch ein Ei.

Da nahm der Koch den Löffel und schlug den Mops zu Brei.

Da kamen viele Möpse und gruben ihm ein Grab. 

Und setzten drauf ’nen Grabstein, worauf geschrieben stand:

Ein Mops kam in die Küche …“

 

Altbekanntes Lied unbekannter Herkunft

 

Man nannte mich daheim Möpschen. Zu diesen Namen kam ich, weil ich als Kleinkind, obwohl im Sommer 1944 geboren, sehr pummelig war. Auch als ich dann in meiner weiteren Kindheit relativ dünn war, blieb es bei diesem Namen. Als Kind war ich regelrecht naschsüchtig, so dass meine Mutter den Küchenschrank abschloss, wenn sie mich 

alleine ließ. Ich fand allerdings das Versteck immer und tat mich an den vorhandenen Nahrungsmitteln gütlich. Umso beschämender war es, dass ich während meiner begin-nenden Pubertät – nicht zuletzt wegen meiner deutlichen Esssucht – wieder molliger und von den Klassenkameraden „Dicker“ genannt wurde. Unentwegt versuchte ich mehr oder weniger unbewusst, meinen Bauch einzuziehen, wodurch ich mich insgesamt verspannte. Schlanker wurde ich erst, als ich recht früh mit dem Rauchen begann, welches mir wohl auch dabei geholfen hat, nach Beginn meiner Konditorlehre nicht allzu dick zu werden. Diese Berufswahl hatte wohl auch mit meinem unersättlichen Drang nach Essen zu tun. Ich lief durch die Backstube und aß fast zwanghaft die verlockenden Süßigkeiten. Aufgrund der gleichzeitig zu leistenden schweren körperlichen Tätigkeiten, wie z. B. Mehl- und Zuckersäcke schleppen, die schweren Backbleche putzen, die Asche aus dem Kohleofen ziehen, diesen selbstverständlich auch heizen, sowie wegen meiner Fahrten mit dem Fahrrad und einem gleichzeitigen Judo- und Boxtraining wurde ich eher muskulös als dick. Aufgrund meines damaligen schlechten Lebenswandels, und vor allem aufgrund eines permanenten Schlafmangels erlitt ich eine psychotische Episode. Deshalb wurde ich mit einer falschen psychiatrischen Diagnose längere Zeit mit Neuroleptika behandelt, wodurch ich dann sehr fett wurde, und immer zwanghafter essen musste, was durch diese Medikamente induziert wurde.

 

Bewegung aus Freude

Mit 25 Jahren begann ich den Besuch eines Abendgymnasiums. Um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, nahm ich viele Jobs an, die sich durch ein intensives körperliches Training auszeichneten. Ich trug Kohlen aus, wobei ich leidenschaftlich den Schulterwurf des Judo übte, oder stapelte Zweizentnersäcke im Hamburger Hafen. Dabei habe ich selbstverständlich sehr viel gegessen und es mir angewöhnt, hochkalorische Nahrung zu mir zu nehmen, die ich bei diesem ausgeprägten Sportprogramm auch benötigte. Mit 30 Jahren begann ich Medizin zu studieren. Ich wollte nicht für ein Auto arbeiten gehen, sondern kaufte mir ein Rennrad und mietete eine Wohnung weiter außerhalb, weil sie dort preiswerter war. Meine dadurch vorgegebene Fahrradstrecke betrug täglich ca. 50 km, was ich als Basistraining ansah. In den Semesterferien radelte ich nach Südfrankreich und war bei der Weinernte als Träger tätig, wo ich täglich zwischen fünf und 7 t Trauben schleppte. Einmal fuhr ich mit dem Fahrrad von Basel nach London innerhalb von sieben Tagen (über den Kanal selbstverständlich mit dem Fährschiff). Als zusätzlichen Sport betrieb ich noch Karate. Kontinuierlich aß ich selbstverständlich sehr viel und nahm kalorienreiche Lebensmittel zu mir. Ich war stolz darauf, als „barocker Mensch“ von meinen Freunden angesehen zu werden, in Frank-reich nannten mich die Freunde „Garguantua et Pantagruel“ nach den gleichnamigen Vielfraßen des Humanisten Rabelais. Ich aß offensichtlich so viel, dass man mir den Namen von Vater und Sohn verpasste. Damals sah ich noch nicht so aus, wie Rabelais die beiden beschrieb; ich aß oder „fraß“ nur gewaltige Mengen. 

 

Rückfall

Mit ca. 40 Jahren ließ sich mein Training nicht mehr aufrechterhalten, da ich als Assistenzarzt meine Ausbildung in der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie durchführte. Mit 32 Jahren hatte ich das Rauchen aufgegeben und somit auch noch mehr gegessen als vorher. Allmählich veränderte sich meine Lebensweise dahingehend, dass ich immer weniger trainierte, aber mein Essverhalten beibehielt. 1989 wurde mein Sohn geboren, der in den ersten Jahren nachts häufig wach wurde und um den ich mich kümmerte. Während er dann relativ schnell wieder einschlafen konnte, war ich endgültig wach und bereitete Vorträge vor, las und „beruhigte“ mich, mehr oder weniger unbewusst, vermehrt mit Rotwein und „gutem“ (eher kalorienreichem) Essen. Je müder ich war, desto mehr aß ich. Ich besaß auch ein Auto; die Gewohnheit des täglichen Fahrradfahrens konnte ich aus Zeitgründen nicht mehr aufrechterhalten. Körperliche Bewegung war fast nur noch an den Wochenenden mit etwas längeren Wanderungen möglich. Autogenes Training oder Yoga waren unterdessen aus meinem Lebensprogramm ebenfalls schleichend verschwunden. Dies bedauerte ich umso mehr, als ich mich mit beiden Meditationstechniken sehr wohl gefühlt hatte und in meine Balance gekommen war. Als ich dann 1990 meine Praxis gründete und außerdem noch an den Wochenenden viele Seminare für Ärzte abhielt, hatte ich immer weniger Zeit, mich zu trainieren. Je eingespannter ich war, desto mehr aß ich. Nachträg-ich wurde mir klar, dass ich ein regelrechter Stressesser geworden war. Ich habe mich bewusst nie überfordert gefühlt, habe mich aber mit übermäßigem, hochkalorischem Essen unbewusst beruhigt.

Allmählich nahm ich immer mehr an Körpergewicht und Körpervolumen zu. Ich habe das im wahrsten Sinne des Wortes mit entsprechender Kleidung kaschiert, auch und vor allem vor mir selbst. Schlussendlich benötigte ich Kleidergröße 56. Gewogen habe ich mich wohlweislich in dieser Zeit nicht. Ich nehme aber an, dass ich bei einer Körpergröße von ca. 180 Zentimetern ca. 120 bis 125 Kilogramm gewogen habe!

 

Der Durchbruch!

Im Herbst 1998 begann ich, nachdem ich bei einem Vortrag von Andreas Broocks, einem Psychiater der sich über die Anwendung von Sport bei psychiatrischen Patienten habilitiert hat, gehört hatte, dass regelmäßiger Sport zu einer besseren psychischen Stimmung führt, alltäglich mindestens eine halbe Stunde, zuerst ganz langsam, zu joggen. Gleichzeitig stellte ich meine Ernährung um, aß sehr viel Obst und sehr viel Gemüse, um auf diese Weise mit einem großen Volumen an Nahrung weniger Kalorien aufzunehmen. Ich aß auch weiterhin kalorienreiche Lebensmittel, aber deutlich weniger als zuvor. Inzwischen habe ich auch mein Essverhalten verändert, indem ich deutlich langsamer esse und auch viel kleinere Portionen zu mir nehme. Ich habe mein „Stressessen“ allmählich aufgeben können. Mitunter treibe ich zwei- bis dreimal pro Tag Sport, meist eine Einheit von ungefähr einer halben Stunde, aber auf alle Fälle einmal pro Tag eine halbe Stunde Joggen, das ich beibehalten habe. Dazu gekommen sind Heimruder-gerät, Punchingball oder Gerätetraining. Des Weiteren gehört das Autogene Training wieder zu meinem festen Tagesprogramm, auch Yoga ist erneut zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Lebens geworden. 

Meine Kleidergröße ist inzwischen auf Größe 50 zurückgegangen, während mein Körpergewicht nunmehr unter 95 Kilogramm angelangt ist. Das Körperfett ist deutlich weniger geworden, dafür haben sich aber mehr Muskeln gebildet, die nun mein Körpergewicht vermehrt haben. Das Körpervolumen an Fett wird nach wie vor geringer. Theoretisch und praktisch ist das völlig klar, denn Muskeln wiegen schwerer als Fett. Also stelle ich mich vorerst wieder nur noch selten auf eine Waage. Ohne mich zu wiegen, führe ich dennoch ein ausgewogenes und – vor allem – ein zufriedenes, mitunter sogar glückliches Leben, vor allem ohne esssüchtiges Verhalten. Ich esse nach wie vor relativ viel, aber vornehmlich Obst und Gemüse, so dass ich niemals Hunger habe oder das Gefühl, einen Mangel zu erleiden. Denn ich esse das beste Obst, welches mir am besten schmeckt, und koche mir im Wok gutes Gemüse, welches ich delikat würze, und außerdem bereite ich mir schmackhaften Salat. Mitunter esse ich auch noch Kalorienbomben jeglicher Art, aber eben nicht mehr vorrangig. Unterdessen bekommt es mir immer weniger, so dass diese Ausflüge ins Schlaraffenland seltener bzw. die „Bomben“ immer kleiner werden.

Ich freue mich auf meinen täglichen mittäglichen Parcours des Joggens, rudere zweimal in der Woche auf dem Rhein; wenn es das Wetter nicht zulässt, trainiere ich mit einem Heimrudergerät. Außerdem benutze ich immer öfter mein Fahrrad. Mein immenser Speckmantel hat sich stark zurückgebildet und schmilzt noch weiter zusam-men. Die letzte Bastion bildet noch der Bauch, der sich aber ebenfalls zurückbildet. Diese Lebensweise versuche ich auch alltäglich meinen Patienten zu vermitteln und möchte diese Form von Lebens- und Esslust mit dem vorliegenden Text publik machen.

 

Umfassendere Informationen zu diesem Thema finden Sie in allen meinen bisherigen Publikationen.

 

 

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Mo

29

Dez

2014

Glücklich ohne Arbeit

Früher haben nur die Sklaven gearbeitet. Arbeit war eine Schande! Heutzutage ist es eine Schande, keine Arbeit zu haben. Aber: Arbeit macht nicht frei, sondern Arbeit macht krank, was das allgemeine Burn-Out-Syndrom darstellt. Wie Sie sich von der Arbeitsfron befreien können, wird nachfolgend beschrieben.

Glücklich ohne Arbeit. Provokation, Utopie oder Realität?!

 

Der Psychosomatiker Dr. med. R. Mathias Dunkel trifft zielgenau unseren Zeitgeist. Sein jüngstes Buch ist eine präzise Analyse unserer Lebensverhältnisse und zeigt realistische Lösungen. Eine an- und aufregende Gesellschaftskritik.

 

„Nun“, sagte ich, „wenn ich ein Taugenichts bin, so ist’s gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen.“ Mit dem „Leben eines Taugenichts“ des Romantikers Freiherr Josef von Eichendorff lässt  R. Mathias Dunkel sein Buch „Glücklich ohne Arbeit“ beginnen. Dieses amüsante, ideenreiche, interdisziplinäre und sehr spannend geschriebene Buch lässt sich genauso wenig einordnen wie sein Autor. Dieser, ein jetzt 70jähriger sportlicher, athletischer (bis auf seinen hervorragenden Bauch, wie er zu betonen pflegt) und sehr jung und lebendig wirkende Mann, blickt auf ein sehr buntes – und gar nicht so dunkles, wie sein Name glauben macht – Leben zurück und will weiterhin viel bewirken, denn Senat bedeute der „Rat der Alten“.  Dunkels Leben wirkt wie ein Abenteuerroman: Er wuchs im zertrümmerten West-Berlin der Nachkriegszeit auf. Seine ersten Lebensmonate vornehmlich im Luftschutzkeller. Später, nachdem man ihn auf dem Gymnasiums nicht mehr haben wollte, erwarb er, weiterhin ohne Schularbeiten anzufertigen, den Realschulabschluss. Angeregt durch Thomas Manns  „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ wollte er eine Karriere im Hotelfach beginnen und lernte zunächst Konditor, was wohl nicht so süß war wie es klingt: Während seiner Lehrzeit erlitt er durch ausgeprägten Schlafmangel und ein exzessives Leben eine psychotische Episode und wurde daraufhin für insgesamt 1,5 Jahre als Patient in der Psychiatrie mit der Fehldiagnose Schizophrenie behandelt. Die Abschlussberichte seiner Klinikaufenthalte ließ er sich dann später von seinem damaligen behandelnden Psychiater aushändigen und publiziert sie im vorliegenden Buch mitsamt der Entschuldigung dieses Arztes für dessen psychiatrische Behandlung. Sehr spannend und anrührend beschreibt Dunkel, wie er sich aus dem Labyrinth der Psychiatrie befreite, ähnlich wie Kafkas Affe in der Erzählung „Ein Bericht für eine Akademie“, der nie Freiheit suchte, sondern immer nur einen Ausweg.

 

Dunkels Stationen des Auswegs 

Stationen der Auswege dieses abenteuerlichen Psychosomatikers waren Tätigkeiten als Konditor, Reise- und Fremdenführer, Koch, Kellner, Zeitungsverkäufer, Bürobote beim „Berliner Tagesspiegel“, Bauarbeiter, „Docker“ im Hamburger Hafen, Kochsmaat auf großer Fahrt zur See, Tätigkeiten bei den „Lübecker Nachrichten“ im Vertrieb und in der Rotation, Abitur auf dem Abendgymnasium und schließlich Studium der Humanmedizin und Kunstgeschichte. Er war Assistenzarzt in der Urologie, Unfallchirurgie und in der Psychiatrie. Schon lange ist er in eigener Praxis niedergelassen und anerkannter Weiterbildungsleiter, sowie Supervisor und Coach in verschiedenen Organisationen verschiedener Berufsfelder. Faul war  er wohl offensichtlich nie, aber er habe nie gearbeitet, sondern war und ist – wie er betont - spielerisch tätig. So kenntnisreich, bunt und witzig wie sein Lebenslauf ist das vorliegende Buch geschrieben. Die Realität der Arbeitswelt wurde für ihn als 17jährigen in der Konditorlehre zum Schock; er wurde von den Kollegen gehänselt, erfuhr sich selbst als vollkommen wertlos und erlitt eine psychotische Episode, was ihn in eine psychiatrische Klinik brachte. Dort hatten die Seelenärzte wenig  Verständnis für ihn und traktierten ihn mit hochpotenten Psychopharmaka und vor allem der „Arbeitstherapie“. Er habe sich seelisch nahezu vernichtet gefühlt. Um die Wiedererlangung von Selbstwertgefühl und Lebensfreude geht es vornehmlich in seinem Buch. Er ist zutiefst davon überzeugt, dass das Leiden seiner Jugendjahre wie dasjenige vieler seiner heutigen Patienten auf die Unterscheidung von Frei- und Arbeitszeit zurückzuführen ist. Er geht der Wortgeschichte des Arbeitsbegriffs nach.

 

Unterscheidungen von Arbeit, Faulheit und Tätigkeit

Die Brüder Grimm definieren „Arbeit“  als Mühe, Beschwernis oder Leiden und verweisen auf die gemeinsame Herkunft mit „rabota“, was Mühsal oder Sklaverei bedeutet. In seiner Tour de Force dieser komplexen Thematik erinnert der Autor an Jesu’ Bergpredigt und spricht von ihr als einem historischen Donnerschlag: Jesus wollte die Menschen vom Joch der Arbeit befreien und ihnen Sorglosigkeit lehren sowie unbeschwerte Gegenwärtigkeit. „… was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.“ Der Protestantismus verkehrte die Aussagen der Bergpredigt mit seiner Prädestinationslehre  ins Gegenteil: Da die Absichten Gottes den Menschen verborgen bleiben, müsse jeder im Sinne einer tugendhaften Lebensführung handeln, als ob er von Gott auserwählt sei. Unbändiger Fleiß, individueller und wirtschaftlicher Erfolg könnten in der Folge als Zeichen für den  Gnadenstand gewertet werden und zeugen von der Prädestination des Individuums. Somit wurde Arbeit zum erstrebenswerten Ideal und zum Sinn des Lebens erhoben. Karl Marx beschreibt schließlich eine Gesellschaft, in der nur der Geldbesitzer etwas gilt, mag er noch so hässlich sein, in welcher alles auf Ausbeutung durch Arbeit abzielt und auf Vermehrung des auf Arbeitsleistung beruhenden Kapitals. Dunkel zitiert sogar Marx’ vergessenen Schwiegersohn Paul Lafargue und dessen witzige Streitschrift „Das Recht auf Faulheit“ und zeichnet nach, wie der arbeitsame bürgerliche Geldadel den nicht arbeitenden Hofadel in seiner Macht allmählich ablöst. Sogar Gefühle werden zur Arbeit, wenn der Psychoanalytiker Sigmund Freud von Trauerarbeit spricht und heutzutage „Gefühle durchgearbeitet“ werden. Der Utilitarismus ist unser heutiges Selbstverständnis. Nietzsche zitierend weist der Autor nach, dass es zur Umwertung der Werte gekommen sei und beschreibt, wie die arbeitsscheuen Nazis, die den arbeitslosen Menschen Arbeit in den Arbeits- und Konzentrationslagern verschafften, und am Eingang ihrer Konzentrationslager „Arbeit macht frei“ plakatierten. Etwa zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes, dem so genannten Arbeiter- und Bauernstaat, in dem es offiziell keine Arbeitslosigkeit gab, wurde eines dieser Schilder verstohlen gestohlen. Die Auszeichnung „Held der Arbeit“ wurde von der Herrschenden Klasse, den Funktionären, in dem verfaulten Staat der DDR, in dem nur wenig funktionierte, verliehen. Arbeiteten diese? Oder ließen sie nicht lieber – wie immer in der überlieferten Geschichte - andere arbeiten? Es wird nachgewiesen, dass die heutige Gesellschaft im Bann des abstrakten Fetischs der Arbeit steht. So ist die gesellschaftlich prägende Schule zu einem Ort geworden, an dem alles Spielerische verlorengegangen ist, und den Kindern der berüchtigte Ernst des Lebens eingebläut wird. So wird auf Hermann Hesses stark autobiografischen Roman „Unterm Rad“ verwiesen, in dem die Folgen derartiger Zuchtanstalten beschrieben werden. Hier setzt der Psychosomatiker Dunkel an, weil er weiß, dass eine Gesellschaft, die derlei rigiden Prinzipien folgt, letztlich dazu verurteilt ist, seelisch zu verkümmern und psychosomatisch – also gleichzeitig seelisch und körperlich - zu erkranken. Heute werden die Schüler mit der Pisa-Studie gepiesackt.

 

Die Freiheit liegt in der Fantasie

Neben vielen weiteren sehr interessanten Bezugnahmen auf Literatur schildert der Psychosomatiker verschiedene sehr spannende Fallgeschichten, die wie Kurzgeschichten zu lesen sind. Da sind Patienten, die in der ständigen Anspannung leben, immer die Besten sein zu müssen, und tiefe Ängste haben, nicht mehr leistungsfähig und damit wertlos zu sein. Sie können sich nicht mehr an kleinen Schritten erfreuen, wollen stets ans Ziel gelangen und immer effizient sein. Viele werden arbeitsunfähig und klagen unter anderem über Rückenschmerzen. Ihnen sucht der Therapeut zu vermitteln, der auch ein Buch über die Psychosomatik des Rückenschmerzes geschrieben hat, Tätigkeiten wieder spielerisch aufzufassen. Man dürfe wollen; kein Mensch muss müssen, betont er, Lessings Nathan den Weisen zitierend. Dem Autor geht es um die spielerische Lebensfreude, um Kampf- und Liebeskunst! Tätigkeit könne lustvoll werden und das Selbstwertgefühl heben, wenn nicht die Pflicht im Vordergrund steht. Der spielerische Umgang mit sich selbst und dem Alltag darf dabei sowohl auf körperlicher als auch geistiger, also psychosomatischer Ebene erlernt werden. Dunkel treibt selbst täglich ausgiebig mit großer Freude Sport – keinen Leistungssport - und empfiehlt seinen Patienten ebenfalls regelmäßige und häufige Bewegung. Und ebenso wichtig ist ihm die mentale Veränderung. Ausführlich und sehr eigenwillig interpretiert er das Märchen vom „Hans im Glück“, der sein Hab und Gut immer wieder eintauscht, bis er am Ende nichts mehr hat, aber sein wahres Glück macht, weil er sich selbst davon überzeugen kann, dass er den besseren Teil erwählt hat. Mit Fantasie, respektive der Einbildungskraft erschafft man sich seine konstruktive, positive Welt. Ein sehr anregendes, gehaltvolles sehr spannendes Sachbuch – eher ein gesellschaftspolitischer Krimi, in dessen Bann man gezogen wird: Ein Buch, das viele Leser verdient hat.

 

B. Christine Schneider

Dr. med. Rainer Mathias Dunkel: Glücklich ohne Arbeit. Mit Einbildungskraft zum Erfolg.

© Dr. med. Rainer Mathias Dunkel, Wiesbaden 2013.

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So

21

Feb

2016

Doping und Korruption

Olympische Spiele, Wettkämpfe, Doping und Korruption

Alle Säugetiere, und so auch der Mensch, spielen. Jedem Kind sind Neugier und Lust zum Spiel angeboren. Das Spiel gilt entwicklungspsychologisch als Hauptantriebskraft der frühkindlichen Selbstfindung und späteren Sozialisation des Menschen. Der Mensch reflektiert, erforscht und erkennt die Welt zuerst im Spiel. Das Spielen erzeugt eine gute Stimmung. Das Zentrum unseres Belohnungszentrums ist der Nukleus accumbens. Dieser Nervenknoten verbindet lebenswichtige Vorgänge wie Essen, Trinken und Sex etc. mit einem Lustgefühl, indem er den Neurotransmitter Dopamin ausschüttet und gemeinsam mit  Adrenalin und Serotonin eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns und im gesamten Organismus auslöst. Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga untersuchte in seinem Werk ‚Homo ludens’ die Rolle des Spiels in allen Bereichen der Kultur, besonders in Recht, Wissenschaften, Kunst und Philosophie. Das Spiel wird von ihm als zentraler, selbständiger Kulturfaktor beschrieben und als Ursprungsort aller großen kulturellen Bildungen angesehen. In ihren Spielen bringt die Gemeinschaft ihre Deutung des Lebens und der Welt zum Ausdruck. Roger Callois, ein französischer ‚Ludologe’ hat sechs fundamentale Regeln eines Spiels definiert: Es gibt eine freiwillige Zusammenkunft der Spieler. Spielen ist unproduktiv und ein räumlich und zeitlich begrenztes Ereignis. Organisierte Spiele haben einen durch ein Regelwerk festgelegten Ablauf. Man lebt während des Spiels in einer fiktiven Wirklichkeit. Das Spiel hat einen offenen Ablauf und ein ungewisses Ende. Es werden ‚Agon’ (Wettkampf), ‚Alea’ (Zufall), ‚Mimikry’ (Maske) und ‚Ilinx’ (Rausch) unterschieden. In kultischen und religiösen Ereignissen gibt es einen heiligen Ernst. So zum Beispiel beim Abendmahl. Während der Wandlung spricht der Priester: „hoc est corpus meum“  - „dies ist mein Leib“. Daraus entstand die Verballhornung ‚Hokuspokus’. Das Abendmahl ist aus dem Schlachtopfer entstanden, denn der Altar war ursprünglich eine Schlachtbank. In der griechischen Mythologie erfanden die Götter das Spiel. Hermes, der Götterbote, Gott der Diebe und der Kaufleute, der Seelenwäger und Seelenführer ins Reich der Toten, soll den Würfel zum Zweck des Spielens entwickelt haben. 

 

Die Olympischen Spiele

Der Ursprung der Olympischen Spiele der Antike liegt vermutlich im 2. Jahrtausend v. Chr. Die Spiele waren keine Sportveranstaltung, sondern ein religiöses Fest zu Ehren des Göttervaters Zeus und des göttlichen Helden Pelops. Die Wettkampfrichter prüften die Teilnahmeberechtigung der Athleten und überwachten die Einhaltung der Hygiene, das Training und die Beachtung der Wettkampfregeln. Zu Beginn der Spiele wurden sie und die Athleten vereidigt. Bei Regelverstößen hatten sie das Recht, körperliche Züchtigung anzuordnen, die durch die „Peitschenträger“ vollzogen wurde. Bei Verstößen wurde der Teilnehmer sofort von den weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen und in Unehren in seine Heimatstadt geschickt. Auf Kosten des Regelverletzers wurden sogar Zeusstatuen angefertigt und am Zugang zum Stadion aufgestellt, an deren Postament der Name und der Herkunftsort des Bestraften verewigt wurden. Gegebenenfalls wurde noch eine öffentliche Auspeitschung durch Sklaven vorgenommen. Trotzdem behielt ein bestrafter Athlet aber den Titel und seinen Siegerkranz. Die Sieger sah man als „von den Göttern begünstigt“ an und verewigte sie mit Gedichten und Statuen. Jede Niederlage, sogar schon ein zweiter oder dritter Platz, galt als untilgbare Schmach. Die Verlierer kehrten auf Schleichwegen in ihre Heimat zurück, um dem von ihnen erwarteten Spott zu entgehen. Die Einführung der Olympischen Spiele der Neuzeit wurde 1894 als Wiederbegründung der antiken Festspiele auf Anregung von Pierre de Coubertin beschlossen. Sie sollten dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen. Aber die Spiele haben trotzdem ihren todernsten Charakter behalten. Es handelt sich um einen Agon, einen Wettkampf, der sehr ehrgeizig ausgetragen wird. Die Spieler geizen nach Ehre. Geiz galt ehemals als Todsünde. Trotzdem wollen viele um jeden Preis siegen. Dafür werden auch Intrigen eingesetzt. Intrigen sind Handlungsstrategien, wodurch versucht wird, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Mittels der Intrige wird versucht, eine persönlichen emotionalen Befriedigung oder gruppeneigene Vorteile durchzusetzen. Eine der berühmtesten Intrigen der abendländischen Weltgeschichte fand im Kampf um Troja statt: Die Griechen schenkten den Trojanern das berühmte hölzerne Pferd. Der englische Begriff für Geschenk ist ‚gift‘. Geschenke sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie können sehr giftig sein. Denken wir an den Begriff der Mitgift. Damit kommen wir zum Doping:

 

Doping

Dieser Begriff kommt aus dem Englischen und ist das Gerundium des Verbs to dope: Drogen verabreichen. Ursprünglich entstand das Doping beim britischen Pferderennen. Man gab den Pferden des gegnerischen Rennstalles heimlich Alkohol, wodurch diese dann geschwächt waren. Heute versteht man unter Doping die Einnahme unerlaubter Substanzen oder die Nutzung unerlaubter Methoden zur Steigerung bzw. zum Erhalt der Leistung, was zu einer ungleichen Chancenverteilung im sportlichen Wettbewerb führt. Doping wird auch im Berufsleben im Zusammenhang mit Aufputschmitteln sowie erwünschten oder vermeintlich benötigten Steigerungen von z. B. Aufmerksamkeit, Ausdauer, Leistung und Stressresistenz verwendet. Laut dem Gesundheitsreport 2015 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse verwenden schätzungsweise bis zu fünf Millionen Beschäftigte zeitweise rezeptpflichtige Medikamente, um „besser“ mit dem Leben zurechtzukommen. Darüber hinaus verwenden viele Menschen Tabak, Alkohol, Haschisch, Kokain, Viagra etc. Letztlich soll damit das eingangs erwähnte Belohnungszentrum getriggert werden. Als allumfassendstes Dopingmittel kann das Geld angesehen werden:

Geld, primär ein Tauschmittel zwischen Menschen und Göttern 

Es ist üblich, Werte durch Geld darzustellen. Geld ist eine Fiktion, eine Fantasie, ein Symbol, woran die menschliche Gemeinschaft glaubt. Geld gehörte in allen Kulturen zum heiligen Raum. In der Antike wurde in allen Hochkulturen eine Tempelwirtschaft betrieben. Die Tempel waren antike Bankhäuser, die Kredite bis zu 50% gaben. Die Übersetzung des althochdeutschen gelt bedeutet sinngemäß ein Opfer an die Götter. Das angelsächsische gild − heute guild − bedeutet ursprünglich Opfergemeinschaft. Man opfert der Gottheit, dafür gibt die Gottheit Erfolg. Es gab vieles, was als Geld angesehen wurde, so beispielsweise das lebenswichtige Salz, woraus der römische Name Sold entstand. Wir bewegen uns, wenn wir unsere alltäglichen Geldgeschäfte tätigen, in einer virtuellen Welt. Psychiatrisch formuliert kann Geld als eine Art legitimierter Beziehungswahn angesehen werden, denn man muss an den Geldschein oder die Kreditkarte glauben. Der Begriff Kredit ist aus dem Italienischen credito entlehnt, was „Leihwürdigkeit“ und Vertrauen schenken bedeutete. Sobald die Menschen den Glauben an das Geld verlieren, also dem Staat nicht mehr vertrauen und ihn nicht mehr als kreditwürdig ansehen, entsteht eine Inflation. Flare, aus dem Lateinischen kommend, bedeutet blasen: Es löst sich alles in Luft auf.

 

Eine spezielle Form des Dopings ist die Korruption

Bevor direkt auf die Korruption eingegangen wird, noch einer kleiner Exkurs in die Soziobiologie: Mit dem Handicap-Prinzip wird beschrieben, dass ein Nachteil auch Stärke demonstrieren kann. Wer trotz  Handicap den Wettbewerb mit seinen Artgenossen und Konkurrenten erfolgreich übersteht, wird nach dieser Theorie von seiner Umwelt als besonders lebenstüchtig, potent und dadurch als attraktiv wahrgenommen. Sprichwörtlich ist die eindrucksvolle dunkle Mähne männlicher afrikanischer Löwen. Sie ist der visuelle Ausdruck eines hohen Testosteron-Spiegels und guter Ernährung, was für das Individuum gleichzeitig bedeutet, dass es in der sengenden Sonne der afrikanischen Savanne einem deutlich erhöhten Hitzestress ausgesetzt ist. Feldversuche mit ausgestopften männlichen Löwen zeigten, dass Weibchen sehr positiv auf männliche Tiere mit ausgeprägter Mähne reagieren. Die Löwinnen „denken“, dass die Gene so eines potent erscheinenden Löwen besonders gut sind. Männliche Konkurrenten dagegen gehen solchen Individuen eher aus dem Weg. Es sei an Richard Dawkins „egoistisches Gen“ erinnert. Potentielle Angreifer und die am Sex interessierten Löwinnen lassen sich von der demonstrierten Macht bestechen, respektive korrumpieren. Der Begriff „Korruption“ leitet sich von lateinisch corruptus ‚bestochen‘ ab. Er bezeichnet Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung. Sie wird als destruktiver Akt der Verletzung des allgemeinen Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils definiert. In den feudalen europäischen Flächenstaaten des 18. Jahrhunderts wurde Korruption systematisch praktiziert. Diplomaten hatten eine Art Anrecht darauf, bestochen zu werden. Je höher der Rang, desto höher die Ausgaben für ehrenwerte Luxusattribute. Heute werden viele Spitzensportler- und Manager mit astronomischen Geldsummen entlohnt, womit sie sich durch Luxusattribute aufwerten können. Ihre Gehälter werden Honorar genannt. In diesem Begriff steckt der Begriff der Ehre. Je höher das Honorar, desto größer die Ehre. Allerdings bringt diese übergroße Honorierung auch Stress. Sie muss versteuert werden. Wie ehrenhaft sind nun etliche Spitzenmanager wie beispielsweise des Fußballs oder mancher Autokonzerne? Sepp Blatter, Uli Hoeneß und wie sie alle heißen. Auch eines „Kaisers“ Thron wackelt schon. Millionenspieler, die nachweislich korrumpiert und - hoffentlich - verspielt haben. 

Dr. med. R. Mathias Dunkel  

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So

31

Jan

2016

Napoleon - ein berühmter Flüchtling

In der Nacht zum 24. Juni 1812 befahl Kaiser Napoleon den Einmarsch seiner Grande Armée (etwa 475.000 Mann) nach Russland. Er erwartete einen schnellen Sieg, sein strategisches Ziel war es, die russischen Hauptstreitkräfte zu einer Schlacht zu stellen und möglichst früh vernichtend zu schlagen, deshalb folgten seine Truppen den russischen Streitkräften in Eilmärschen.

Der Sieg gewohnte Kaiser verfügte über keinen Wetterdienst:

Unmittelbar nach seinem Einmarsch in Russland begannen tagelange Gewitterregen, die das Land in Sumpf und Morast verwandelten. Die Flüsse hatten Hochwasser. Sehr viele Soldaten ertranken bei der Überquerung der Flüsse. Viele seiner Soldaten hungerten, weil die Verpflegung sie nicht erreichte. Das dünn besiedelte Russland konnte die große Masse der Armee nicht ernähren; zudem hatte sich zuvor bereits die russische Armee aus dem Land versorgt. Durch unsauberes Wasser, das man aus Flüssen und Sümpfen schöpfte, erkrankten viele Soldaten an der Ruhr. Tausende Soldaten starben in den ersten Wochen an Krankheiten oder Entkräftung, viele desertierten und etliche Soldaten nahmen sich in ihrer Verzweiflung das Leben. Auch die Verluste an Pferden waren enorm. Bereits in den ersten Tagen starben mehr als 20.000. Napoleon war auf einen Winterkrieg nicht vorbereitet. Es fehlte an warmer Bekleidung, und die Pferde waren für diese Temperaturen falsch beschlagen. Das führte häufig zu Unfällen mit den Fuhrwerken. Bei der Arrière-Garde - der Nachhut -  kam es beim Rückzug nach Wilna zu starken Verlusten durch die Rückzugsgefechte, den Ausfall der Verpflegung und am 6. Dezember 1812 durch die extreme Kälte. Ein großes Problem waren die hygienischen Verhältnisse. Die meisten Soldaten hatten Läuse, von denen Krankheiten wie Fleckfieber, das im 1. Weltkrieg Schützengrabenfieber genannt wurde, übertragen wurde.  Es wird von Mensch zu Mensch, möglicherweise durch Kleider-  und Kopfläuse übertragen. Wie reimte Bertold Brecht so stimmig in seiner Dreigroschenoper:

 

Der Mensch lebt durch den Kopf

der Kopf reicht ihm nicht aus

versuch es nur; von deinem Kopf

lebt höchstens eine Laus.

Denn für dieses Leben

ist der Mensch nicht schlau genug

niemals merkt er eben

allen Lug und Trug.

 

Napoleon, der „große Kopf“, der offensichtlich größenwahnsinnig geworden war, wie nach ihm Hitler - dem „Gröfaz“, Abkürzung für „größter Feldherr aller Zeiten“ - kehrte schließlich mit nur noch ca. 3000 Soldaten nach Frankreich zurück. Der ehemals so große Kopf war mit seiner massiven Eroberungspolitik kopflos geworden. Es wurde die Frage gestellt, warum die „Grande Armée“ rote Hosen trug. Die Antwort: Weil sie durch Blut gewatet war. Desgleichen wurde gefragt, warum Hitlers Armee braune Hosen trug. „Weil sie durch die große Scheiße watete!“

Die heutigen europäischen Politiker erscheinen angesichts der - schon lange prognostizierten - Flüchtlingskrise ebenso kopflos wie einst Napoleon. Es fehlt ihnen an vielen Köpfen: An Verwaltungsbeamten, die die Flüchtlingsströme regulieren müssten. Ganz entscheidend handelt es sich um ein Verwaltungsproblem. Der Mangel, in diesem Fall der Mangel an notwendigen Verwaltungsbeamten, wird für teuer Geld verwaltet! Welche Farben tragen nun die heutigen europäischen Politiker? Gar keine! Denn sie bekennen nicht Farbe! Erstaunlicherweise bekennt Frau Merkel deutlich Farbe. Für mich ist das nicht erstaunlich. Denn sie ist in einem düsteren Teil Deutschlands aufgewachsen. Damals hatten die Menschen dort nur schwarz gesehen und wollten permanent fliehen - jedenfalls der größte Teil. Bis auf eine relativ kleine Oligarchie. Aber auch diese reiste am liebsten ins Ausland, denn: 

 

„Warum soll ich nicht beim Gehen“ –

Sprach er – „in die Ferne sehen?

Schön ist es auch anderswo,

Und hier bin ich sowieso,“ wie Wilhelm Busch in „Plüsch und Plum" so trefflich reimte.

Noch einmal zur Erinnerung: Wir sind alle Flüchtlinge. Denn die Wiege der Menschheit befindet sich nun einmal in Afrika! Im „dunklen Kontinent“, wie Sigmund Freud ihn nannte, so dunkel, wie unser Unbewusstes. Es grüßt Dr. med. R. Mathias Dunkel. Vielleicht hilft der kleine Artikel für etwas Erleuchtung.

 

 

 

 

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Fr

06

Feb

2015

Geld kann aggressiv machen!

Geldwechsler, Bankiers, hast du sogar mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel. Unglücklicher Schwärmer, jetzt hängst du am Kreuz als warnendes Exempel! So reimte Heinrich Heine einst in seinem Wintermärchen. Sogar der sonst so sanftmütige Jesus griff zur Peitsche, als er sah, wie sich die Banker vornehmlich um das Geld kümmerten.

Geld ist ein Urphänomen menschlichen Zusammenlebens, so alt wie die Menschheit selbst und ein Bestandteil des Menschen wie die Sprache und die Religion. Geld gehörte in allen Kulturen zum heiligen Raum. Geld war etwas Heiliges. In der Antike wurde in allen Hochkulturen eine Tempelwirtschaft betrieben. Geld gehörte überall zunächst zum sakralen Bereich. Die Übersetzung des althochdeutschen "gelt" bedeutet sinngemäß ein Opfer an die Götter. Das angelsächsische "gild" − heute guild − bedeutet ursprünglich Opfergemeinschaft. Das häufigste Bildmotiv auf frühen Münzen ist das Opfertier, an dessen Stelle die Zahlungsmittel getreten sind. Die Etymologie verweist auf den religiösen Ursprung des Geldes. Man redete früher, wenn man vom Geld sprach, von pekuniären Angelegenheiten, ein Begriff, der nur noch wenig geläufig ist. Pecunia leitet sich von pecus, dem Opfervieh ab, und der Begriff Obolus hängt mit dem griechischen Wort für Opferspieß zusammen. Nach ursprünglich orientalischem Ritus opferten die Griechen Stiere. Aus dem Kreise der Eingeweihten bekam zunächst jeder seine Fleischportion, später dann symbolisch einen Spieß, der das Fleisch repräsentierte. Money, la monnaie (französisch: die Währung), Moneten und Münzen − alle Begriffe leiten sich von einer früheren Gottheit, der Juno Moneta, einer römischen Göttin der Fruchtbarkeit ab. In deren Tempel befand sich die Münzstätte der alten Römer. Es gab vieles, was als Geld angesehen wurde, so beispielsweise die Kaurischnecken, die in Asien und Afrika, aber auch in Europa in großem Umfang als Zahlungsmittel dienten, in Teilen Afrikas offiziell noch bis 1923. Wir bewegen uns, wenn wir unsere alltäglichen Geldgeschäfte tätigen, in einer virtuellen Welt.

 

Geld ist ein Medium, ein Symbol,

allerdings ein Symbol mit dem höchstwahrscheinlich größten, allgemeinverbindlichen Wahrheitsgehalt weltweit, daher Währung, die für alle verbindlich wahr ist. Psychiatrisch formuliert ist Geld eine Art legitimierter Beziehungswahn. Geld ist ein Symbol, an das alle glauben. Sobald alle den Glauben verlieren, wird aus dem, das bis dahin angebetet wurde, nämlich die Gottheit Geld, ein Riesenflatus (flare aus dem Lateinischen kommend, bedeutet blasen), ein Furz, eine Inflation. Der Begriff Kredit gehörte schon im 15. Jahrhundert zum Standardwortschatz. Er ist aus dem Italienischen credito entlehnt, was „Leihwürdigkeit“ bedeutete und aus dem Lateinischen credere entwickelt wurde, was „Vertrauen schenken, Glauben schenken“ bedeutete. Karl Marx beschreibt das Geld als das entäußerte Vermögen der Menschheit. Was man als  Mensch nicht vermag, das kann man sich durch das Geld verschaffen. Mit Geld kann man nach Marx nahezu alles verwandeln. Geld verwandelt unsere Wünsche aus Wesen der Vorstellung, es übersetzt sie aus ihrem gedachten, vorgestellten in ihr sinnliches, wirkliches Dasein, aus der Vorstellung in das Leben. Die wahre Ware ist nach Marx das Geld und damit die Vorstellungs- oder Einbildungskraft! Er meint, dass das  Geld  die Treue in Untreue, die Liebe in Hass, den Hass in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand und den Verstand in Blödsinn verwandelt. In vielen Fällen ist das höchstwahrscheinlich so, aber:

 

Geld ist nicht die wahre Wertvorstellung, sondern das Selbstwertgefühl

Und dennoch − man kann eben nicht alles kaufen – hier irrt Marx und wird von Jesus und Freud überholt: Denn nur der Glaube kann Berge versetzen! Eins – und das ist das Allerwichtigste – kann überhaupt nicht gekauft werden, für keine Geldwährung der Menschheit: Selbstvertrauen oder ein gutes Selbstwertgefühl. Auch kann man das Selbstwertgefühl nicht unbedingt durch Anhäufen von umfassendem Wissen oder die Ausübung eines sozial anerkannten Berufs erwerben. Berühmt berüchtigt sind die Massensuizide in New York 1929, als sich viele Menschen von den Hochhäusern stürzten, nachdem sie ihr Geldvermögen verloren hatten. So hatte der Torwart Robert Enke, der höchstwahrscheinlich nicht an Geldmangel litt, sondern aufgrund einer schweren Depression Suizid begangen: Das Selbstwertgefühl lässt sich nicht kaufen. Hier versagt die von Karl Marx gepriesene Kraft des Geldes. Ein gutes Selbstwertgefühl kann für keinerlei Geld erworben werden. Man kann es sich durch die Vorstellungs- oder Einbildungskraft erwerben.

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Di

03

Feb

2015

Man muss im Laufe seines Lebens Haare lassen.

Auf diesem Gemälde Rembrandts - der Blendung Simsons - ist eindeutig dargestellt, dass durch Stress Haarverlust entstehen kann. Haarverlust ist ein psychosomatisches Geschehen. Die meisten Dermatologen bestreiten das!

Haare sind ein wesentlicher natürlicher Schmuck beim Menschen, wodurch die erotische Anziehungskraft eines Menschen für den anderen mit bedingt ist. Gleichzeitig stellen Haare Macht- und Potenzsymbole dar: man erinnere sich an die königliche Mähne des Löwen. Haare sind von alters her ein hervorragender Schmuck. So heißt es im Hohen Lied Salomons: "Siehe, schön bist du, meine Freundin. Siehe, du bist schön! Deine Augen leuchten wie Tauben hinter deinem Schleier hervor. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die herabsteigt vom Gebirge Gilead." In der Bibel gibt es eine sehr spannende Geschichte über den Verlust des Haares eines Mannes. Es handelt sich um Samson (der Name bedeutet „von der Sonne“; höchstwahrscheinlich eine Anspielung auf die Sonnenstrahlen). Als einem Auserwählten Gottes durfte sein Haar nie geschnitten werden. In diesem lag das Geheimnis seiner unbezwingbaren Stärke. Die Philister drängten Delila, das Geheimnis der Stärke Samsons herauszufinden. Schließlich erfuhr sie, dass diese in seinem Haar gründete, und sie verriet ihn. Samson wurden seine Haare abgeschoren, und daraufhin wurde er durch die Philister gefangen genommen, geblendet und als Blinder zum Mahlen von Getreide eingesetzt. Als sich einmal 3000 Philister in ihrer großen Halle versammelten, ließen sie Samson holen, um sich an dem hilflosen Gefangenen zu belustigen. Samson, dem unterdessen das Haar wieder nachgewachsen war,  umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, und stemmte sich gegen sie und neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte. 

Auch für Männer ist das Haar ein wichtiges Attribut.

Haare und Haartrachten, wozu auch die Barttracht gehört, sind von jeher Ausdruck sozialpsychologischer Machtverhältnisse. Man muss Haare lassen, wenn man traurige Erfahrungen macht, einen Schaden erleidet oder entmachtet wird. Spätestens im Rokoko gehört es zur Amtstracht der Richter, eine Perücke zu tragen, nachdem viele Männer und Frauen ihre Haare aufgrund der  damals grassierenden Syphilis verloren hatten. In Großbritannien tragen die Richter bis zum heutigen Tag während ihrer Amtsausübung die obligatorische Perücke. Karl Marx ist berühmt wegen seiner "Löwenmähne“ und seinem immensen Bart. Allein schon in den letzten 100 Jahren gab es vielfältige Haartrachten, mit denen Gesinnungen zum Ausdruck gebracht werden sollten. Aus der Kaiserzeit gab es den Kaiser-Wilhelm-Bart, in den 50er Jahren zeigten sich die Existenzialisten mit langen Bärten. Und so haben beispielsweise die Beatles in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit ihren langen Haaren Furore gemacht, wobei die gesamte Hippiekultur lange Haare trug. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden den Französinnen, die mit deutschen Soldaten zusammengearbeitet oder mit diesen ein Verhältnis hatten, die Haare abgeschoren. Ende der 50er Jahre reüssierte wiederum die amerikanische Schauspielerin Jean Seberg in dem französischen Kultfilm "Außer Atem" mit kurzen Haaren und der amerikanische Schauspieler Yul Brunner war u. a. berühmt wegen seiner künstlichen Glatze. Heutzutage hat sich die Haartracht demokratisiert: ob Dread-Loks, Glatze, sorgfältiger Scheitel, kurze Haare, lange Haare: alles geht. Waren im 19. Jahrhundert die sprichwörtlichen Zöpfe abgeschnitten worden, wurden sie in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder salonfähig. Es ist auch Ausdruck psychologischer Neugestaltung u. Krisen, wenn sich zum Beispiel die Pop-Sängerin Britney Spears eine Glatze schneidet. Die berühmte „Bienenkorbfrisur“ von Amy Winehouse war Kult.

Das Haar und der Haarschmuck gibt offensichtlich Selbstvertrauen. Bei Frauen, die unter Depressionen leiden, ist es ein wesentliches Merkmal der beginnenden Gesundung, wenn sie wieder einen Friseur aufsuchen.

 

Etliche Menschen leiden unter Haarausfall, der Alopezie.

Mit diesem Begriff bezeichnet man ganz allgemein eine sichtbare Lichtung des Kopfhaars, d. h. ein Zustand mit abnorm „schütterem“ Haupthaar oder mit haarlosen Hautbezirken, der  Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall). Sie  ist die häufigste entzündliche Haarausfallerkrankung (ca. 1,4 Mio. Menschen in Deutschland) und kann in jedem Lebensalter auftreten. Man nimmt an, dass Immunzellen ihre Aktivität gegen die Zellen in den Haarwurzeln des eigenen Körpers richten (Autoimmunreaktion). Die Haare werden somit vom Immunsystem als „fremd“ erkannt und deshalb abgestoßen. Dies geschieht, indem zunächst eine Entzündungsreaktion entsteht, die das Haarwachstum stört und schließlich zum Ausfallen des Haares führt. Bei vielen Menschen wachsen diese kahlen Stellen auch ohne Behandlung wieder zu und sind daher lediglich zeitlich begrenzt. Jedoch kann der Haarausfall auch weiter fortschreiten und zum Verlust aller Kopfhaare (Alopecia totalis) oder auch zum Verlust aller Körperhaare (Alopecia universalis) führen. Sehr gut sind diese Vorgänge in einem modernen Forschungszweig der Medizin, der Psychoneuroimmunologie (PNI) erforscht, welches ein interdisziplinäres Forschungsgebiet darstellt, das sich mit der Wechselwirkung des Nerven-, des Hormon- und des Immunsystems beschäftigt. Das Immunsystem besteht aus mehreren eng miteinander kommunizierenden Subsystemen, deren zentrale Aufgabe der Schutz des Organismus vor eindringenden Fremdstoffen, Bakterien und Viren, so wie vor Entgleisungen des genetischen Apparates ist. Leukozyten, also die weißen Blutkörperchen sind die wichtigsten Zelltypen, welche die eingedrungen Stoffe und Lebewesen vernichten. Es konnte nachgewiesen werden, dass Autoimmunerkrankungen durch Lernen modifizierbar sind. Das klassische naturwissenschaftliche Experiment, welches diese Lernvorgänge beweist, wurde erstmals von dem amerikanischen Physiologen Ader durchgeführt: Er gab Ratten Cyclophosphamid, eine Substanz, die Immunzellen unterdrückt. Außerdem gab er diesen Ratten gleichzeitig Saccharin. Die Ratten reagierten immunologisch wie erwartet: die Immunzellen waren in ihrer Anzahl deutlich vermindert. Nachdem sich die Ratten von diesem Versuch erholt hatten, wiederholte der Forscher diesen Versuch mehrfach. Immer wieder reagierten die Ratten gleichartig. Schlussendlich gab er im letzten Versuch den so trainierten Tieren nur noch Saccharin. Und siehe da, die Ratten reagierten so, als hätten sie Cyclophosphamid bekommen. Das Bahnbrechende an diesem Versuch war, dass hiermit eindeutig gezeigt werden konnte, dass biologische Zellen des tierischen Körpers trainierbar sind.

 

Alle Körperzellen sind trainierbar

Seit diesem Experiment sind mehr als hundert Untersuchungen erschienen, welche die Konditionierbarkeit einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Immunreaktionen zeigen konnten. Man hat unterdessen diese Versuchsanordnung bei Menschen mehrfach wiederholt. So hat eine Arbeitsgruppe Menschen Noradrenalin injiziert, also eine Substanz, die die Immunzellen stimuliert, und gab den Probanden gleichzeitig Brausebonbons. Nach mehrfacher Wiederholung dieser Versuchsanordnung gab man den Probanden nur noch Brausebonbons. Auch hierbei wurde dann deutlich, dass nach der Gabe der Brausebonbons die Immunzellen deutlich angestiegen waren. Gestützt auf diese Befunde wurde nun seit den 80er Jahren untersucht, inwieweit psychosoziale negative Einflüsse sich negativ auf das Immunsystem auswirken. Hierbei konnte man recht eindeutig ermitteln, dass negativer Stress - also Dysstress -bei vielen Menschen das Immunsystem deutlich verschlechtert. Als Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie habe ich schon mehrere Patienten erfolgreich wegen einer Alopezie behandeln können. Sehr dramatisch war der Verlauf einer damals etwa fünfzigjährigen Patientin, die in zweiter Ehe unglücklich verheiratet war. Obwohl sie sich durch ihren Ehemann sehr stark beeinträchtigt gefühlt hatte, wollte sie sich aus verschiedenen Motiven nicht scheiden lassen. Sie entwickelte eine so starke Alopezie, dass sie eine Perücke benötigte. Nachdem es ihr Mithilfe der Psychotherapie dann doch schließlich gelang, sich von ihrem Ehemann zu trennen, wuchsen ihr die Haare wieder nach. Bei vielen Patienten, die unter einer Trauerreaktion leiden, kann oftmals ein Haarausfall beobachtet werden. Mithilfe der  Psychotherapie kann sich der Haarausfall wieder zurückbilden.

 

Prävention gegen Disstress:

Folgendes kann man alltäglich wahrnehmen, um gar nicht erst unter einem Stresssyndrom zu leiden, und somit auch gegen eine Alopezie gewappnet zu sein: Alltäglich moderater Sport und Meditation (z.B. Yoga). Bewegung, ausreichender Schlaf, so wie eine ausgewogene Ernährung sind Grundpfeiler zur Erhaltung der Gesundheit, was schon seit der Antike bekannt ist. Die medizinische Forschung der letzten Jahr­zehnte hat eindrücklich belegt, dass regelmäßiges Ausdauertraining der Entstehung vieler Erkrankun­gen entgegenwirkt und sowohl die Lebenserwartung als auch die Lebensqualität und vor allem die Lebensfreude erhöht. Bewegungsthe­rapeutische Ansätze wurden daher in den letzten Jahren besonders in Rehabilitationskliniken und in psychosomatischen Abteilungen immer mehr ge­nutzt. In einer Vielzahl von Studien an Gesunden sind positive Einflüsse von Ausdauertraining auf Depres­sivität, Stimmung, Ängstlichkeit, Selbstbewusst­sein sowie Stressbewältigungsvermögen wissen­schaftlich nachgewiesen worden. In etlichen Studien konnte außerdem gezeigt werden, dass es bei Menschen mit geringer körper­licher Aktivität im Vergleich zu sportlich aktiven Personen innerhalb von acht Jahren zu einer dop­pelt so hohen Depressionsrate kam. Mit anderen Worten: Inaktivität erhöht das Risiko, an einer depressiven Störung zu erkranken. Sich zu entspannen wird im Yoga als aktive Tätigkeit begriffen, die zu einem Zustand körperlichen und geistigen Wohlbefindens führt. Dieser Zustand gleicht weder aufgeregter Anspannung noch dumpfer Schlaffheit. Wer dies durch das Üben erreicht, übt im Sinne von Yoga. Letztendlich übt sich alles lebenslänglich! Nur in einem solchen Zustand der Körper-Geist-Einheit kann sich der innere Wesenskern offenbaren, was sich letztendlich auch in einem schönen Haar widerspiegelt.

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Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg!

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So

01

Feb

2015

Werden Sie glücklich - ohne Arbeit!

Ja, renn nur nach dem Glück 

doch renne nicht zu sehr 

denn alle rennen nach dem Glück 

das Glück rennt hinterher.

So reimt Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper. Ohne zu rennen und zu jagen glücklich zu werden, das ist Kunst:

Glück ist der größte gemeinsame Nenner der Menschheit. Glück war im Mittelalter der günstige Ausgang eines Ereignisses. Voraussetzung für den „Beglückten“ waren weder ein bestimmtes Talent noch auch nur eigenes Zutun. Dagegen behauptet der Volksmund eine mindestens anteilige Verantwortung des Einzelnen für die Erlangung von Lebensglück in dem Ausspruch: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Die Fähigkeit zum Glücklichsein hängt in diesem Sinne außer von äußeren Umständen auch von individuellen Einstellungen und von der Selbstbejahung in einer gegebenen Situation ab. Auf das Thema Glück stößt man überall auf das Thema – sei es in der Werbung, die mit Milch glücklicher Kühe lockt, im Kino, in der Literatur, mit der Hoffnung auf einen Lottogewinn oder mit der großen Liebe. Die Fähigkeit zum Glücklichsein hängt außer von äußeren Umständen auch von individuellen Einstellungen und von der Selbstbejahung in einer gegebenen Situation ab. Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften haben wichtige Einsichten in die biologischen Grundlagen von Glücksgefühlen erbracht. Bedeutenden Einfluss auf Glücksempfindungen haben nachweislich Endorphine, Oxytocin sowie die Neurotransmitter Domamin und Serotonin. Das Gehirn setzt diese Botenstoffe bei unterschiedlichen Aktivitäten frei, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme, beim Geschlechtsverkehr oder beim Sport. Von der pharmazeutischen Industrie zu medizinischen Zwecken hergestellt, werden solche Substanzen als Medikamente etwa bei Depressionen  verwendet. Auch viele Drogen bewirken die Ausschüttung solcher Substanzen im Gehirn in unnatürlich hohen Dosen; aufgrund des Konsums kommt es während der Wirkungszeit zu einer ‚Überschwemmung‘ mit diesen endogenen Botenstoffen, was im Konsumenten ein intensives Glücksgefühl hervorrufen kann. In unserer Zeit ist alles der Arbeit untergeordnet:

 

Der  amerikanische Traum: Lebensglück durch Arbeit 

Bis heute wirkmächtig ist die naturrechtliche Begründung in der Präambel der amerikanischen Verfassung, die im 18. Jahrhundert im Geiste der Aufklärung von sehr vielen Puritanern mit dem vollen Bewusstsein der existierenden Sklavenhaltung in Nordamerika unterschrieben wurde,  die auf eine kurze Einleitung folgt: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu sein dünkt.“ Ein berühmter Nachfahre einer Sklavenfamilie unserer Zeit, ist der so genannte „Größte“: Muhammad Ali alias Cassius Clay. Der Nachname Clay war der Name des Sklavenbesitzers seiner Vorfahren. Das Sklaventum wurde offiziell in den USA erst 1865 abgeschafft.

 

Arbeit ist Mühe und Qual, das Spiel befreit!

Meiner Ansicht nach ist noch niemand durch Arbeit glücklich geworden. Denn Arbeit ist Mühsal. Nur Sklaven arbeiteten. Der freie Mensch spielt. Den Zustand des Rausches, der dem Spiel zugeordnet werden kann, kann man nicht durch Arbeit erreichen, denn Arbeit ist Fremdbestimmung, das Spiel ist eigenmotiviert und erzeugt ein Freiheitsgefühl. Wir leben in und mit Illusionen. Im Begriff Illusionen versteckt sich das lateinische Verb ludere. Es bedeutet spielen. Das deutsche Wort spielen leitet sich vom althochdeutschen spil für „Tanzbewegung“ ab. Das Spiel ist eine Tätigkeit, die ohne bewussten Zweck zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung ausgeführt wird. Wenn man das Gedankenspiel betrachtet, so ist keine äußerliche Tat zu erkennen, nichtsdestotrotz ist der denkende Mensch täglich in der äußerlichen Untätigkeit gedanklich tätig. Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von psychomotorischen Fähigkeiten findet durch Spielen statt, sowohl beim Menschen wie auch bei zahlreichen Tierarten. Es ist etwas wunderbares, den Liebestanz der Schwäne zu beobachten, wie sie – ritualisiert - gemeinsam im Wasser miteinander tanzen. Eine Primaballerina schwebt. Sie übt täglich, so wie Eichhörnchen in täglicher Lebensübung über die Äste der Bäume schweben. Leben ist Energieumsatz. So wird Kraft entwickelt. Viele erschöpfte Patienten fragen immer wieder, wie sie denn endlich wieder zu Kräften kommen. Stereotyp antworte ich, meist mit Freude: „Durch Übung“. Begriffe wie Askese und Exerzitien leiten sich von Übung ab. Wenn man aus der Übung gekommen ist, darf man wieder erneut  beginnen. Immer wieder erzähle ich meinen Patienten  meinen Standardwitz und kann jedes Mal am meisten darüber lachen: Ein Mann mit einem Geigenkasten steigt in ein Berliner Taxi und fragt den Taxifahrer: „Wie komme ich am schnellsten in die Philharmonie?“ „Üben, junger Mann, immer üben!“ antwortet der Taxifahrer lakonisch. Im Gegenteil zum Spiel steht der Ernst – todernst sagt man. Hunde jagen sich im Spiel hinterher; hier ist es die reine Freude, es wird nicht tödlich - im Gegensatz zur Jagd, wenn ein Beutetier erlegt wird. Man hat sich daran gewöhnt, Tätigkeiten eines Menschen oder eines Tieres als ernst zu bezeichnen, wenn sie zweckgebunden sind. In der Zweckgebundenheit dienen die Tätigkeiten unmittelbar der Existenzsicherung, Notdurft, Suchtbefriedigung, Schadensabwendung oder Schmerzvermeidung. Nichtsdestotrotz kann die Tätigkeit der Tiere, aber auch vieler Menschen, freudevoll ausgeführt werden. Es ist nicht mühselig, sondern spielerisch: man beobachte viele Tiere bei der Nahrungssuche, so z.B. Eichhörnchen, Katzen oder Vögel. Es sieht nicht mühselig aus, sondern es hat einen geschmeidigen, spielerischen Charakter. Ein geübter Jongleur, Zauberkünstler, Pianist, eine Sängerin – alle beherrschen ihr Metier mühelos. Arbeiten Sie zuviel? Geht es Ihnen dadurch immer schlechter? 

Wollen Sie nicht mehr arbeiten, sondern lieber spielen? 

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Fr

30

Jan

2015

Das Recht auf Faulheit!

Paul Lafargue, ein Schwiegersohn von Karl Marx verfasste die Streitschrift "Das Recht auf Faulheit". Ein hochinteressanter Essay, der leider nahezu vergessen ist. Gotthold Ephraim Lessing schrieb: Lasst uns faul in allen Sachen, nur nicht faul zu Lieb' und Wein, nur nicht faul zur Faulheit sein. Bei mir können Sie erfahren, wie Sie zufrieden ohne Arbeit werden können, ohne dabei faul sein zu müssen.

Im 19. Jahrhundert postulierte ein Schwiegersohn von Karl Marx, der nahezu völlig vergessene Arbeiterführer Paul Lafargue  seine Streitschrift  Das Recht auf Faulheit. Er war nicht nur Schwiegersohn von Marx, sondern erhielt von diesem auch seine politische Schulung. In seinen Persönlichen Erinnerungen an Karl Marx schreibt er: „Jahre hindurch begleitete ich ihn auf seinen abendlichen Spaziergängen nach Hampstead Heath; bei diesen Gängen durch die Wiesen erhielt ich durch ihn meine ökonomische Erziehung. Ohne es selbst zu bemerken, entwickelte er vor mir den Inhalt des ganzen ersten Bandes des »Kapital«, nach und nach, in dem Maße, wie er ihn damals schrieb ... Es war, als zerrisse ein Schleier vor meinen Augen; zum ersten Mal empfand ich klar die Logik der Weltgeschichte und konnte die dem Anschein nach so widerspruchsvollen Erscheinungen der Entwicklung der Gesellschaft und der Ideen auf ihre materiellen Ursachen zurückführen. Ich war davon wie geblendet, und jahrelang blieb mir dieser Eindruck.“ 

In seiner Streitschrift schreibt Paul Lafargue:

„O Faulheit, erbarme du dich des unendlichen Elends! O Faulheit, Mutter der Künste und der edlen Tugenden, sei du der Balsam für die Schmerzen der Menschheit!“ Er selber und seine interessante Schrift sind nahezu vergessen. Er schreibt: „Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht. Diese Sucht, die Einzel- und Massenelend zur Folge hat, quält die traurige Menschheit seit zwei Jahrhunderten. Diese Sucht ist die Liebe zur Arbeit, die rasende Arbeitssucht, getrieben bis zur Erschöpfung der Lebensenergie des Einzelnen und seiner Nachkommen. Statt gegen diese geistige Verirrung anzukämpfen, haben die Priester, die Ökonomen und die Moralisten die Arbeit heilig gesprochen. Blinde und beschränkte Menschen, haben sie weiser sein wollen als ihr Gott; schwache und unwürdige Geschöpfe, haben sie das, was ihr Gott verworfen hat, wiederum zu Ehren zu bringen gesucht. Ich, der ich weder Christ, noch Ökonom, noch Moralist bin, ich appelliere von ihrem Spruch an den ihres Gottes, von den Vorschriften ihrer religiösen, ökonomischen oder freidenkerischen Moral an die schauerlichen Folgen der Arbeit in der kapitalistischen Gesellschaft.“ Paul Lafargue, der Atheist, bezieht sich auf die Bibel, sowohl auf das Alte wie auf das Neue Testament. So schreibt er: „Jehova, der bärtige und sauertöpfische Gott, gibt seinen Verehrern das erhabenste Beispiel idealer Faulheit: nach sechs Tagen Arbeit ruht er auf alle Ewigkeit aus.“ 

Missionarisch erklärt er:

„In der kapitalistischen Gesellschaft ist die Arbeit die Ursache des geistigen Verkommens und körperlicher Verunstaltung. Man vergleiche die von einem menschlichen Dienerpack bedienten Vollblutpferde in den Ställen eines Rothschild mit den schwerfälligen normannischen Gäulen, welche das Land beackern, den Mistwagen ziehen und die Ernte einfahren. Man betrachte den edlen Wilden, wenn ihn die Missionare des Handels und die Vertreter in Glaubensartikeln noch nicht durch Christentum, Syphilis und das Dogma der Arbeit verdorben haben, und dann vergleiche man mit ihm unsere elenden Maschinensklaven.“

Lafargue erkennt, dass die immer besseren erfundenen Maschinen die Menschen nicht befreien, sondern noch mehr an die Kette der Arbeit legen: „Ach! Die Zeit der Muße, die der heidnische Dichter verkündete, ist nicht gekommen; die blinde, perverse und mörderische Arbeitssucht hat die Maschine aus einem Befreiungsinstrument in ein Instrument zur Knechtung freier Menschen umgewandelt: die Produktionskraft der Maschine verarmt die Menschen.“ Und weiter: „Das Vorurteil der Sklaverei beherrschte den Geist von Aristoteles und Pythagoras“, hat man verächtlich geschrieben, und doch sah Aristoteles voraus: „Wenn jedes Werkzeug auf Befehl oder auch vorausahnend das ihm zukommende Werk verrichten könnte, wie des Dädalus' Meisterwerke sich von selbst bewegten, oder die Dreifüße des Hephaistos aus eigenem Antrieb an die heilige Arbeit gingen, wenn so die Webschiffchen von selbst webten, dann bräuchte der Werkmeister keinen Gehilfen, die Herren keine Sklaven. Der Traum des Aristoteles ist heute Wirklichkeit geworden. Unsere Maschinen verrichten feurigen Atems, mit stählernen, unermüdlichen Gliedern, mit wunderbarer, unerschöpflicher Zeugungskraft, gelehrig von selbst ihre heilige Arbeit; und doch bleibt der Geist der großen Philosophen des Kapitalismus beherrscht vom Vorurteil des Lohnsystems, der schlimmsten Sklaverei. Sie begreifen noch nicht, dass die Maschine der Erlöser der Menschheit ist, der Gott, der den Menschen von den sordidae artes, den schmutzigen Künsten und der Lohnarbeit loskaufen, der Gott, der ihnen Muße und Freiheit bringen wird.“ 

Bei „Herrenpartien“ am Himmelfahrtstag wurde sehr gerne folgendes Lied in den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts gesungen:

„Solange der Bauch in die Weste passt, wird keine Arbeit angefasst!“

Arbeitet nie! war eines der Mottos, die Situationisten 1968 in Paris an Wände sprühten. Damals war der Traum von weniger Arbeit aber keineswegs radikal. Noch in den sechziger Jahren wurde mit Fortschritt die ihn damals legitimierende Idee verbunden, dass Technologie den Menschen in der Zukunft viel mehr Freizeit erlauben würde. In unserer Zeit ist somit die Arbeit vergöttert worden. Sie stellt den Sinn des Daseins dar. Die Arbeit wird am höchsten bewertet. Nicht die Liebe ist am wertvollsten. Der Amateur – von amare abgeleitet – der Liebhaber ist wertlos gegen den Profi.  Wie können wir aus dieser Struktur einen Ausweg finden? Wie können wir uns der Bergpredigt annähern? „Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. (…) Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“

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Besuchen Sie mein Seminar „Glücklich ohne Arbeit“ am 7. März 2015 in Wiesbaden.

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Di

27

Jan

2015

Arbeit macht krank - und nicht frei!

Vor 70 Jahren fand die Befreiung des KZ Auschwitz statt. An den Toren vieler KZ-Stätten fand sich der zynische Satz: "Arbeit macht frei." Heutzutage wird die Arbeit als Sinn des Lebens angesehen. Wir unterscheiden Arbeits- und Freizeit!

Das Recht auf Arbeit

Karl Marx und Friedrich Engels postulierten 1848 in ihrem Kommunistischen Manifest „das Recht auf Arbeit“. Nachdem Arbeit zuvor erzwungen wurde, sollte es nun ein Recht darauf geben. Dieses Manifest des Rechtes auf Arbeit ist bekanntermaßen nur unter den soziologischen Bedingungen zu verstehen, die Marx und Engels in ihrer Zeit vorgefunden hatten. Es gab ein Elend für die Mehrzahl der Bevölkerung im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa, ähnlich dem, wie wir es heute in den Entwicklungsländern und den so genannten Schwellenländern sehen. Marx schreibt allerdings an anderer Stelle seiner monumentalen Schriften: „Die kommunistische Revolution richtet sich gegen die bisherige Art der Tätigkeit, beseitigt die Arbeit. (...) Die bloße Befreiung der Arbeit ist bereits eine Errungenschaft der kapitalistischen Gesellschaft. Der Kommunismus aber kann die „Sorge“ des Bürgers und die Not des Proletariers nur aufheben, indem er „die Ursache beider“, nämlich die „Arbeit“ selber aufhebt. Marx versteht unter „Arbeit“ jene Tätigkeit, die in der Warenproduktion einen Mehrwert hervorbringt oder „Kapital produziert“. In diesem Sinn verstanden, bedeutet Arbeit, dass dem arbeitenden Individuum eine freie, allseitige Entwicklung versagt wird. Unter dieser Voraussetzung ist es für Marx klar, dass die Befreiung des Individuums zugleich die Negation der Arbeit ist. Die „Arbeit“ soll der „Selbstverwirklichung“ Platz machen. Dahinter steht letzthin der Wunschtraum von einem paradiesischen Zustand, in dem sich der freie Mensch seine freie Betätigung jeweils selbst aussuchen kann, ohne sich auf eine bestimmte ausschließliche Form derselben festlegen zu müssen. Erinnert sei daran, dass ein Schwiegersohn Karl Marx’, der Sozialist und Arzt Paul Lafargue, einem damals sehr wichtigen Führer der internationalen kommunistischen Bewegung,

 

„Das Recht auf Faulheit“ („Le droit à la paresse“) 1880 publizierte. Sowohl Lafargue als auch diese seine hoch interessante sehr geistvolle und witzige Schrift sind heutzutage interessanterweise nahezu vergessen. Bleiben wir noch einen Moment in Marx’ und Lafargues Jahrhundert: Der Adel arbeitete nicht! Der Adel des 19. Jahrhunderts sah Arbeit als eine Schande an. Er repräsentierte, und das mit höchster Verschwendung, so wie es heute unsere bürgerlichen Politiker – Minister, von der Wortbedeutung ‚Diener’ - noch maßloser mit dem Geld des Souveräns, also des Steuer zahlenden Volkes, tun. Friedrich Nietzsche, der Vordenker Sigmund Freuds beschreibt in seiner Fröhlichen Wissenschaft den Umschwung der Wertvorstellungen des 19. Jahrhunderts: „Muße und Müßiggang. - Es ist eine indianerhafte, dem Indianer-Blute eigentümliche Wildheit in der Art, wie die Amerikaner nach Gold trachten: und ihre atemlose Hast der Arbeit - das eigentliche Laster der neuen Welt - beginnt bereits durch Ansteckung das alte Europa wild zu machen und eine ganz wunderliche Geistlosigkeit darüber zu breiten. Man schämt sich jetzt schon der Ruhe; das lange Nachsinnen macht beinahe Gewissensbisse. Man denkt mit der Uhr in der Hand, wie man zu Mittag isst, das Auge auf das Börsenblatt gerichtet, - man lebt wie einer, der fortwährend etwas ‚versäumen könnte’. ‚Lieber irgendetwas tun als nichts’ (…) Denn das Leben auf der Jagd nach Gewinn zwingt fortwährend dazu, seinen Geist bis zur Erschöpfung auszugeben, im beständigen Sich-Verstellen oder Überlisten oder Zuvorkommen: die eigentliche Tugend ist jetzt, etwas in weniger Zeit zu tun als ein anderer. (…) Die Arbeit bekommt immer mehr alles gute Gewissen auf ihre Seite: der Hang zur Freude nennt sich bereits ‚Bedürfnis der Erholung’ und fängt an sich vor sich selber zu schämen. ‚Man ist es seiner Gesundheit schuldig’ - so redet man, wenn man auf einer Landpartie ertappt wird. (…) -  Nun! Ehedem war es umgekehrt: die Arbeit hatte das schlechte Gewissen auf sich. Ein Mensch von guter Abkunft verbarg seine Arbeit, wenn die Not ihn zum Arbeiten zwang. Der Sklave arbeitete unter dem Druck des Gefühls, dass er etwas Verächtliches tue - das ‚Tun’ selber war etwas Verächtliches.“ Prophetische Gedanken eines Geistes, der in seiner eigenen Gedankenwelt lebte. 

 

Gesund ist, wer arbeitsfähig ist

Der Nachdenker Nietzsches, der Bürger und Atheist Freud, Sohn eines verarmten Kaufmanns wollte Erfolg haben und reich werden, und zwar durch Arbeit! Der Mediziner Freud definierte Gesundheit als "Arbeits- und Liebesfähigkeit". Beachtenswert ist die Reihenfolge: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! In seinem Essay Trauer und Melancholie führt Freud den Begriff der Trauerarbeit in die Psychoanalyse ein. In seiner „Traumdeutung“ spricht er sogar von der Traumarbeit. Nun werden sogar die Emotionen und Träume zur Arbeit. Heute sprechen Psychotherapeuten und Patienten gleichermaßen davon, dass an seelischen Prozessen gearbeitet werden müsse. Die von Freud kreierte Psychoanalyse war als Instrument der Emanzipation entwickelt worden, um frei von seelischen Behinderungen zu werden. Nun gibt es das Paradoxon: Arbeit, genauer Seelenarbeit, für die Befreiung! Man kannte seit der Antike arbeitsbedingte Erkrankungen. Hippokrates betont, dass bei der Erhebung der Krankengeschichte sehr genau auf berufliche Einflussfaktoren zu achten sei. Im Europa der Renaissance interessiert man sich mit dem Wiederaufleben der naturwissenschaftlichen Beobachtung vermehrt für den Zusammenhang von Arbeit und Gesundheit. Bernardino Ramazzini veröffentlicht im Jahr 1700 mit seiner Schrift De morbis artificum diatriba die erste geschlossene Darstellung wichtiger Krankheiten von 40 Berufsgruppen. Freud reiht sich damit in die Arbeitsmedizin ein. Bei Freud ist Arbeit nunmehr ein Kriterium der Gesundheit. Der Begriff ‚Arbeitsmedizin’ wird 1929 von der "ständigen Kommission für Berufskrankheiten und Arbeitshygiene" der Weltgesundheitsorganisation in den offiziellen Sprachgebrauch eingeführt. In den Psychiatrischen Kliniken, die zum großen Teil aus den von den Protestanten gegründeten Arbeits- und Zuchthäusern hervorgingen, gibt es seit den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts bis zum heutigen Tage die Arbeitstherapie. Die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess hat oberste Priorität; nicht die Gesundung der Seele! ‚Psychiater’ ist von der Wortbedeutung der Seelen- und nicht der Arbeitsarzt. Was seit der Antike, und seitens des Mythos der Vertreibung aus dem Paradies als Strafe galt, ist nunmehr zur Therapie deklariert worden. Es stellt eine gewisse Perversion dar, wenn depressive Patienten, die sich aufgrund ihres überstrengen Gewissens krank gearbeitet haben – eine Depressionsform nennt man heute bekanntlich Burn-Out-Syndrom -, nun aus therapeutischen Gründen arbeiten sollen. Analog dazu gibt es das Bore-Out-Syndrom, die altbekannte Langeweile. Die heutigen Halbgötter in weiß sind nicht vornehmlich an der Gesundheit, sondern an der  Arbeitsfähigkeit der Patienten interessiert – denn auch die Ärzte müssen ja schließlich arbeiten. Sie wissen nichts mehr von der Lebenskunst. Früher gab es die Ars vivendi und die Ars moriendi!

 

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Mi

21

Jan

2015

Ich habe Dich zum Fressen gern

Zum Leben gehört die Aggression. Wenn wir essen wollen, so müssen wir töten. Um zu leben, um das Leben der gesamten Kultur aufrechtzuerhalten, mordet der Mensch ununterbrochen. Wenn er auch als Vegetarier, wie der Buddhist, die Tiere verschont, so tötet er doch unablässig die Pflanzen. In seiner „Frühzeit“ macht der Mensch kaum einen Unterschied zwischen beiden Wesen. Nach der Vorstellung archaischer Menschen besitzen Pflanzen ein gleiches Bewusstsein wie Tiere – also wie er selbst! 

Das Wort Hass kommt aus der Weidmannssprache, von der Hatz. Der Jäger hetzt das Wild, dann tötet er es und dann liebt er es so sehr, dass er es verzehrt. Jede Liebe ist somit eine Hassliebe.Wir müssen, um leben zu können, im positiven Sinne aggressiv sein. Der Begriff Aggression ist heutzutage negativ belegt. Aggressiv meint grundsätzlich, an die Dinge heranzugehen – lateinisch adgredere, herangehen. Wenn man Brot essen will, muss man aggressiv sein. Das Getreide muss geschnitten, es muss es gedroschen und gemahlen und anschließend zu einem Teig mit aggressiver Kraft geknetet werden. Dann wird das Brot im Ofen gebacken, was mittels des Feuers auch ein aggressiver Akt ist. Wenn dann das Brot fertig ist, wird es zerschnitten und man beißt mit den Zähnen hinein, die durch den stärksten Muskel, den Kaumuskel in Bewegung gesetzt werden. Das alles sind notwendige, hoch aggressive Mechanismen. 

 

Die griechischen Götter waren mörderisch

Die griechischen Götter sind mörderisch: Wenn ihnen ein Mensch nahe kommen will und darf, wie der Priester Chryses dem Apollon, Hektor oder Odysseus dem Zeus, so müssen die Menschen viele Schenkelstücke von Rindern verbrennen, damit das Rauchopfer zu den Göttern gelangen kann, wie es bei Homer viele Male beschrieben ist. Es gilt als heilig und wird als Akt der Frömmigkeit überliefert: das Blutvergießen, das Schlachten – und schließlich das Essen gemeinsam mit den Göttern, an der Schlachtbank, die zum Altar erklärt wurde. Tempel und Kultbild mögen fehlen, wie oft gerade im Kult des Zeus, sie können später errichtet und leicht ersetzt werden. Zeus, der oberste Gott, ist an seinem Opferplatz gegenwärtig. Der Aschenhaufen ist das Denkmal des Gottes. Hier fanden die verbrannten heiligen Darbringungen statt. Man findet die Hörner oder Schädel der geschlachteten Widder und Stiere. Am Altarstein, der mit Blut benetzt werden muss. Der Gott wird im tödlichen Axthieb, während des verrinnenden Blutes und im Verbrennen der Schenkel­stücke am mächtigsten erlebt. Heilig ist der Götterbereich: das Schlachten der Opfertiere ist die heilige Handlung, am heiligen Ort zur heiligen Zeit vom Akteur der Heiligung vollzogen. So war es in Israel bis zur Zerstörung des Tempels: Täglich sollte „das Brandopfer brennen auf dem Herd des Altars die ganze Nacht bis an den Morgen" (Lev. 6, 9), die zer­stückelten Reste der beiden einjährigen Lämmer, „Jahwe zu einem süßen Geruch". 

Der Fleischkonsum ist eine Frage der Menschheitsgeschichte.

 

Homo Necans - der tötende Mensch

Die Entwicklung des fleischfressenden Menschen – Menschen essen angeblich und fressen nicht - hat eine Kontinuität seit Urzeiten. Der Mensch konnte Afrika verlassen, weil er Tiere gejagt hat. Der Altphilologe Walter Burkert hat in seinen Forschungen besonders die Praxis des religiösen Opfers mit dem Fleischkonsum verbunden. In seinem Buch „Homo necans“ – der tötende Mensch - von 1972 hat er versucht, dies exemplarisch an der griechischen Religion zu untersuchen, ist dabei aber auch auf viele andere Religionen eingegangen, was im Folgenden nachgezeichnet wird. Die Menschen haben sich die Götter zur Legitimation des Fleischessens geschaffen und erzählen Geschichten darüber, dass die Götter dies wollen und dass man sie dadurch ehren müsse, dass man Tiere schlachtet, wobei das Tieropfer das Menschenopfer abgelöst hat. Aggression', Gewalttätigkeit des Menschen gegen den Menschen, in gleicher Weise wie die Schimpansen das tun, ist ein menschliches Zentralproblem. Alle Ordnungen und Herrschafts­formen menschlicher Gesellschaft beruhen auf institutionalisierter Gewalt, was der fundamentalen Rolle der intraspezifischen Aggression entspricht. 

Wir müssen also lernen, unsere Aggressionen zu bändigen. Viele tun das unbewusst so, dass sie den größten Teil der Aggressionen zurückhalten und gegen sich selbst wenden.

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Beispielsweise:

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Mo

19

Jan

2015

Erektile Dysfunktion

Alles was hängt sieht traurig aus! Das hat mein Konditormeister Klippenstein immer gesagt. Als Assistenzarzt in der Urologie habe ich dann später gelernt, dass alles, was dauerhaft steht, auch nicht unbedingt gesund ist!

Was Sie hier sehen, ist ein Priapismus; das ist auch nicht gesund!

Eine erektile Dysfunktion ist eine Sexualstörung, bei der es einem Mann über einen längeren Zeitraum hinweg in der Mehrzahl der Versuche nicht gelingt, eine für ein befriedigendes Sexualleben ausreichende Erektion zu erzielen oder beizubehalten. Kurzfristige Erektionsstörungen gelten hingegen nicht als eine erektile Dysfunktion, verursachen aber bei etlichen Männern oftmals eine erhebliche Verunsicherung und sogar eine mitunter eine erhebliche narzisstische Kränkung. Jeder  Mann möchte potent sein. Potenz (lateinisch potentia ‚Macht, Kraft, Vermögen, Fähigkeit‘) steht für die Erektionsfähigkeit des Penis und ursprünglich die Zeugungsfähigkeit. 

 

Die erektile Dysfunktion (Abkürzung ED)

ist eine schwerwiegende Erkrankung. Sie ist als eine klassische Psychosomatose anzusehen. Treten nächtliche Erektionen auf, sind vornehmlich psychische Ursachen anzunehmen. Das wird durch einen alten Kalauer belegt: „Sagen Sie mal einen Satz mit Friseur!. Abends steht er nicht, aber früh sehr!“ Die ED ist häufig auch Vorbote anderer, noch schwerer wiegender Erkrankungen und sollte daher immer ärztlich untersucht werden. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die ED oft ein Hinweis auf einen

bevorstehenden Herzinfarkt und Schlaganfall ist, da die Blutgefäße des Penis denen des Herzens ähneln. So erklärt es sich auch, dass etliche Männer nach oder während eines Sexualverkehrs einen Herzinfarkt erleiden. (Statistisch aber häufiger beim Fußball; nicht beim aktiven Fußball, sondern als Zuschauer). Nach einer diagnostizierten ED sollte daher immer ein Internist hinzugezogen werden. Viele Betroffene gehen aus falscher Scham zunächst nicht zum Arzt. Oft aber ist eine rasche  – bei Verletzungen sofortige – Untersuchung erforderlich, um Langzeitschäden zu vermeiden und die Fähigkeit zur Erektion erfolgreich wiederherstellen zu können. Lange Zeit hat man die erektile Dysfunktion in zwei Kategorien unterschieden: organisch oder psychisch. Heute ist man sich einig, dass nur ein kleiner Prozentsatz rein psychogen oder rein somatogen (körperlich) verursacht wird. Der überwiegende Anteil der Erektionsstörungen

hat mehrere Ursachen. Biologische, psychische, interpersonelle und kulturelle Faktoren spielen in der Regel zusammen. Während in jungem und mittlerem Alter psychische Ursachen häufiger sind, spielen mit zunehmendem Alter sogenannte organische Wirkfaktoren

eine immer größere Rolle. Allerdings sind viele sogenannte

vornehmlich organpathologische Ursachen auf einen schlechten Lebenswandel zurückzuführen: Zu viel Gift. Also Alkohol und Zigaretten, zu wenig Bewegung, keine gute Ernährung; also zu adipös (oder zu fett, was das gleiche ist).  Zu viel Dysstress, etc.

 

Vornehmlich psychische Ursachen

Eine zentrale Rolle bei der Entstehung erektiler Dysfunktion spielt die Angst, sexuell zu versagen. Typischerweise steht diese Angst im Zusammenhang mit Beziehungskonflikten, Trennung, Selbstvorwürfen und beruflichem Misserfolg bzw. Rollenkonflikten als Mann. Nur wenn Mann an sich glaubt, ist er ein guter Mann: Denn nur der Glaube kann Berge versetzen! Kredit heißt ursprünglich man glaubt! Unser gesamtes Wirtschaftssystem lebt auf Kredit. Nur wenn alle an die Geldwährung glauben, gibt es keine Inflation: Flare (lateinisch) heißt blasen! (Nicht was Sie jetzt wahrscheinlich wieder denken!)

 

Pharmakotherapie

In vielen Fällen können potenzsteigernde Medikamente die Beschwerden lindern. Von der Selbstmedikation ist dringend abzuraten, da vor der Einnahme bestimmte Kontraindikationen ausgeschlossen werden müssen. Derzeit in Deutschland zugelassen und in wissenschaftlichen Studien untersucht sind die rezeptpflichtigen PDE-5-Hemmer Sildenafil  (Viagra), Vardenafil (Levitra), Taldalafil (Cialis) und Avanafil  (Spedra). Eine Pharmakotherapie sollte immer durch den Arzt erfolgen! Die beste Therapie einer erektilen Impotenz kann also durch den Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erfolgen; bei vornehmlich organisch bedingten Störungen gemeinsam mit dem Andrologen.

Also trauen Sie sich; auch wenn Sie nicht getraut sind! Denn:

Schwächen schwächen - Stärken stärken!

Die beste Therapie ist eine psychosomatische Therapie.

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Fr

16

Jan

2015

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg .

Die stärkste Kraft, die wir haben, ist die Einbildungskraft. Mit der  Einbildungskraft fühlen wir uns himmlisch oder meinen in der Hölle zu sein. Man sagt so leicht, dass man sich doch nichts einbilde. Doch, ohne Einbildung, ohne innere Bilder verstehen wir die Welt nicht, bzw. wir verstehen die Welt immer nur, wie wir wollen.

Mein Lieblingsmärchen ist das Märchen vom Hans im Glück. Allgemein wird angenommen, dass der Hans im Glück ein Tölpel ist, der sein anfängliches Glück, nämlich den Goldklumpen, den er sich in seiner Lehre erarbeitet hat, verschleudert. So jedenfalls ist es die gängige Interpretation unserer Geld- und goldbesessenen Gesellschaft. Dabei ist im kollektiven Bewusstsein selten bekannt, dass der hohe Wert des Goldes auf die Babylonier zurückgeht, die die Sonne als Gottheit verehrten und das Gold als Abglanz der Sonne ansahen. Im Märchen wird die unnütze Last des Goldklumpens sehr gut dargestellt, da der Hans unter der Last des Goldklumpens nahezu zusammenbricht. (Viele Menschen sind leider vom Geld besessen, aber besitzen es nicht; ein furchtbares Beispiel war in jüngerer Vergangenheit Herr Merkle, der ein Milliardenvermögen verloren hatte, und sich daraufhin umbrachte). 

 

Hans ist durch die Vorstellungskraft glücklich

Im Märchen wird immer wieder betont, dass Hans bei jedem Tausch zunächst glücklich war. Deshalb hat das Märchen auch berechtigterweise seinen Titel. Die Kernbotschaft des Märchens ist das Glück und wie man glücklich werden kann: durch die Einbildungskraft oder Vorstellungskraft. Die inneren Bilder sind Kräfte. Wir brauchen uns nur eine Situation zu vergegenwärtigen, die uns besonders erfreut oder besonders verärgert. Wir werden merken, dass wir uns während dieser Vorstellung empfindungsmäßig deutlich verändern. Je nach der Situation des Ärgers werden wir eine schnellere Herzfrequenz bemerken können, während der Vorstellung eines angenehmen Ereignisses, so zum Beispiel sexueller Vorstellungen, werden wir merken, inwieweit sich entsprechende Organsysteme verändern. Innere Bilder, also Einbildungen, haben eine immense Wirkmächtigkeit. Die induzierten Einbildungen spielen eine wesentliche Rolle in unserem Leben. Sie werden allgemein sehr ernst genommen und in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht hoch bewertet. Schauen wir auf unsere multimediale Welt, so wird deutlich, dass zum starken Maße Bilder beherrschend sind, die sogenannte virtuelle Welt (ein anderer Begriff für Unwirklichkeit, bzw. ein Begriff für die „unwirkliche Bilderwelt“) ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der in keiner Weise in Frage gestellt wird. Die Traumfabrik Hollywood stellt einen sehr wichtigen Wirtschaftsfaktor dar - und somit für uns alle die Realität schlechthin -, wobei es hier im wahrsten Sinne des Wortes um Einbildungen geht, die aber eine immense Wirkmächtigkeit haben. 

 

Illusion: Die Traumfabrik

Wenn wir im Kino sitzen und die Filmbilder auf uns einwirken lassen, so wissen wir zwar unterschwellig immer, dass hier mit dem Phänomen der Illusion gearbeitet wird, gleichzeitig geben wir uns aber diesen Bildern so intensiv hin, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes gespannt sind (vorausgesetzt der Film ist „spannend“). Diese Spannung lässt sich psychophysiologisch sehr gut messen. Man kann Probanden an den so genannten Lügendetektor anschließen. Hierbei werden dann die Herzfrequenz und die Herzaktivität mit dem EKG, die Muskelspannung mit dem Elektromyeolografen, die Hirnströme mit dem EEG, der Hautwiderstand und Weiteres gemessen. Obwohl nur im Kinosessel sitzend, reagieren die meisten Probanden vegetativ so, als würden sie selber die Vorgänge, die auf der Leinwand dargestellt werden, erleben. Es wird hiermit also augenscheinlich, inwieweit äußere Kinobilder zu wirkmächtigen Einbildungen verwandelt werden.

Die Gelehrten der frühen Neuzeit nahmen die Einbildung bzw. die Fantasie ernst. Sie gestanden den Einbildungen vielfach einen erheblichen Wirklichkeitscharakter zu und sprachen dabei auch von Imagination. Dieses Wort ist heute geläufiger in seiner englischen Version als Image, worauf jeder Politiker großen Wert legt. In der Renaissance ist die Einbildung nicht immer etwas „nur“ Eingebildetes gewesen. Sie war damals eine Kraft von sehr großer Wirkung und galt als etwas sehr Reales. Sie war ein wertvolles philosophisch-naturwissenschaftliches Konstrukt, verwandt mit Begriffen der Fantasie, der Idee, der Schöpferkraft und des Gedächtnisses. Sie war ein physiologisches Prinzip von erheblicher Bedeutung und diente - in moderner Sicht -  zur Erklärung der allerverschiedensten Erscheinungen, nicht unähnlich denjenigen von Sympathie und Antipathie.

 

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Glücklich Ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg.

 

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Fr

16

Jan

2015

Rückenschmerzen: eine Psychosomatose!

Rückenschmerzen hat jeder einmal. Jeder meint, dass sei eine "rein" körperliche Erkrankung. Diese Reinheit gibt es nicht; denn was wären wir ohne unseren Körper?! Wären wir dann der reine Geist? Nein, jeder Schmerz ist nur mit Hilfe eines biopsychosozialen Wissenschaftsmodells erklär- und therapierbar.  Man verhext sich selbst mit seinem Hexenschuss! 

Der eigene Rücken entzieht sich der Sichtbarkeit. Er umfasst die grösste Fläche am menschlichen Körper zwischen Genick und Gesäß, Schultern und Hüfte. Allgemein repräsentiert der Rücken oftmals die Kehrseite, also die negative Seite der Dinge. Man kehrt jemandem den Rücken zu, heißt soviel wie, sich von jemandem abwenden, ihm nicht mehr zugewandt sein. Der Rücken gilt auch allgemein - in Verbindung mit dem Gesäß - als die eher unschöne Kehrseite. Der Rücken repräsentiert aber auch unsere verletzliche Seite. So wird beispielsweise im Lindenblattmotiv der Siegfriedsage der Rücken zum Ort der Verletzbarkeit, der die Hinfälligkeit des irdischen Leibes markiert. So werden wir hinterrücks überrascht und betrogen. Allerdings heißt es auch „ein schöner Rücken kann auch entzücken! Der Rücken ist auch ein Kommunikationsorgan. Für den Menschen sind der Rücken und die Lumbalregion der visuellen Kontrolle entzogen. Das könnte ein entwicklungspsychologischer Grund dafür sein, dass der Rücken sich als besonders geeignetes Projektionsfeld für Konflikte anbietet. Davon zeugen nicht nur die an das Kreuz (Os sacrum, was soviel wie „Heiliger Knochen“ bedeutet) geknüpften biblischen Assoziationen wie "Leid, Qual, Mühsal", sondern auch Redewendungen, etwa die Betonung der aufrechten Haltung ("Rückgrat raus!"), die Verkörperlichung von Selbstbehauptung ("Rückgrat haben", "einen breiten Rücken haben"), die Bedrohung des Selbst ("mit dem Rücken zur Wand", "dem wurde das Kreuz gebrochen") oder aber eine übertrieben opportunistische Anpassung ("katzbuckeln", "zu Kreuze kriechen").

 

Der Rücken zeigt deutlich, wie man sich fühlt

Mit dem Rücken lassen sich bestimmte Bewegungen ausführen, wie beugen, wölben, recken, zusammensacken und schlängeln, die kommunikationsrelevant sind. Es gibt Körperausdrücke, die angeboren sind, z.B. Dominanz und Demutshaltungen. Innere Haltung und körperlicher Ausdruck sind so miteinander verbunden, dass sich das eine nicht vom anderen trennen lässt. Sie beeinflussen sich gegenseitig. In der fernöstlichen Sichtweise kommt das durch die Redewendung: „Ich bin mein Körper“ statt „Ich habe einen Körper“ zum Ausdruck. Dies drückt deutlich aus, dass körperliche Verkrampfung die Folge von seelischer Verkrampfung sein kann und umgekehrt. Auch wenn jemand nicht verbal spricht oder antwortet, so „spricht“ doch sein Körper, ohne dies unterdrücken zu können. 

In der Sprache des Rückens drückt man es folgendermaßen aus: „den Rücken steif halten“, „etwas den Rücken kehren“, „erhobenen Hauptes“, „sich etwas beugen“, etc. Die verschiedenen Körperhaltungen bringen entsprechend der jeweiligen Situation etwas zum Ausdruck. Bei der Körperhaltung mit einem Neigen nach hinten: Diese Haltung wird durch die Ausdehnung des Oberkörpers in Verbindung mit der Atmung bewirkt. Im positiven Sinne drückt das Neigen nach hinten ein Kraftgefühl und allgemein eine Unternehmungslust aus. Wird diese Haltung jedoch als „sich brüsten“ gedeutet, weist sie auf einen prahlerischen, überheblichen Menschen hin, was in der soldatischen Ausbildung genutzt wird. Hier wird eine disziplinierte, stramme Haltung trainiert, um die Soldaten aggressiver wirken zu lassen. Zusätzlich wirkt der Mensch durch das Aufrichten größer und demonstriert damit Dominanz.

 

Alles was hängt, sieht traurig aus

Bei der Haltung mit Neigen nach vorne handelt es sich einerseits um eine Demutsbezeugung. Zum anderen symbolisiert das Insichzuusammensinken, indem Luft abgelassen wird, eine Einbuße an „Kraft und Lebensgefühl“. Der Körper wirkt kleiner und verliert seine Dominanz. Dieses „Sichhängenlassen“ kann auf ein schwaches Selbstgefühl, Passivität, Resignation oder Lebensangst deuten. Schließlich kann der gekrümmte Rücken auch die Bedeutung einer Schutzhaltung, ähnlich der Einrollbewegung des Igels haben. Indem die Schultern hochgezogen werden, der Rücken leicht gekrümmt und der Kopf eingezogen wird, schützt der Mensch fremdreflexartig seine Halsschlagader. Diese Haltung nimmt der Mensch nicht nur bei drohender äußerer Gewalttätigkeit ein, sondern auch in Situationen, die ihm Angst machen. Depressive Patienten haben eine hängende, lustlose Haltung, manische Patienten sind wachsam und aufrecht. Das Vorneigen des Oberkörpers zeigt Annäherung  auch im übertragenen Sinn  und Interesse. Mit einem zurückgeneigten Oberkörper wird ausgedrückt, daß man sich distanzieren möchte, desinteressiert ist oder Entspannung sucht. Jemandem den Rücken zuwenden drückt ganz eindeutig Ablehnung aus. All diese Phänomene können zu konstitutiven Haltungen werden; sie werden sogar zu einer Charakterhaltung, die sich körperlich manifestiert. Charakterhaltung und Körperhaltung sind somit oft identisch. Somit kann sich mittels des Rückens ein verinnerlichter Konflikt darstellen. Tiefenpsychologisch interpretiert ist aus dem Konflikt zwischen dem Kind und seinen sozialen Bezugspersonen der internalisierte - also verinnerlichte - Konflikt zwischen dem Ich und dem Über-Ich (Gewissen) geworden. Die Verbote erfolgen nicht mehr von außen, sondern von innen. Rückenschmerzen können als Ausdruck eines solchen inneren Konfliktes und somit grundsätzlich als Psychosomatosen angesehen werden. Bei Psychosomatosen haben wir es mit starren inneren Strukturen zu tun, die Ausdruck erheblicher und massiver innerpsychischer Spannungen sind. Erreichen solche Spannungen ein ausreichendes Maß, dann entsteht im Ich ein charakteristisches Spannungsgefühl, das nachhaltig auf Beseitigung des Konfliktes drängt: den Angstaffekt, der sich als erhöhter Muskeltonus darstellen kann. 

 

Chronischer Rückenschmerz ist eine Psychosomatose

Chronischer Rückenschmerz kann als Ausdruck einer Dysfunktion körperlicher und psychischer Regulationsprozesse verstanden werden. Der Schmerz signalisiert, daß eine Funktionsstörung stattfindet und appelliert an die hierarchisch höher liegenden Funktionsebenen, im Sinne einer Gegensteuerung etwas zu tun oder etwas zu unterlassen, was die Funktionsstörung aufrecht erhält. Chronische Schmerzzustände haben z.b. eine besonders nachhaltige Wirkungen auf das motorische System (zum Beispiel eine Schonhaltung). Es gibt jedoch auch Zusammenhänge zwischen Schmerz und Motorik in umgekehrter Wirkungsrichtung: Pathophysiologische Vorgänge im Bereich des Bewegungssystems können über abnormale Muskelspannung zur Erregung der Nozizeptoren führen und dadurch Schmerzen verursachen (z.b. Fehlhaltungen oder emotionale Belastungen wie Angst und Stress). Schließlich kann durch Überlagerung der beiden entgegengesetzten Wirkungsrichtungen ein „Teufelskreis“, ein Circulus vitiosus entstehen. Chronischer Schmerz führt zu gestörter Motorik und motorische Fehlsteuerung. Das „algogene (schmerzbedingte) Psychosyndrom“ ist durch vegetative Störungen und depressive Verstimmung gekennzeichnet. Vom Betroffenen wird das subjektiv als Leistungseinschränkung und „allgemeines Kranksein“ erlebt. Die Zentren, die Sympathikus und Motorik steuern, sind koordiniert. Bereits die Absicht, eine motorische Bewegung auszuführen, löst die Kopplung beider Systeme aus. Es kommt zu einer Bereitstellungsreaktion im Sinne einer sympathischen Aktivierung, wie sie beispielsweise in Extremsituationen stattfindet (also der konditionierten Notfallreaktion). Bei Schmerzen, die durch psychische Einflüsse ausgelöst oder verstärkt werden, wirken motorische und sympathische Fehlsteuerungen zusammen. Chronische Schmerzen, für die kein ausreichend erklärungskräftiger Organbefund gewonnen werden kann, also das ganze Spektrum chronischer Rückenschmerzen und vielerlei Schmerzen des Bewegungsapparates, haben durchaus eine Hinweisfunktion, die man in diagnostischer wie therapeutischer Hinsicht beachten muß. Tut man dies nicht und behandelt diese Schmerzen nur symptomatisch, so ist dies zumindest längerfristig zum Scheitern verurteilt: Die Schmerzen setzen sich immer wieder durch.

 

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Das Kreuz mit dem Kreuz. Rückenschmerzen psychosomatisch verstehen und behandeln. 2. Aufl., 2007, Ernst Reinhardt Verlag, München, Basel

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Mi

14

Jan

2015

Wirklich alles Schwindel? Oder nur eine Illusion?

Über den psychogenen Schwindel 

Unter Schwindel im medizinischen Sinne versteht man das Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens oder das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit. Definiert wird Schwindel im medizinischen Sinn als wahrgenommene Scheinbewegung zwischen sich und der Umwelt. Man unterscheidet u. a. Dreh-, Schwank-, Lift-, Bewegungs- und unsystematischen Schwindel. Außerdem werden Symptome einer Kreislaufschwäche oft Schwindel genannt. Schwindel kann viele verschiedene komplexe Ursachen haben. Bei der Untersuchung ist es hilfreich, den Schwindel in Schwindeltypen einzuordnen, um die möglichen Ursachen einzugrenzen. Der Schwindel kann dabei in zwei verschiedene Kategorien eingeordnet werden nach Art des Schwindels systematisch oder unsystematisch und nach wahrscheinlichen Ort des Auslösers.

  

Psychische Erkrankungen und Schwindel

Schwindelsymptome treten häufig im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auf. Dabei kann Schwindel sowohl eine Folge (sog. psychogener Schwindel) als auch eine Ursache einer psychischen Erkrankung sein. Beide Erkrankungen können auch komorbid auftreten.Verschiedene Studien zeigten, dass bei 20–50 % der Schwindelpatienten psychische Erkrankungen einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung hatten.

Psychische Erkrankungen, bei denen häufig Schwindelgefühle auftreten, sind v. a. Depressionen, Angststörungen und Somatoforme Störungen. Zudem kann es zu sekundärem somatoformen Schwindel, phobischem Schwankschwindel, akuten Belastungsreaktionen sowie Anpassungsstörungen kommen.

 

Der Konversionsmechanismus des Schwindels

Mit dem Konversionsmechanismus der Schmerzentstehung wurde von Freud die Aufspaltung zwischen körperlichen seelischen Vorgängen bezeichnet. Aus primär seelischem Schmerz wird körperlicher Schmerz. Hier dient der psychogene Schmerz unbewusst der Abwehr unerträglicher Gefühle und Konflikte. Beim Konversionsmechanismus geht man von der Annahme innerer Konflikte aus, die durch ein körpersprachlich dargestelltes Symptom entlastet werden. Die Symptomatik stellt körpersprachlich etwas dar. Es wird eine averbale Kommunikation zum Ausdruck gebracht, weswegen man sogar von Ausdruckskrankheiten spricht.

Aus psychosomatischer Sicht bezeichnet man mit dem Begriff der Konversion eine Verwandlung eines psychischen Konfliktes in den vornehmlich körperlich erscheinenden Bereich. Eine wichtige Rolle kommt hier den unbewussten Vorstellungen und Phantasien des Betroffenen zu, die durch ein körperlich erscheinendes Symptom dargestellt werden. Unbewusst wird hierbei der seelische Schmerz  - zum Beispiel Trauer -  verdrängt und dann ebenfalls unbewusst, in ein eher körperlich erscheinendes Geschehen verschoben.

 

Seelischer Schmerz wird zu körperlichem Schmerz

Der seelische Schmerz der Trauer über einen erlittenen Verlust, der nicht beweint wird, zeigt sich nun als ein immer quälenderes Symptom, dem Schwindel, der dann wiederum zum Weinen zwingen kann. Der primär vornehmlich psychogene Schwindel wird als vornehmlich körperlich erscheinendes Symptom dargestellt, weil er durch Worte nicht benannt werden kann oder darf. Hierbei geht es unbewusst um eine Entlastung schmerzhafter Affekte, also vornehmlich angsthaften und depressiven Verstimmungen, aber auch von Gefühlen der Leere und der Sinnlosigkeit. Man vertauscht ein Problem gegen eine anderes. Mit dem Schwindel wird unbewusst eine Fokussierung auf ein Symptom vorgenommen, so dass der ursprünglich quälende Affekt nicht mehr empfunden wird. Unbewusst geht es hierbei um eine Entlastung von psychischen Konflikten durch ein Umlenken der Aufmerksamkeit vom psychischen zum vornehmlich körperlichen Bereich. Mit dem Schwindel verschiebt sich das psychologische Problem in den körperlichen Bereich.

 

Psychogener Schwindel kann zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen.

Aufgrund solcher unbewusster Vorgänge kann der Schwindel auch zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen. Oft entstehen Schuldgefühle aus starken, aber gehemmten aggressiven Bedürfnissen. Der symptommotivierende Gehalt läge hier vor allem im determinierten Sühnevorgang durch das Leiden, der die subjektive Schuld entlastet. Aggressionen sind bei vielen Patienten mit Schwindel stark gehemmt und verdrängt. Der unbewusste Gewinn der Unterdrückung aggressiver Motive durch den Schwindel erklärt sich psychodynamisch dadurch, indem auf diese Art Gewissenskonflikte und Selbstvorwürfe vermieden werden können. Schmerz kann unbewusst auch das Fortbestehen einer Beziehung symbolisieren: man ist nicht verlassen, solange es weh tut. Das Fortbestehen des chronischen Schwindels birgt dann die unbewusste tröstliche Gewissheit, dass jemand kommen und helfen und alles wieder gut machen wird. Das Schwinden des Schwindels bedeutete dann paradoxerweise, dass man verlassen ist. Der Schwindel wird zum verlässlichen Begleiter, man ist nicht alleine. Wollen Sie mehr erfahren?

Mittwoch, den 14. Januar um 12:10 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „High Noon“  von und mit Martin Bevernick und Dr. med. R. Mathias Dunkel,

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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Di

13

Jan

2015

Schwindel

Ist Ihnen schwindelig? Letztlich ist alles Schwindel! Wie kommt man aus dem Schwindel heraus? Schwindel ist peinigend.

Unter Schwindel im medizinischen Sinne versteht man das Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens oder das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit. Definiert wird Schwindel im medizinischen Sinn als wahrgenommene Scheinbewegung zwischen sich und der Umwelt. Man unterscheidet u. a. Dreh-, Schwank-, Lift-, Bewegungs- und unsystematischen Schwindel. Außerdem werden Symptome einer Kreislaufschwäche oft Schwindel genannt. Schwindel kann viele verschiedene komplexe Ursachen haben. Bei der Untersuchung ist es hilfreich, den Schwindel in Schwindeltypen einzuordnen, um die möglichen Ursachen einzugrenzen. Der Schwindel kann dabei in zwei verschiedene Kategorien eingeordnet werden nach Art des Schwindels systematisch oder unsystematisch und nach wahrscheinlichen Ort des Auslösers.

  

Psychische Erkrankungen und Schwindel

Schwindelsymptome treten häufig im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auf. Dabei kann Schwindel sowohl eine Folge (sog. psychogener Schwindel) als auch eine Ursache einer psychischen Erkrankung sein. Beide Erkrankungen können auch komorbid auftreten.Verschiedene Studien zeigten, dass bei 20–50 % der Schwindelpatienten psychische Erkrankungen einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung hatten.

Psychische Erkrankungen, bei denen häufig Schwindelgefühle auftreten, sind v. a. Depressionen, Angststörungen und Somatoforme Störungen. Zudem kann es zu sekundärem somatoformen Schwindel, phobischem Schwankschwindel, akuten Belastungsreaktionen sowie Anpassungsstörungen kommen.

 

Der Konversionsmechanismus des Schwindels

Mit dem Konversionsmechanismus der Schmerzentstehung wurde von Freud die Aufspaltung zwischen körperlichen seelischen Vorgängen bezeichnet. Aus primär seelischem Schmerz wird körperlicher Schmerz. Hier dient der psychogene Schmerz unbewusst der Abwehr unerträglicher Gefühle und Konflikte. Beim Konversionsmechanismus geht man von der Annahme innerer Konflikte aus, die durch ein körpersprachlich dargestelltes Symptom entlastet werden. Die Symptomatik stellt körpersprachlich etwas dar. Es wird eine averbale Kommunikation zum Ausdruck gebracht, weswegen man sogar von Ausdruckskrankheiten spricht.

Aus psychosomatischer Sicht bezeichnet man mit dem Begriff der Konversion eine Verwandlung eines psychischen Konfliktes in den vornehmlich körperlich erscheinenden Bereich. Eine wichtige Rolle kommt hier den unbewussten Vorstellungen und Phantasien des Betroffenen zu, die durch ein körperlich erscheinendes Symptom dargestellt werden. Unbewusst wird hierbei der seelische Schmerz  - zum Beispiel Trauer -  verdrängt und dann ebenfalls unbewusst, in ein eher körperlich erscheinendes Geschehen verschoben.

 

Seelischer Schmerz wird zu körperlichem Schmerz

Der seelische Schmerz der Trauer über einen erlittenen Verlust, der nicht beweint wird, zeigt sich nun als ein immer quälenderes Symptom, dem Schwindel, der dann wiederum zum Weinen zwingen kann. Der primär vornehmlich psychogene Schwindel wird als vornehmlich körperlich erscheinendes Symptom dargestellt, weil er durch Worte nicht benannt werden kann oder darf. Hierbei geht es unbewusst um eine Entlastung schmerzhafter Affekte, also vornehmlich angsthaften und depressiven Verstimmungen, aber auch von Gefühlen der Leere und der Sinnlosigkeit. Man vertauscht ein Problem gegen eine anderes. Mit dem Schwindel wird unbewusst eine Fokussierung auf ein Symptom vorgenommen, so dass der ursprünglich quälende Affekt nicht mehr empfunden wird. Unbewusst geht es hierbei um eine Entlastung von psychischen Konflikten durch ein Umlenken der Aufmerksamkeit vom psychischen zum vornehmlich körperlichen Bereich. Mit dem Schwindel verschiebt sich das psychologische Problem in den körperlichen Bereich.

 

Psychogener Schwindel kann zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen.

Aufgrund solcher unbewusster Vorgänge kann der Schwindel auch zu einer Entlastung von Schuldgefühlen führen. Oft entstehen Schuldgefühle aus starken, aber gehemmten aggressiven Bedürfnissen. Der symptommotivierende Gehalt läge hier vor allem im determinierten Sühnevorgang durch das Leiden, der die subjektive Schuld entlastet. Aggressionen sind bei vielen Patienten mit Schwindel stark gehemmt und verdrängt. Der unbewusste Gewinn der Unterdrückung aggressiver Motive durch den Schwindel erklärt sich psychodynamisch dadurch, indem auf diese Art Gewissenskonflikte und Selbstvorwürfe vermieden werden können. Schmerz kann unbewusst auch das Fortbestehen einer Beziehung symbolisieren: man ist nicht verlassen, solange es weh tut. Das Fortbestehen des chronischen Schwindels birgt dann die unbewusste tröstliche Gewissheit, dass jemand kommen und helfen und alles wieder gut machen wird. Das Schwinden des Schwindels bedeutete dann paradoxerweise, dass man verlassen ist. Der Schwindel wird zum verlässlichen Begleiter, man ist nicht alleine. Wollen Sie mehr erfahren?

Mittwoch, den 14. Januar um 12:10 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „High Noon“  von und mit Martin Bevernick und Dr. med. R. Mathias Dunkel,

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Di

13

Jan

2015

Schlafstörungen sind eine Qual

Die meisten Menschen leiden unter Schlafstörungen.

Die beste Methode, besser zu schlafen ist durch einen Meditationszustand erreichbar.

Der Meditationszustand kann auch als eine Art Schlafzustand beschrieben werden.

Der chinesische Philosoph Chuang Tzu schrieb: „Alles ist eins; im Schlaf ist die Seele ungestört und aufgenommen in diese Einheit; im Wachen hingegen ist sie abgelenkt und sieht die verschiedenen Gegebenheiten der Welt.“ In den altindischen philosophischen Texten der Upanishaden wurden folgende Seinsformen unterschieden: der Wachzustand, der allen Menschen gemeinsam ist, und der Zustand des Träumens, außerdem der Zustand des Tiefschlafs, der (über- oder unbewusste) Zustand des eigentlichen Selbst. Der Tiefschlaf ist ein Zustand, in welchem man nichts begehrt und nicht träumt. An anderer Stelle der Upanishaden wird der Tiefschlaf mit dem eigentlichen Selbst in Zusammenhang gebracht: „Wenn man tief schläft, ruhig und heiter, und keinen Traum sieht, das ist das Selbst, das ist das Unsterbliche, Furchtlose, das ist Brahma.“


Es gibt unterschiedlicheBewusstseinszustände

Diese Ausführungen über das Bewusstsein und seine Veränderungen während des Schlafs sollen darauf auf­merksam machen, dass wir, wenn wir vom „Schlaf“ spre­chen, unterschiedliche Zustände meinen. Wir sind nie ganz wach, und ebenso wenig schlafen wir völlig. Beim Schlafen oder Wachsein geht es um relative, nicht aber um absolute Verhältnisse. Während wir wach sind, schlafen wir auch zu einem gewissen Anteil, der wiederum wach sein kann, wenn wir schlafen; dazwischen finden sich alle Abstufungen von Aktivität und Inaktivität. Das Wort Schlaf erinnert an schlaff. Im Tiefschlaf ist man schlaff. Die Muskeln sind völlig entspannt. Diese vier genannten Schlafphasen kennt auch die heutige Medizin: Die Einschlafphase, den REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement) oder so genannter paradoxer Schlaf, in dem viel Bewegung im Gehirn stattfindet, die Muskeln aber völlig entspannt – schlaff – sind, und zwei unterschiedliche Tiefschlafphasen. Die tiefere der beiden entspricht meines Erachtens dem Brahma. Während man Tabak raucht, werden die Muskeln durch die Beeinflussung des Nikotins entspannt. Das lässt sich auch durch Meditationstechniken erzielen.


Durch Meditation erlangt man ein gutes Gefühl

Mit Hilfe der Meditation kommt man in einen anderen Bewusstseinszustand. Eine der ältesten Meditationstechniken ist das Yoga. Yoga ist ein Daseinszustand. Diese Metamorphose zielt auf das Heilwerden. Mit der Erfahrung der Meditation – im fortgeschrittenen Stadium der unio mystica, also einem ozeanischen Gefühl der Selbstentgrenzung –  kann man einen so wunderbaren Zustand erreichen. Die Meditation ist vor aller religiösen Zielsetzung eine Technik der Selbstverwirklichung, zur Persönlichkeitsentwicklung, zur Bereicherung persönlicher Fähigkeiten der Konzentration, des Gedächtnisses, der Ruhe und der Kreativität nützlich. Meditation ist eines der besten Therapeutika. Sie ist die durch regelmäßiges Üben, eingebettet in eine gesamthaft darauf ausgerichtete Lebensführung, zu gewinnende, temporäre, intentionierte, selbstgesteuerte Einstellung eines besonderen (also vom mittleren Tageswachbewusstsein unterschiedenen) Bewusstseinszustandes. Meditation ist durch die eigene interne Induktion und Selbststeuerung von den drogeninduzierten Bewusstseinszuständen unterschieden. Im Zentrum der meisten Meditationstechniken steht die Atmung. Abhängig sind wir immer, vor allem – noch vor dem Trinken und Essen und vor anderen Menschen – vom Sauerstoff und somit von der Atmung. Wir haben es im Allgemeinen verlernt, gut zu atmen. Mit Hilfe des guten Atmens lernt man das  Meditieren am besten. Die Atemübungen des Yoga können überall durchgeführt werden. Damit beruhigt man und entspannt man sich. Meditation ist besser als jedes Schlafmittel.  

Sie finden ausführliche Informationen zur besseren Entspannung in meinem Buch "Nichtraucher werden - und bleiben":

 


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So

11

Jan

2015

Je suis Charlie aussi

J'étais aussi Charlie!

Moi de Gaulle!

Vive la France! 

TO ALL FRENCHMEN! 

France has lost a battle! But she has not lost the war!

Angesichts der derzeitigen schrecklichen Ereignisse in Paris, in Syrien, der Ukraine und der zwei Weltkriege etc. werde ich mich in einem Radioessay in meiner Sendung „Kunst und Medizin“  mit unserer destruktiven Seite auseinandersetzen.

Ausgehend von 

 

Goethes Zitat,

was er seinen Mephisto im Faust sagen lässt:

Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen.

Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,

Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.

Ein wenig besser würd’ er leben,

Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;

Er nennts Vernunft und braucht’s allein

Nur thierischer als jedes Thier zu seyn.

werde ich mich mit

 

Franz Kafkas Erzählung 

Ein Bericht für eine Akademie

 auseinandersetzen. Der ehemalige Affe namens Rotpeter legt einer Akademie einen Bericht über seine Menschwerdung vor, der als Geschichte einer erzwungenen Assimilation und als pädagogische Satire verstanden werden kann. Der Gegenstand des Berichts ist aber nicht, wie von der Akademie gewünscht, die Erinnerung an das äffische Vorleben, sondern die Schilderung des Anpassungsvorganges. Eingefangen von einer Jagdexpedition der Firma Hagenbeck, monatelang gehalten in einem bedrückend engen Käfig auf einem Dampfer, sucht der Affe einen Ausweg. Er ahmt die Menschen nach, weil er so „unbehelligt“ sein will, wie sie es offensichtlich sind. Scheinbar leicht lernt er sinnvolle Gesten und auch das Sprechen. Größte Probleme hat er damit, Schnaps zu trinken. Ein Schiffspassagier erteilt ihm „zu den verschiedensten Stunden“ theoretischen und praktischen Unterricht. So lernt er auch das unter größter Mühe. Mehrfach betont er, dass er nur deshalb Menschen nachahmt, weil er einen Ausweg sucht, nicht jedoch weil er die Freiheit erhofft. Er strebt eine Arbeit im Varieté an und hat dabei „kaum noch zu steigernde Erfolge“. Sein Leben verläuft erfolgreich zwischen Banketten, wissenschaftlichen Gesellschaften und geselligem Beisammensein. Er hat erreicht, was er erreichen wollte und er bescheinigt sich selbst die Durchschnittsbildung eines Europäers.

Das Grenzgängertum zwischen Mensch und Tier beherrscht er offensichtlich virtuos. Nicht so zwei andere Wesen in seiner Umgebung. Sein erster Dresseur, mit dem er wie „rücksichtslos“ lernt, wird selbst fast äffisch und muss zeitweise in eine Heilanstalt. Die kleine halbdressierte Schimpansin, bei der er es sich „nach Affenart wohlergehen lässt“, hat den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick, den er nicht ertragen kann. In meiner weiteren Untersuchung werde ich es aber nicht bei der Satire belassen, sondern den Menschen in seiner gesamten Destruktivität darstellen. Ausgangspunkt ist

 

Freuds Schrift: 

Das Unbehagen in der Kultur

Dieser Essay ist, neben Massenpsychologie und Ich-Analyse von 1921, Freuds umfassendste kulturtheoretische Abhandlung; sie gehört zu den einflussreichsten kulturkritischen Schriften des 20. Jahrhunderts. Thema ist der Gegensatz zwischen der Kultur und den Triebregungen. Die Kultur ist bestrebt, immer größere soziale Einheiten zu bilden. Hierzu schränkt sie die Befriedigung sexueller und aggressiver Triebe ein; einen Teil der Aggression verwandelt sie in Schuldgefühl. Auf diese Weise ist die Kultur eine Quelle des Leidens; ihre Entwicklung führt zu einem wachsenden Unbehagen.Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich dann auch noch auf

 

Arno Plack`s  Werk

Die Gesellschaft und das Böse (1967)

eingehen.  Plack vertritt in seiner Theoriefindung den umstrittenen Ansatz, dass jedes normverletzende Verhalten im Grunde eine fehlgesteuerte Bewältigungsstrategie sei und Verbrechen vor allen Dingen einer psychologischen Deutung bedürften.

Interessiert? Wollen Sie mehr wissen? Ich kann Ihnen meine gesamten Publikationen empfehlen und selbstverständlich die Radiosendung am

Donnerstag, den 15. Januar um 20:00 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „Kunst und Medizin“  von und mit 

Dr. med. R. Mathias Dunkel,

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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So

11

Jan

2015

Je suis Charlie

Je suis Charlie. So wurde im 19. Jahrhundert Charles Darwin verspottet. Nun ist Charles alias Charlie keine Satire mehr, sondern todernst. Wir sind der nackte Affe. Wir Menschen sind den Schimpansen sehr ähnlich: Denn diese führen Krieg. Die menschliche Entwicklung des Homo Sapiens ist die Evolution der Kriegs - und nicht der Liebeskunst! 


Angesichts der derzeitigen schrecklichen Ereignisse in Paris, in Syrien, der Ukraine und der zwei Weltkriege etc. werde ich mich in einem Radioessay in meiner Sendung „Kunst und Medizin“  mit unserer destruktiven Seite auseinandersetzen.

Ausgehend von 

 

Goethes Zitat,

was er seinen Mephisto im Faust sagen lässt:

Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen.

Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,

Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.

Ein wenig besser würd’ er leben,

Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;

Er nennts Vernunft und braucht’s allein

Nur thierischer als jedes Thier zu seyn.

werde ich mich mit

 

Franz Kafkas Erzählung 

Ein Bericht für eine Akademie

 auseinandersetzen. Der ehemalige Affe namens Rotpeter legt einer Akademie einen Bericht über seine Menschwerdung vor, der als Geschichte einer erzwungenen Assimilation und als pädagogische Satire verstanden werden kann. Der Gegenstand des Berichts ist aber nicht, wie von der Akademie gewünscht, die Erinnerung an das äffische Vorleben, sondern die Schilderung des Anpassungsvorganges. Eingefangen von einer Jagdexpedition der Firma Hagenbeck, monatelang gehalten in einem bedrückend engen Käfig auf einem Dampfer, sucht der Affe einen Ausweg. Er ahmt die Menschen nach, weil er so „unbehelligt“ sein will, wie sie es offensichtlich sind. Scheinbar leicht lernt er sinnvolle Gesten und auch das Sprechen. Größte Probleme hat er damit, Schnaps zu trinken. Ein Schiffspassagier erteilt ihm „zu den verschiedensten Stunden“ theoretischen und praktischen Unterricht. So lernt er auch das unter größter Mühe. Mehrfach betont er, dass er nur deshalb Menschen nachahmt, weil er einen Ausweg sucht, nicht jedoch weil er die Freiheit erhofft. Er strebt eine Arbeit im Varieté an und hat dabei „kaum noch zu steigernde Erfolge“. Sein Leben verläuft erfolgreich zwischen Banketten, wissenschaftlichen Gesellschaften und geselligem Beisammensein. Er hat erreicht, was er erreichen wollte und er bescheinigt sich selbst die Durchschnittsbildung eines Europäers.

Das Grenzgängertum zwischen Mensch und Tier beherrscht er offensichtlich virtuos. Nicht so zwei andere Wesen in seiner Umgebung. Sein erster Dresseur, mit dem er wie „rücksichtslos“ lernt, wird selbst fast äffisch und muss zeitweise in eine Heilanstalt. Die kleine halbdressierte Schimpansin, bei der er es sich „nach Affenart wohlergehen lässt“, hat den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick, den er nicht ertragen kann. In meiner weiteren Untersuchung werde ich es aber nicht bei der Satire belassen, sondern den Menschen in seiner gesamten Destruktivität darstellen. Ausgangspunkt ist

 

Freuds Schrift: 

Das Unbehagen in der Kultur

Dieser Essay ist, neben Massenpsychologie und Ich-Analyse von 1921, Freuds umfassendste kulturtheoretische Abhandlung; sie gehört zu den einflussreichsten kulturkritischen Schriften des 20. Jahrhunderts. Thema ist der Gegensatz zwischen der Kultur und den Triebregungen. Die Kultur ist bestrebt, immer größere soziale Einheiten zu bilden. Hierzu schränkt sie die Befriedigung sexueller und aggressiver Triebe ein; einen Teil der Aggression verwandelt sie in Schuldgefühl. Auf diese Weise ist die Kultur eine Quelle des Leidens; ihre Entwicklung führt zu einem wachsenden Unbehagen.Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich dann auch noch auf

 

Arno Plack`s  Werk

Die Gesellschaft und das Böse (1967)

eingehen.  Plack vertritt in seiner Theoriefindung den umstrittenen Ansatz, dass jedes normverletzende Verhalten im Grunde eine fehlgesteuerte Bewältigungsstrategie sei und Verbrechen vor allen Dingen einer psychologischen Deutung bedürften.

Interessiert? Wollen Sie mehr wissen? Ich kann Ihnen meine gesamten Publikationen empfehlen und selbstverständlich die Radiosendung am

Donnerstag, den 15. Januar um 20:00 Uhr bei Radio Rheinwelle 92,5  „Kunst und Medizin“  von und mit 

Dr. med. R. Mathias Dunkel,

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Fr

09

Jan

2015

Gute Vorsätze

Es ist noch keine Zeit für Trauer. Es ist noch Zeit für den Neubeginn!

Was hat man sich nicht nicht alles vorgenommen für das neue Jahr. Vor allem im Silvesterrausch. Weniger oder mal gar keinen Alkohol. Nicht mehr rauchen. Weniger essen. Mehr Bewegung. Dinge angehen. Konstruktive Veränderungen angehen, etc., etc., usw., usw.!

Und nun? Ach es ist doch auch so ganz gut. Davon abgesehen lassen es die derzeitigen Verhältnisse nicht opportun erscheinen, etwas zu verändern. Man ist doch halt ein Gewohnheitstier. Man hat es sich doch so gut eingerichtet in den vertrauten Verhältnissen. Man kennt sich aus. Es ist zwar nicht optimal, aber bekannt. Nun ja, ein Glas Wein oder Bier tut ja ganz gut. Die Zigarette schmeckt halt doch so gut. Was wäre das Leben ohne eine gute und kräftige Mahlzeit. Sport ist bekanntlich Mord! Man will doch nicht zum Selbstmörder werden. Was wäre das Leben ohne die altbekannten Trostmittel? Änderungen sind ungemütlich.

 

Leben ist Veränderung

Heraus aus dem Mief des Altbekannten. Leben ist Fortschritt. Schritt für Schritt, in kleinen freudevollen Schritten vorwärts schreiten. Das macht Freude! Nicht zu viel auf einmal. Nichts überstürzen. Der Weg ist das Ziel. Keine Siebenmeilenstiefel. Keine Verbissenheit. Spielfreude und Interesse sind die Wanderstiefel. Interesse bedeutet mittendrin sein, interessiert. Das bringt den Flow, sogar den Rausch!

 

Berauscht euch! - Gedicht in Prosa

Man muss immer berauscht sein, das ist alles; das ist die einzige Frage. Um die schreckliche Last der Zeit nicht zu spüren, die eure Schultern bricht und euch zur Erde beugt, müsst ihr euch ohne Unterlass berauschen.

Aber woran? An Wein, an Poesie, oder an Tugend, woran ihr wollt, nur berauscht euch! Und wenn ihr manchmal erwacht auf den Stufen eines Palastes, im grünen Gras eines Grabens, und die Trunkenheit ist schon vermindert oder geschwunden, dann fragt den Wind, die Welle, den Stern, den Vogel, die Uhr; fragt alles was flieht, alles was seufzt, alles was rollt, alles was singt, alles was spricht, fragt, wie spät es ist. Und der Wind, die Welle, der Stern, der Vogel, die Uhr werden euch antworten, es ist Zeit, sich zu berauschen; um nicht von der Zeit gequält zu werden, ist es Zeit sich zu berauschen; um nicht gequälte Sklaven der Zeit zu sein, berauscht euch, berauscht euch ohne Unterlass mit Wein, mit Poesie, mit Tugend, womit ihr wollt. 

                                                 Charles Baudelaire

 

Etwas neues lernen ist ein Rausch

Den Zustand des Rausches, der dem Spiel zugeordnet werden kann, kann man nicht durch Arbeit erreichen, denn Arbeit ist Fremdbestimmung, das Spiel ist eigenmotiviert und erzeugt ein Freiheitsgefühl. Wir leben in und mit Illusionen. Im Begriff Illusionen versteckt sich das lateinische Verb ludere. Es bedeutet spielen. Das deutsche Wort spielen leitet sich vom althochdeutschen spil für „Tanzbewegung“ ab. Das Spiel ist eine Tätigkeit, die ohne bewussten Zweck zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung ausgeführt wird. Wenn man das Gedankenspiel betrachtet, so ist keine äußerliche Tat zu erkennen, nichtsdestotrotz ist der denkende Mensch täglich in der äußerlichen Untätigkeit gedanklich tätig. Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von psychomotorischen Fähigkeiten findet durch Spielen statt, sowohl beim Menschen wie auch bei zahlreichen Tierarten. Es ist etwas wunderbares, den Liebestanz der Schwäne zu beobachten, wie sie – ritualisiert - gemeinsam im Wasser miteinander tanzen. Eine Primaballerina schwebt. Sie übt täglich, so wie Eichhörnchen in täglicher Lebensübung über die Äste der Bäume schweben. Leben ist Energieumsatz. So wird Kraft entwickelt. Viele erschöpfte Patienten fragen immer wieder, wie sie denn endlich wieder zu Kräften kommen. Stereotyp antworte ich, meist mit Freude: „Durch freudige Übung!“. Begriffe wie Askese und Exerzitien leiten sich von Übung ab. Wenn man aus der Übung gekommen ist, darf man wieder erneut beginnen. Immer wieder erzähle ich meinen Patienten meinen Standardwitz und kann jedes Mal am meisten darüber lachen: Ein Mann mit einem Geigenkasten steigt in ein Berliner Taxi und fragt den Taxifahrer: „Wie komme ich am schnellsten in die Philharmonie?“ „Üben, junger Mann, immer üben!“ antwortet der Taxifahrer lakonisch. Im Gegenteil zum Spiel steht der Ernst – todernst sagt man. Hunde jagen sich im Spiel hinterher; hier ist es die reine Freude, es wird nicht tödlich - im Gegensatz zur Jagd, wenn ein Beutetier erlegt wird. Man hat sich daran gewöhnt, Tätigkeiten eines Menschen oder eines Tieres als ernst zu bezeichnen, wenn sie zweckgebunden sind. In der Zweckgebundenheit dienen die Tätigkeiten unmittelbar der Existenzsicherung, Notdurft, Suchtbefriedigung, Schadensabwendung oder Schmerzvermeidung. Nichtsdestotrotz kann die Tätigkeit der Tiere, aber auch vieler Menschen, freudevoll ausgeführt werden. Es ist nicht mühselig, sondern spielerisch: man beobachte viele Tiere bei der Nahrungssuche, so z.B. Eichhörnchen, Katzen oder Vögel. Es sieht nicht mühselig aus, sondern es hat einen geschmeidigen, spielerischen Charakter. Ein geübter Jongleur, Zauberkünstler, Pianist, eine Sängerin – alle beherrschen ihr Metier mühelos. 

 

Interessiert? Neugierig?

Ich empfehle mein Buch:

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg.

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Di

06

Jan

2015

Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt

Das ist Sisyphos bei der Arbeit. Er war dazu bestraft worden, einen Fels hochzustemmen, anschließend fiel der Stein wieder herunter und Sisyphos musste erneut beginnen. So wird von vielen Menschen der Alltag empfunden. Wie Sie aus dieser Mühle herauskommen, lesen Sie im Folgenden.

Der Mythos des Sisyphos 

Wenn man so will, so ist unser Dasein absurd. In der Benennung der Absurdität unseres Lebens ist eine Wertung enthalten. Lassen wir die Wertung beiseite, und schauen wir uns Albert Camus Essay Der Mythos des Sisyphos als ein Theaterspiel an, so wie Samuel Beckets berühmtes Theaterspiel Warten auf Godot.Camus entwickelt im Mythos des Sisyphos seine Philosophie des Absurden. Für Camus befindet sich der Mensch in einer absurden Situation. Das Absurde besteht gemäß seiner Sicht in dem Spannungsverhältnis zwischen der Sinnwidrigkeit der Welt einerseits und der Sehnsucht des Menschen nach einem Sinn bzw. sinnvollem Handeln. Ich gestatte mir, wie es heute nahezu jeder Theaterregisseur tut, Camus` Text etwas umzuformulieren, damit die spielerische Lebensfreude besser dargestellt wird: 

 

Die Strafe wird zur Freude verwandelt

So sehen wir, wie Sisyphos` angespannter Körper sich anstrengt, den gewaltigen Stein anzuheben, ihn hinaufzuwälzen und mit ihm wieder und wieder und wieder einen Hang zu erklimmen, wir sehen das Gesicht, die Wange, die sich an den Stein presst, sehen wie eine Schulter den erdbedeckten Koloss abstützt, wie ein Fuß sich gegen ihn stemmt und der Arm die Bewegung aufnimmt, wir erleben die ganz menschliche Sicherheit zweier erdbeschmutzter Hände. Schließlich ist nach dieser Anstrengung, die sich in einem Raum ohne Himmel und einer Zeit ohne Tiefe misst, das Ziel erreicht. Und nun sieht Sisyphos, wie der Stein innerhalb weniger Augenblicke in die Welt hinabrollt, aus der er ihn wieder hoch auf den Gipfel wälzen darf. Er geht in die Ebene hinunter. Während er hinuntergeht, sammelt er Kräfte. Er lockert sich auf. Er atmet durch, entspannt sich, frei von der Last. Die Last wird zur Lust. Diese Stunde, die gleichsam ein Aufatmen ist und ebenso wiederkehrt wie die vorangegangene Kraftanstrengung, ist eine besonders schöne, bewusste Stimmung. Eine Stimmung des Flow. In diesen Augenblicken, in denen er den Gipfel verlässt und Kraft sammelt, ist er seinem Schicksal der Mühe überlegen. Er ist stärker als sein Fels.

 

Der Abstieg kann Erholung sein

Wenn der Abstieg an manchem Tag von Schmerz durchtränkt ist, so kann er doch auch von Freude begleitet sein. Ich stelle mir Sisyphos vor, wie er zu seinem Stein zurückkehrt und der Schmerz von neuem beginnt. Wenn die Bilder der Erde zu sehr im Gedächtnis haften, wenn das Glück zu dringend mahnt, dann steht im Herzen des Menschen die Trauer auf: das ist der Sieg des Steins, ist der Stein selber. Glück und Absurdität sind Kinder ein und derselben Erde. Sie sind untrennbar. Darin besteht die verborgene Freude des Sysiphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. Es gibt kein Licht ohne Schatten, und man muss auch die Nacht kennen. Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf. Er weiß sich als Herr seiner Tage. In diesem Augenblick, in dem der Mensch sich seinem Leben zuwendet, betrachtet Sisyphos, der zu seinem Stein zurückkehrt, die Reihe unzusammenhängender Handlungen, die sein Schicksal werden, als von ihm geschaffen, vereint unter dem Blick seiner Erinnerung und bald besiegelt durch den Tod. Sisyphos findet, dass alles gut ist. Dieses Universum, das keinen Herrn mehr kennt, selbstbewusst ist und voller Selbstvertrauen, kommt ihm weder unfruchtbar noch wertlos vor. Jedes Gran dieses Steins, jedes mineralische Aufblitzen in diesem in Nacht gehüllten Berg ist eine Welt für sich. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen. 

So können wir alle glücklich werden, wenn wir den Fels annehmen und uns als ein konstruktives Spiel vorstellen. So kann man sich die bedrückende Steuererklärung als ein Schachspiel vorstellen, oder das Kofferschleppen, das Umgraben des Gartens. Es ist eine Vorstellung, ob ich etwas als Spiel oder als eine Fron ansehe. Die Vorstellungskraft oder die Einbildungskraft macht uns zu Sklaven oder zu freien Menschen. Wollen Sie mehr darüber wissen, so empfehle ich mein Buch: 

Glücklich ohne Arbeit. Durch Einbildungskraft zum Erfolg. 

(C) Dr. med. R. Mathias Dunkel, 2013.

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Di

30

Dez

2014

Die außergewöhnliche Nichtrauchermethode

Whisky, Zigarren, kein Sport! Mit dieser "Lebensweisheit" ist Churchill zwar relativ alt geworden, war aber in seinem höheren Lebensalter sehr depressiv. Dagegen mein Weg vom Raucher zum Nichtraucher! Der Erfahrungsbericht eines jetzt fitten und nicht mehr fetten nunmehr 70jährigen Nichtrauchers.

 

Das Rauchen abgewöhnen? Nichts einfacher als das. Ich muss es schließlich wissen, denn ich habe es schon tausendmal getan.

Mark Twain

 

Vielen Rauchern geht es so, dass sie sich über kürzere oder längere Zeit das Rauchen abgewöhnen, früher oder später dann aber wieder zur Zigarette greifen und meist noch exzessiver rauchen als vorher. Ich selber habe mehrfach, sicher nicht 1000 aber viele male, mit dem Rauchen aufgehört, jetzt rauche ich schon über 30 Jahre nicht mehr. Deshalb möchte ich mein „Raucher- und Nichtraucherleben“ in  Kürze darstellen, und meine selbst erworbene Kompetenz bezüglich dieser doch sehr ausgeprägten Sucht - sehr viele Studien kommen zu der Erkenntnis, dass es schwerer ist, vom Rauchen wegzukommen als vom Heroin - ausweisen. Ich will nicht meine Suchtbiografie darstellen - dazu gibt es Besseres in der Weltliteratur -, sondern ich will das Thema des Zigarettenrauchens umfassend beschreiben, damit dem Leser deutlich werden kann, dass es sich bei der Aufgabe der Zigarettensucht um eine Lebensaufgabe handelt. Diese Sucht sollte man nicht einfach nur so nebenbei abhandeln.

Meine erste Zigarette habe ich mit 12 oder 13 Jahren bei meinem Großvater in dessen Wohnung auf seiner Toilette geraucht. Er wird  -  wie immer –  seinen  Mittagsschlaf gehalten haben. Üblicherweise rauchte er seine „Verdauungszigarette“ nach dem Essen auf seiner Couch liegend und schlief dann ein. Einer der Familienangehörigen musste immer danach schauen, ob er die Zigarette, bevor er einschlief, auch wirklich im Aschenbecher ausgelöscht hatte. Er pflegte oftmals mit der brennenden Zigarette im Mund - er benutzte immer Zigarettenspitzen - einzuschlafen, so dass die Familie berechtigte Angst haben musste, dass er sich selbst und die Wohnung in Brand setzen könnte. Ich hatte mir aus seinem Zigarettenetui eine Zigarette gestohlen und mich auf die Toilette zurückgezogen und dann meine erste Zigarette geraucht. Mir ist fürchterlich schlecht geworden! Danach habe ich dann erst einmal das Rauchen ad acta gelegt, bis ich mit etwa 15 Jahren bemerkte, wie meine Schulfreunde sich mehr und mehr dem Zigarettenrauchen zuwandten. Wir fuhren mit der Straßenbahn in die Schule. In West-Berlin war es üblich, dass man im Anhänger der Straßenbahn rauchen durfte. Mein Freund Jo war einer der ersten, der die Kunst des Rauchens vorzüglich beherrschte. Ich sehe es noch genau vor mir, wie er - ganz elegant, wie mir erschien - den Rauch inhalierte und dann allmählich ausblies. So begann auch ich dann selber nach und nach regelmäßiger zu rauchen. Ich weiß nicht mehr, ob es mir zu Anfang noch einmal übel erging. Wahrscheinlich war es so. Ich beherrschte diese Kunst dann auch immer besser und wurde recht schnell ein notorischer Raucher wie mein Großvater. Als Jugendlicher unterliegt man der Gefahr, sich Leiden zu verschaffen, deshalb wurde ich ein leidenschaftlicher Raucher. Die ersten Jahre rauchte ich recht bald ca. 20 Zigaretten pro Tag, bevorzugt die besonders starken Marken, um mich besonders maskulin fühlen zu können. Rückblickend würde ich sagen, dass ich sehr süchtig geraucht habe. Damals war ich geprägt von der Atmosphäre des Existenzialismus, Filmen von Jean Luc Godard, vor allem dem Film „Außer Atem“ - ein passender Titel, denn früher oder später geht jedem Raucher mehr und mehr der Atem aus -, in dem Jean Paul Belmondo für mich so vorbildhaft „heroisch“ geraucht hat. Wie gesagt: ich war Zigarettensüchtig, was mir keineswegs bewusst war.

 

Ohne Hilfe aufgehört. Ein hilfloser Versuch!

Mit 20 Jahren habe ich dann immer vorsorglich eine große Menge Zigaretten daheim gelagert. Die Zigaretten waren zum allerwichtigsten Bestandteil in meinem Leben geworden - morgens beim Erwachen war mein erster Griff zur Zigarette -, obwohl ich mit 19 Jahren schon einmal versucht hatte, das Rauchen aufzugeben, was mir nur kurze Zeit gelang. Mit 27 Jahren startete ich dann meinen ersten erfolgreichen Versuch, das Rauchen aufzugeben; es war damals sehr schwer. Ich war mindestens drei Wochen lang hoch aggressiv, und in sehr verzweifelter und schlechter Stimmung - ich habe mitunter regelrecht „rot“ gesehen. Aus heutiger Sicht war es auch deshalb besonders schwer, weil ich nichts weiter geändert habe. Meine sonstigen Lebensgewohnheiten waren  unverändert und ich habe auch nicht nach Alternativen gesucht, um das Rauchen ersetzen zu können. Zu dieser Zeit besuchte ich von 18:00 bis 22:00 Uhr das Abendgymnasium und arbeitete nachts bei einer Zeitung. Ich war in dieser Zeit durch diese Doppelbelastung sehr angespannt. Aber trotzdem wurde ich zu einem konstanten Nichtraucher. Es war das letzte Jahr meines Besuchs des Abendgymnasiums. In diesem Jahr hatte ich sehr viel Schulstoff zu erarbeiten - in einigen Fächern waren meine Leistungen zu diesem Zeitpunkt nicht allzu gut - so dass ich mich sehr unter Druck fühlte und in diesem Jahr in einer eher subdepressiven bis depressiven Stimmung war. Des Öfteren habe ich die schlechte Stimmung mit mehr oder weniger – meist mehr - Bier bekämpft. Vier Monate vor dem Abitur hat dann noch zu allem Überfluss meine damalige Freundin die Beziehung zu mir beendet, was mich sehr erschütterte. Ich war sehr verzweifelt. Deshalb ging ich an einem Nachmittag zielstrebig zum Zigarettenautomaten in der Nachbarschaft  und holte mir die Zigarettenmarke, die ich bis dahin immer geraucht hatte. Ich steckte mir die erste Zigarette an. Das Ergebnis war deprimierend! Erstens wurde mir schlecht, zweitens schmeckte es nicht. Ich war sehr enttäuscht. Im wahrsten Sinne des Wortes hatte ich mich darin getäuscht, das Gefühl der Zufriedenheit und der guten Stimmung zu bekommen, so wie ich es bezüglich meines „fremden, falschen Freundes“ in Erinnerung hatte. Ich wollte aber unbedingt diese altbekannte gute Stimmung durch das Rauchen wieder haben und rauchte daraufhin kräftig weiter, bis es mir dann wieder richtig „gut schmeckte“ und ich mich wieder besser fühlte. Ich rauchte daraufhin etliche Jahre so viel wie nie zuvor. Vor meinem Medizinstudium fuhr ich als Kochsmaat ein paar Monate zur See und rauchte in dieser Zeit sicher 60 Zigaretten pro Tag. Ich hatte wieder den Anschluss an mein Leben zu Zeiten meiner Konditorlehre, die ich mit 17 Jahren begonnen hatte. Samstags morgens um vier - von montags bis freitags begannen wir um 5:30 Uhr zu arbeiten – trank ich mein erstes morgendliches Bier und rauchte die dazugehörige Zigarette. Mein ausbildender Konditormeister hatte so gut wie immer bei der Arbeit - während er zum Beispiel seinen vorzüglichen Blätterteig ausrollte - eine brennende Zigarette im Mundwinkel, trank früh morgens ein Bier und sagte dann nach dem ersten Schluck und dem ersten Zigarettenzug: „jetzt lächelt die Welt wieder!" In der Beziehung war er mir - wie ich damals meinte - ein guter Lehrmeister. 

 

Der endgültige und wirklich erfolgreiche Versuch! Für immer Nichtraucher!

Mit 30 Jahren begann ich, Medizin zu studieren. Vor den so genannten klinischen Semestern überdachte ich mein süchtiges Rauchverhalten immer mehr. Auch meinte ich, dass das Rauchen für einen angehenden Arzt sicher nicht angemessen wäre. Ich litt sehr unter meiner Zigarettenabhängigkeit. Mehrere Monate setzte ich mich intensiv mit dieser Thematik auseinander. In Diskussionen mit Freunden, während wir viel Tee, Kaffee und Wein  tranken und dabei selbstverständlich eine Vielzahl von Zigaretten rauchten, dachte ich darüber nach, wie ich das Rauchen endgültig lassen könnte. Schließlich kam ich zum Entschluss, mit dieser Sucht Schluss zu machen. Diesmal ging ich es besser an als beim ersten Mal. Ich lernte Autogenes Training und Yoga, und beschloss vermehrt Sport zu treiben. Diese Maßnahmen ergriff ich, um etwas zu haben, was mir das Rauchen ersetzen sollte. Ich setzte mir einen festen Termin, an dem ich endgültig meine letzte Zigarette rauchen wollte. Dieser Termin war vier Monate vor meinem Physikum, ein für mich sehr anstrengendes und forderndes Examen, zumal ich bei einem Nichtbestehen vorerst kein weiteres Stipendium bekommen hätte. Ich stellte mir einen Lernplan für das Examen auf und sagte mir, dass ich wenigstens das Projekt des Nichtrauchens geschafft hätte, selbst wenn ich das Examen nicht schaffen sollte. Ich hielt das Nichtrauchen für ein ebenso wichtiges Projekt wie mein Studium. Letztendlich habe ich beides geschafft, das Physikum und für immer - jedenfalls bis zum heutigen Tage - Nichtraucher geworden zu sein!

Ich habe damals noch eine weitere Unterstützung, um Nichtraucher zu werden, genutzt. In einer Zeitung hatte ich oft Anzeigen von einem Psychologen gelesen annoncierte, wie man mit seiner Hilfe und Mittels der Akupressur Nichtraucher zu werden. Diesen Psychologen suchte ich im November 1975 auf. Mit mir waren noch zwei andere Teilnehmer zu diesem Termin erschienen, ebenfalls um das Zigarettenrauchen zu beenden. Der Psychologe hielt einen kleinen Vortrag über die Schädlichkeit des Rauchens. Schließlich trat der Psychologe hinter einen der anderen Teilnehmer und drückte ihm seinen Zeige- oder Mittelfinger in den Nacken und der werdende Nichtraucher musste mehrfach laut schreien: „Ich will nie mehr rauchen!“ Diese Prozedur wurde mehrfach wiederholt, auch bei dem anderen Teilnehmer. Auch ich unterwarf mich dieser Vorgehensweise und schrie mehrfach sehr laut: „Ich will nie mehr rauchen!“ Dabei hielt mich der Psychologe immer wieder dazu an, noch lauter zu schreien und presste einen seiner Finger immer stärker in meinen Nacken. Ich bezahlte ihm dann, wie vereinbart, 50 DM, was damals viel Geld für mich war; ich bekam damals ungefähr 450 DM Stipendium pro Monat. Ich legte dann meine letzte Zigarettenschachtel in einen eigens dazu bereitgestellten Korb und dachte noch, ob der Psychologe die Zigaretten dann weiter verkaufte oder selber rauchte, was mir aber egal war. Von dieser Stunde an habe ich bis zum heutigen Tage tatsächlich nie mehr geraucht. Trotzdem träumte ich aber noch oft, dass ich rauchte, ich schweiß gebadet aufwachte und völlig entsetzt war, doch wieder geraucht zu haben, bis mir klar war, dass es nur ein Traum, ein Alptraum war!

 

Der Erfolg!

Nunmehr ist es über 30 Jahre her, dass ich meine letzte Zigarette geraucht habe. Ich bin sehr zufrieden, ein abstinenter Raucher geblieben zu sein. Ich bezeichne mich so, weil ich meine, und nicht nur ich meine das so, sondern die Vielzahl der Wissenschaftler, Ärzte und meisten Therapeuten sind einig darüber, dass ein Mensch, der einmal süchtig war, bzw. ein süchtiges Verhalten an den Tag gelegt hat, grundsätzlich immer wieder rückfällig werden kann.

Zugegeben: Es war sehr schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe ca. fünf Jahre benötigt, um das Thema für mich selber einigermaßen aus meinem vorherrschenden Denken zu bekommen. Darüber hinaus habe ich zuerst einmal mehr Alkohol als vor der Zigarettenabstinenz getrunken. Damals hatte ich die entsprechenden Sprüche für mich, dass die Summe aller Laster immer konstant bleibe und ich meinte, dass mir der Wein noch besser schmeckte als vorher. Ich habe in Freiburg im Breisgau studiert; Wein gilt dort als die Muttermilch der Universität. Ich sah mich als so genannten Genusstrinker und war ziemlich jeden Abend „weinselig“. Trotzdem fühlte ich mich relativ fit, auch deshalb, weil ich kein Auto besaß und täglich mindestens 50 Kilometer Fahrrad fuhr und ziemlich exzessiv Karate betrieb. 

Da ich mein Medizinstudium zu Ende bringen wollte und musste, beschloss ich ein halbes Jahr vor dem vorletzten, sehr schwierigen Staatsexamen, dann auf jeglichen Alkohol zu verzichten, damit ich die dann frei werdenden Abende und Nächte zum Lernen nutzen konnte. Sobald ich den ersten Schluck Wein getrunken hatte, begann für mich der „Feierabend“, wobei ich dem Lernstoff für das Medizinexamen damals nichts Feierliches abgewinnen konnte. Ich habe diesen Entschluss durchgehalten und mein zweites medizinisches Staatsexamen bestanden. In diesem halben Jahr habe ich die sehr gute Erfahrung gemacht, dass mir das Leben ohne Wein „auch“ Freude bereitete. Ich hatte mir - trotz des gigantischen Lernpensums sehr gute Lebensbedingungen verschafft: ich wohnte in einem einsamen Bauernhof  25 Kilometer von Freiburg entfernt und besaß nach wie vor kein Auto, weshalb ich täglich 50 Kilometer, manchmal sogar 60 bis 80 Kilometer Rennrad fuhr. Auch in den Jahren zuvor bin ich sehr viel mit dem Rennrad unterwegs gewesen, mehrfach bis zum Mittelmeer, einmal bin ich innerhalb von einer Woche von Basel nach London geradelt, um zu einem bestimmten Zeitpunkt eine mir sehr wichtige Verabredung einzuhalten. Durch diesen schon manchmal etwas exzessiv betriebenen Sport, der das Spielerische – Sport heißt ja im eigentlichen Sinne Spiel - mit dem Nützlichen verband, benötigte ich offensichtlich keine beruhigenden Psychopharmaka, wie es Nikotin und Alkohol sind oder sein können. Zehn Jahre lebte ich ohne Alkohol und auch ohne Nikotin. Im Jahr 1989 nahm ich dann an einer Weinprobe für Ärzte im Weinkeller der Residenz in Würzburg teil. Dies ist ein riesiger Weinkeller, in dem wohl mehr als 500.000 Liter Wein gelagert werden können. Dieser Wein - guter Frankenwein - schmeckte mir wieder sehr gut und versetzte mich in noch bessere Stimmung, als schon vorhanden. Also wurde der Wein allmählich schleichend erneut ein nahezu ständiger abendlicher Begleiter meines Lebens, das sich jetzt aber gegenüber meiner Studentenzeit deutlich verändert hatte. Mein Sohn wurde in diesem Jahr geboren, ich gründete meine eigene Praxis und war in weitere berufliche Aufgaben eingespannt. Ich besaß auch ein Auto, die Ideologie des Fahrradfahrens konnte von mir daraufhin leider nicht mehr aufrechterhalten werden. Mitunter war ich Tag und Nacht beschäftigt, zumal mein kleiner Sohn nachts häufig erwachte und mich dabei weckte. Während er dann relativ schnell wieder einschlafen konnte, war ich endgültig wach und bereitete Vorträge vor, las und „beruhigte“ mich, mehr oder weniger unbewusst, vermehrt mit Rotwein und „gutem“ (eher sehr kalorienreichem) Essen. Körperliche Bewegung war fast nur noch an den Wochenenden mit etwas längeren Wanderungen möglich. Autogenes Training oder Yoga waren unterdessen aus meinem Lebensprogramm ebenfalls schleichend verschwunden. Dies war umso bedauerlicher, da ich mich mit beiden Meditationstechniken sehr wohl gefühlt hatte und in meine Balance gekommen war.

Trotzdem war es ein „gutes Leben“, das ich führte, wie es allgemein üblich ist. Genauso „normal“ wurde ich aber auch, indem ich allmählich immer mehr an Körpergewicht und Körpervolumen zunahm. Ich habe das im wahrsten Sinne des Wortes mit entsprechender Kleidung kaschiert, auch und vor allem vor mir selbst. Schlussendlich benötigte ich Kleidergröße 56. Gewogen habe ich mich wohlweislich in dieser Zeit nicht. Ich nehme aber an, dass ich bei einer Körpergröße von ca. 180 Zentimetern ca. 120 bis 125 Kilogramm gewogen haben werde!

Im Herbst 1998 begann ich dann, nachdem ich einen Vortrag von Herrn Brooks, einem Psychiater der sich über die Anwendung von Sport bei psychiatrischen Patienten habilitiert hat, gehört hatte, dass regelmäßiger Sport zu einer besseren psychischen Stimmung führt, alltäglich wenigstens eine halbe Stunde, zuerst ganz langsam zu joggen. Gleichzeitig stellte ich meine Ernährungsweise um, aß sehr viel Obst und sehr viel Gemüse, um auf diese Weise mit einem großen Volumen an Nahrung weniger Kalorien aufzunehmen. Ich aß auch weiterhin kalorienreiche Lebensmittel, aber deutlich weniger als zuvor. Inzwischen habe ich auch mein Essverhalten verändert, indem ich deutlich langsamer esse und auch viel kleinere Portionen zu mir nehme. Ich habe mein „Stressessen“ allmählich aufgeben können. Mitunter treibe ich zwei bis dreimal pro Tag Sport, meist eine Einheit von ca. einer halben Stunde. Aber wenigstens fast immer einmal pro Tag auf alle Fälle eine halbe Stunde; Joggen, Heimrudergerät, Punchingball oder Gerätetraining. Des Weiteren gehört das Autogene Training wieder zu meinem festen Tagesprogramm, demnächst will ich auch Yoga wieder zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Lebens werden lassen. Meine Kleidergröße ist inzwischen auf Größe 50 zurückgegangen, während mein Körpergewicht nunmehr unter 95 Kilogramm angelangt ist. Das Körperfett ist deutlich weniger geworden, dafür haben sich aber mehr Muskeln gebildet, die nun mein Körpergewicht vermehrt haben. Das Körpervolumen an Fett wird nach wie vor geringer. Theoretisch und praktisch ist das völlig klar, denn Muskeln wiegen schwerer als Fett. Also stelle ich mich vorerst wieder nur noch selten auf eine Körperwaage. Ohne mich zu wiegen, führe ich aber dennoch ein ausgewogenes – und vor allem – ein zufriedenes, mitunter sogar glückliches Leben, ohne zu rauchen, ohne Alkoholkonsum und ohne esssüchtiges Verhalten. Ich könnte allenfalls noch sagen, dass ich arbeitssüchtig wäre, wenn ich das Gefühl hätte, dass ich arbeite. Obwohl ich Geld mit meinen beruflichen Aufgaben verdiene, bezeichne ich mich im alten Wortsinn als Amateur. Mit diesem Begriff bezeichnete man früher den Liebhaber. Ich kann sagen, dass ich das Leben ohne Zigarettensucht noch mehr liebe und genieße. Sicher bin ich immer noch süchtig! Sehnsüchtig! Das ist wohl die Hauptsucht aller Menschen! 

Staat zu rauchen fahre ich mit dem Mountainbike, rudere auf dem Rhein, lerne bei einem Shaolin-Mönch Kung Fu, etc.

Ich würde sagen, dass ich sehnsüchtig danach bin, ein glückliches Leben führen zu wollen. Die Sehnsucht hat das Recht immer auf ihrer Seite! 

  

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Ich empfehle mein Buch 

Nichtraucher werden - und bleiben.

 

Oder, noch besser, Sie besuchen meine Nichtraucherseminare!

 

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Di

30

Dez

2014

Abnehmen, aber Richtig!

Wir sind übergewichtig! Es hilft keine Diät, sondern nur die Diätetik: die vergnügliche Lebensumstellung einer Lebensfreude. Keine Arbeit, sondern Lebenslust. Keine Strafe, sondern Therapie.

„Ein Mops kam in die Küche, und stahl dem Koch ein Ei.

Da nahm der Koch den Löffel und schlug den Mops zu Brei.

Da kamen viele Möpse und gruben ihm ein Grab. 

Und setzten drauf ’nen Grabstein, worauf geschrieben stand:

Ein Mops kam in die Küche …“

 

Altbekanntes Lied unbekannter Herkunft

 

Man nannte mich daheim Möpschen. Zu diesen Namen kam ich, weil ich als Kleinkind, obwohl im Sommer 1944 geboren, sehr pummelig war. Auch als ich dann in meiner weiteren Kindheit relativ dünn war, blieb es bei diesem Namen. Als Kind war ich regelrecht naschsüchtig, so dass meine Mutter den Küchenschrank abschloss, wenn sie mich 

alleine ließ. Ich fand allerdings das Versteck immer und tat mich an den vorhandenen Nahrungsmitteln gütlich. Umso beschämender war es, dass ich während meiner begin-nenden Pubertät – nicht zuletzt wegen meiner deutlichen Esssucht – wieder molliger und von den Klassenkameraden „Dicker“ genannt wurde. Unentwegt versuchte ich mehr oder weniger unbewusst, meinen Bauch einzuziehen, wodurch ich mich insgesamt verspannte. Schlanker wurde ich erst, als ich recht früh mit dem Rauchen begann, welches mir wohl auch dabei geholfen hat, nach Beginn meiner Konditorlehre nicht allzu dick zu werden. Diese Berufswahl hatte wohl auch mit meinem unersättlichen Drang nach Essen zu tun. Ich lief durch die Backstube und aß fast zwanghaft die verlockenden Süßigkeiten. Aufgrund der gleichzeitig zu leistenden schweren körperlichen Tätigkeiten, wie z. B. Mehl- und Zuckersäcke schleppen, die schweren Backbleche putzen, die Asche aus dem Kohleofen ziehen, diesen selbstverständlich auch heizen, sowie wegen meiner Fahrten mit dem Fahrrad und einem gleichzeitigen Judo- und Boxtraining wurde ich eher muskulös als dick. Aufgrund meines damaligen schlechten Lebenswandels, und vor allem aufgrund eines permanenten Schlafmangels erlitt ich eine psychotische Episode. Deshalb wurde ich mit einer falschen psychiatrischen Diagnose längere Zeit mit Neuroleptika behandelt, wodurch ich dann sehr fett wurde, und immer zwanghafter essen musste, was durch diese Medikamente induziert wurde.

 

Bewegung aus Freude

Mit 25 Jahren begann ich den Besuch eines Abendgymnasiums. Um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, nahm ich viele Jobs an, die sich durch ein intensives körperliches Training auszeichneten. Ich trug Kohlen aus, wobei ich leidenschaftlich den Schulterwurf des Judo übte, oder stapelte Zweizentnersäcke im Hamburger Hafen. Dabei habe ich selbstverständlich sehr viel gegessen und es mir angewöhnt, hochkalorische Nahrung zu mir zu nehmen, die ich bei diesem ausgeprägten Sportprogramm auch benötigte. Mit 30 Jahren begann ich Medizin zu studieren. Ich wollte nicht für ein Auto arbeiten gehen, sondern kaufte mir ein Rennrad und mietete eine Wohnung weiter außerhalb, weil sie dort preiswerter war. Meine dadurch vorgegebene Fahrradstrecke betrug täglich ca. 50 km, was ich als Basistraining ansah. In den Semesterferien radelte ich nach Südfrankreich und war bei der Weinernte als Träger tätig, wo ich täglich zwischen fünf und 7 t Trauben schleppte. Einmal fuhr ich mit dem Fahrrad von Basel nach London innerhalb von sieben Tagen (über den Kanal selbstverständlich mit dem Fährschiff). Als zusätzlichen Sport betrieb ich noch Karate. Kontinuierlich aß ich selbstverständlich sehr viel und nahm kalorienreiche Lebensmittel zu mir. Ich war stolz darauf, als „barocker Mensch“ von meinen Freunden angesehen zu werden, in Frank-reich nannten mich die Freunde „Garguantua et Pantagruel“ nach den gleichnamigen Vielfraßen des Humanisten Rabelais. Ich aß offensichtlich so viel, dass man mir den Namen von Vater und Sohn verpasste. Damals sah ich noch nicht so aus, wie Rabelais die beiden beschrieb; ich aß oder „fraß“ nur gewaltige Mengen. 

 

Rückfall

Mit ca. 40 Jahren ließ sich mein Training nicht mehr aufrechterhalten, da ich als Assistenzarzt meine Ausbildung in der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie durchführte. Mit 32 Jahren hatte ich das Rauchen aufgegeben und somit auch noch mehr gegessen als vorher. Allmählich veränderte sich meine Lebensweise dahingehend, dass ich immer weniger trainierte, aber mein Essverhalten beibehielt. 1989 wurde mein Sohn geboren, der in den ersten Jahren nachts häufig wach wurde und um den ich mich kümmerte. Während er dann relativ schnell wieder einschlafen konnte, war ich endgültig wach und bereitete Vorträge vor, las und „beruhigte“ mich, mehr oder weniger unbewusst, vermehrt mit Rotwein und „gutem“ (eher kalorienreichem) Essen. Je müder ich war, desto mehr aß ich. Ich besaß auch ein Auto; die Gewohnheit des täglichen Fahrradfahrens konnte ich aus Zeitgründen nicht mehr aufrechterhalten. Körperliche Bewegung war fast nur noch an den Wochenenden mit etwas längeren Wanderungen möglich. Autogenes Training oder Yoga waren unterdessen aus meinem Lebensprogramm ebenfalls schleichend verschwunden. Dies bedauerte ich umso mehr, als ich mich mit beiden Meditationstechniken sehr wohl gefühlt hatte und in meine Balance gekommen war. Als ich dann 1990 meine Praxis gründete und außerdem noch an den Wochenenden viele Seminare für Ärzte abhielt, hatte ich immer weniger Zeit, mich zu trainieren. Je eingespannter ich war, desto mehr aß ich. Nachträg-ich wurde mir klar, dass ich ein regelrechter Stressesser geworden war. Ich habe mich bewusst nie überfordert gefühlt, habe mich aber mit übermäßigem, hochkalorischem Essen unbewusst beruhigt.

Allmählich nahm ich immer mehr an Körpergewicht und Körpervolumen zu. Ich habe das im wahrsten Sinne des Wortes mit entsprechender Kleidung kaschiert, auch und vor allem vor mir selbst. Schlussendlich benötigte ich Kleidergröße 56. Gewogen habe ich mich wohlweislich in dieser Zeit nicht. Ich nehme aber an, dass ich bei einer Körpergröße von ca. 180 Zentimetern ca. 120 bis 125 Kilogramm gewogen habe!

 

Der Durchbruch!

Im Herbst 1998 begann ich, nachdem ich bei einem Vortrag von Andreas Broocks, einem Psychiater der sich über die Anwendung von Sport bei psychiatrischen Patienten habilitiert hat, gehört hatte, dass regelmäßiger Sport zu einer besseren psychischen Stimmung führt, alltäglich mindestens eine halbe Stunde, zuerst ganz langsam, zu joggen. Gleichzeitig stellte ich meine Ernährung um, aß sehr viel Obst und sehr viel Gemüse, um auf diese Weise mit einem großen Volumen an Nahrung weniger Kalorien aufzunehmen. Ich aß auch weiterhin kalorienreiche Lebensmittel, aber deutlich weniger als zuvor. Inzwischen habe ich auch mein Essverhalten verändert, indem ich deutlich langsamer esse und auch viel kleinere Portionen zu mir nehme. Ich habe mein „Stressessen“ allmählich aufgeben können. Mitunter treibe ich zwei- bis dreimal pro Tag Sport, meist eine Einheit von ungefähr einer halben Stunde, aber auf alle Fälle einmal pro Tag eine halbe Stunde Joggen, das ich beibehalten habe. Dazu gekommen sind Heimruder-gerät, Punchingball oder Gerätetraining. Des Weiteren gehört das Autogene Training wieder zu meinem festen Tagesprogramm, auch Yoga ist erneut zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Lebens geworden. 

Meine Kleidergröße ist inzwischen auf Größe 50 zurückgegangen, während mein Körpergewicht nunmehr unter 95 Kilogramm angelangt ist. Das Körperfett ist deutlich weniger geworden, dafür haben sich aber mehr Muskeln gebildet, die nun mein Körpergewicht vermehrt haben. Das Körpervolumen an Fett wird nach wie vor geringer. Theoretisch und praktisch ist das völlig klar, denn Muskeln wiegen schwerer als Fett. Also stelle ich mich vorerst wieder nur noch selten auf eine Waage. Ohne mich zu wiegen, führe ich dennoch ein ausgewogenes und – vor allem – ein zufriedenes, mitunter sogar glückliches Leben, vor allem ohne esssüchtiges Verhalten. Ich esse nach wie vor relativ viel, aber vornehmlich Obst und Gemüse, so dass ich niemals Hunger habe oder das Gefühl, einen Mangel zu erleiden. Denn ich esse das beste Obst, welches mir am besten schmeckt, und koche mir im Wok gutes Gemüse, welches ich delikat würze, und außerdem bereite ich mir schmackhaften Salat. Mitunter esse ich auch noch Kalorienbomben jeglicher Art, aber eben nicht mehr vorrangig. Unterdessen bekommt es mir immer weniger, so dass diese Ausflüge ins Schlaraffenland seltener bzw. die „Bomben“ immer kleiner werden.

Ich freue mich auf meinen täglichen mittäglichen Parcours des Joggens, rudere zweimal in der Woche auf dem Rhein; wenn es das Wetter nicht zulässt, trainiere ich mit einem Heimrudergerät. Außerdem benutze ich immer öfter mein Fahrrad. Mein immenser Speckmantel hat sich stark zurückgebildet und schmilzt noch weiter zusam-men. Die letzte Bastion bildet noch der Bauch, der sich aber ebenfalls zurückbildet. Diese Lebensweise versuche ich auch alltäglich meinen Patienten zu vermitteln und möchte diese Form von Lebens- und Esslust mit dem vorliegenden Text publik machen.

 

Umfassendere Informationen zu diesem Thema finden Sie in allen meinen bisherigen Publikationen.

 

 

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Mo

29

Dez

2014

Glücklich ohne Arbeit

Früher haben nur die Sklaven gearbeitet. Arbeit war eine Schande! Heutzutage ist es eine Schande, keine Arbeit zu haben. Aber: Arbeit macht nicht frei, sondern Arbeit macht krank, was das allgemeine Burn-Out-Syndrom darstellt. Wie Sie sich von der Arbeitsfron befreien können, wird nachfolgend beschrieben.

Glücklich ohne Arbeit. Provokation, Utopie oder Realität?!

 

Der Psychosomatiker Dr. med. R. Mathias Dunkel trifft zielgenau unseren Zeitgeist. Sein jüngstes Buch ist eine präzise Analyse unserer Lebensverhältnisse und zeigt realistische Lösungen. Eine an- und aufregende Gesellschaftskritik.

 

„Nun“, sagte ich, „wenn ich ein Taugenichts bin, so ist’s gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen.“ Mit dem „Leben eines Taugenichts“ des Romantikers Freiherr Josef von Eichendorff lässt  R. Mathias Dunkel sein Buch „Glücklich ohne Arbeit“ beginnen. Dieses amüsante, ideenreiche, interdisziplinäre und sehr spannend geschriebene Buch lässt sich genauso wenig einordnen wie sein Autor. Dieser, ein jetzt 70jähriger sportlicher, athletischer (bis auf seinen hervorragenden Bauch, wie er zu betonen pflegt) und sehr jung und lebendig wirkende Mann, blickt auf ein sehr buntes – und gar nicht so dunkles, wie sein Name glauben macht – Leben zurück und will weiterhin viel bewirken, denn Senat bedeute der „Rat der Alten“.  Dunkels Leben wirkt wie ein Abenteuerroman: Er wuchs im zertrümmerten West-Berlin der Nachkriegszeit auf. Seine ersten Lebensmonate vornehmlich im Luftschutzkeller. Später, nachdem man ihn auf dem Gymnasiums nicht mehr haben wollte, erwarb er, weiterhin ohne Schularbeiten anzufertigen, den Realschulabschluss. Angeregt durch Thomas Manns  „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ wollte er eine Karriere im Hotelfach beginnen und lernte zunächst Konditor, was wohl nicht so süß war wie es klingt: Während seiner Lehrzeit erlitt er durch ausgeprägten Schlafmangel und ein exzessives Leben eine psychotische Episode und wurde daraufhin für insgesamt 1,5 Jahre als Patient in der Psychiatrie mit der Fehldiagnose Schizophrenie behandelt. Die Abschlussberichte seiner Klinikaufenthalte ließ er sich dann später von seinem damaligen behandelnden Psychiater aushändigen und publiziert sie im vorliegenden Buch mitsamt der Entschuldigung dieses Arztes für dessen psychiatrische Behandlung. Sehr spannend und anrührend beschreibt Dunkel, wie er sich aus dem Labyrinth der Psychiatrie befreite, ähnlich wie Kafkas Affe in der Erzählung „Ein Bericht für eine Akademie“, der nie Freiheit suchte, sondern immer nur einen Ausweg.

 

Dunkels Stationen des Auswegs 

Stationen der Auswege dieses abenteuerlichen Psychosomatikers waren Tätigkeiten als Konditor, Reise- und Fremdenführer, Koch, Kellner, Zeitungsverkäufer, Bürobote beim „Berliner Tagesspiegel“, Bauarbeiter, „Docker“ im Hamburger Hafen, Kochsmaat auf großer Fahrt zur See, Tätigkeiten bei den „Lübecker Nachrichten“ im Vertrieb und in der Rotation, Abitur auf dem Abendgymnasium und schließlich Studium der Humanmedizin und Kunstgeschichte. Er war Assistenzarzt in der Urologie, Unfallchirurgie und in der Psychiatrie. Schon lange ist er in eigener Praxis niedergelassen und anerkannter Weiterbildungsleiter, sowie Supervisor und Coach in verschiedenen Organisationen verschiedener Berufsfelder. Faul war  er wohl offensichtlich nie, aber er habe nie gearbeitet, sondern war und ist – wie er betont - spielerisch tätig. So kenntnisreich, bunt und witzig wie sein Lebenslauf ist das vorliegende Buch geschrieben. Die Realität der Arbeitswelt wurde für ihn als 17jährigen in der Konditorlehre zum Schock; er wurde von den Kollegen gehänselt, erfuhr sich selbst als vollkommen wertlos und erlitt eine psychotische Episode, was ihn in eine psychiatrische Klinik brachte. Dort hatten die Seelenärzte wenig  Verständnis für ihn und traktierten ihn mit hochpotenten Psychopharmaka und vor allem der „Arbeitstherapie“. Er habe sich seelisch nahezu vernichtet gefühlt. Um die Wiedererlangung von Selbstwertgefühl und Lebensfreude geht es vornehmlich in seinem Buch. Er ist zutiefst davon überzeugt, dass das Leiden seiner Jugendjahre wie dasjenige vieler seiner heutigen Patienten auf die Unterscheidung von Frei- und Arbeitszeit zurückzuführen ist. Er geht der Wortgeschichte des Arbeitsbegriffs nach.

 

Unterscheidungen von Arbeit, Faulheit und Tätigkeit

Die Brüder Grimm definieren „Arbeit“  als Mühe, Beschwernis oder Leiden und verweisen auf die gemeinsame Herkunft mit „rabota“, was Mühsal oder Sklaverei bedeutet. In seiner Tour de Force dieser komplexen Thematik erinnert der Autor an Jesu’ Bergpredigt und spricht von ihr als einem historischen Donnerschlag: Jesus wollte die Menschen vom Joch der Arbeit befreien und ihnen Sorglosigkeit lehren sowie unbeschwerte Gegenwärtigkeit. „… was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.“ Der Protestantismus verkehrte die Aussagen der Bergpredigt mit seiner Prädestinationslehre  ins Gegenteil: Da die Absichten Gottes den Menschen verborgen bleiben, müsse jeder im Sinne einer tugendhaften Lebensführung handeln, als ob er von Gott auserwählt sei. Unbändiger Fleiß, individueller und wirtschaftlicher Erfolg könnten in der Folge als Zeichen für den  Gnadenstand gewertet werden und zeugen von der Prädestination des Individuums. Somit wurde Arbeit zum erstrebenswerten Ideal und zum Sinn des Lebens erhoben. Karl Marx beschreibt schließlich eine Gesellschaft, in der nur der Geldbesitzer etwas gilt, mag er noch so hässlich sein, in welcher alles auf Ausbeutung durch Arbeit abzielt und auf Vermehrung des auf Arbeitsleistung beruhenden Kapitals. Dunkel zitiert sogar Marx’ vergessenen Schwiegersohn Paul Lafargue und dessen witzige Streitschrift „Das Recht auf Faulheit“ und zeichnet nach, wie der arbeitsame bürgerliche Geldadel den nicht arbeitenden Hofadel in seiner Macht allmählich ablöst. Sogar Gefühle werden zur Arbeit, wenn der Psychoanalytiker Sigmund Freud von Trauerarbeit spricht und heutzutage „Gefühle durchgearbeitet“ werden. Der Utilitarismus ist unser heutiges Selbstverständnis. Nietzsche zitierend weist der Autor nach, dass es zur Umwertung der Werte gekommen sei und beschreibt, wie die arbeitsscheuen Nazis, die den arbeitslosen Menschen Arbeit in den Arbeits- und Konzentrationslagern verschafften, und am Eingang ihrer Konzentrationslager „Arbeit macht frei“ plakatierten. Etwa zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes, dem so genannten Arbeiter- und Bauernstaat, in dem es offiziell keine Arbeitslosigkeit gab, wurde eines dieser Schilder verstohlen gestohlen. Die Auszeichnung „Held der Arbeit“ wurde von der Herrschenden Klasse, den Funktionären, in dem verfaulten Staat der DDR, in dem nur wenig funktionierte, verliehen. Arbeiteten diese? Oder ließen sie nicht lieber – wie immer in der überlieferten Geschichte - andere arbeiten? Es wird nachgewiesen, dass die heutige Gesellschaft im Bann des abstrakten Fetischs der Arbeit steht. So ist die gesellschaftlich prägende Schule zu einem Ort geworden, an dem alles Spielerische verlorengegangen ist, und den Kindern der berüchtigte Ernst des Lebens eingebläut wird. So wird auf Hermann Hesses stark autobiografischen Roman „Unterm Rad“ verwiesen, in dem die Folgen derartiger Zuchtanstalten beschrieben werden. Hier setzt der Psychosomatiker Dunkel an, weil er weiß, dass eine Gesellschaft, die derlei rigiden Prinzipien folgt, letztlich dazu verurteilt ist, seelisch zu verkümmern und psychosomatisch – also gleichzeitig seelisch und körperlich - zu erkranken. Heute werden die Schüler mit der Pisa-Studie gepiesackt.

 

Die Freiheit liegt in der Fantasie

Neben vielen weiteren sehr interessanten Bezugnahmen auf Literatur schildert der Psychosomatiker verschiedene sehr spannende Fallgeschichten, die wie Kurzgeschichten zu lesen sind. Da sind Patienten, die in der ständigen Anspannung leben, immer die Besten sein zu müssen, und tiefe Ängste haben, nicht mehr leistungsfähig und damit wertlos zu sein. Sie können sich nicht mehr an kleinen Schritten erfreuen, wollen stets ans Ziel gelangen und immer effizient sein. Viele werden arbeitsunfähig und klagen unter anderem über Rückenschmerzen. Ihnen sucht der Therapeut zu vermitteln, der auch ein Buch über die Psychosomatik des Rückenschmerzes geschrieben hat, Tätigkeiten wieder spielerisch aufzufassen. Man dürfe wollen; kein Mensch muss müssen, betont er, Lessings Nathan den Weisen zitierend. Dem Autor geht es um die spielerische Lebensfreude, um Kampf- und Liebeskunst! Tätigkeit könne lustvoll werden und das Selbstwertgefühl heben, wenn nicht die Pflicht im Vordergrund steht. Der spielerische Umgang mit sich selbst und dem Alltag darf dabei sowohl auf körperlicher als auch geistiger, also psychosomatischer Ebene erlernt werden. Dunkel treibt selbst täglich ausgiebig mit großer Freude Sport – keinen Leistungssport - und empfiehlt seinen Patienten ebenfalls regelmäßige und häufige Bewegung. Und ebenso wichtig ist ihm die mentale Veränderung. Ausführlich und sehr eigenwillig interpretiert er das Märchen vom „Hans im Glück“, der sein Hab und Gut immer wieder eintauscht, bis er am Ende nichts mehr hat, aber sein wahres Glück macht, weil er sich selbst davon überzeugen kann, dass er den besseren Teil erwählt hat. Mit Fantasie, respektive der Einbildungskraft erschafft man sich seine konstruktive, positive Welt. Ein sehr anregendes, gehaltvolles sehr spannendes Sachbuch – eher ein gesellschaftspolitischer Krimi, in dessen Bann man gezogen wird: Ein Buch, das viele Leser verdient hat.

 

B. Christine Schneider

Dr. med. Rainer Mathias Dunkel: Glücklich ohne Arbeit. Mit Einbildungskraft zum Erfolg.

© Dr. med. Rainer Mathias Dunkel, Wiesbaden 2013.

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